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Im Schatten des Dämons

Im Schatten des Dämons

Titel: Im Schatten des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Brot.
    Doch Robert war anscheinend nicht in
Telefonnähe.
    Die Leitung blieb offen.
    Kathi sagte nichts, aber ihr schwerer
Atem war zu hören.
    Tim klopfte weiter.
    Jetzt würde es wohl reichen.
    Er hielt inne damit.
    „Ich“, sagte er dumpf, „dein Dämon. Du
kennst den Befehl. Gehorche! Sonst erstickst du.“

    Und jetzt, dachte Tim, probiere ich ein
Interview.
    „Hörst du mich?“ fragte er.
    „Ja.“
    Kathis Stimme klang entrückt. Als hätte
die Frau von Mallorca geträumt und wäre noch nicht aufgewacht.
    „Du weißt, was du tun sollst?“
    „Ja.“
    „Sag es!“
    „Ich hebe das Geld vom Konto ab.“
    „Alles?“
    „Ja, alles.“ Die Stimme summte. „Alles
Geld, das wir für unser Haus erhalten.“
    „Und dann?“
    „Ich bringe es in den Frischmeier-Park
und lege es unter die Steinplatte hinter der Bank.“
    „Ich ändere den Befehl“, sagte Tim:
„Das Geld bleibt auf dem Konto. Verstanden?“ Als er weitersprach, gab er die
dumpfe Verzerrung auf und sprach mit normaler Stimme. „Heh, Kathi Wihold!
Wachen Sie auf! Aufwachen! Der blöde Dämon ist weg, die Hypnose beendet.
Aufwaaaaachen!“
    Er hörte Hals-Geräusche, die nicht
eindeutig waren, sondern eine Mischung aus Erstickungshusten, Schluckauf und
Schreck-Atem.
    Dann zitterte Kathis Stimme in der
Leitung.
    „Ha...hahhhllo...? Ist da wer?“
    „Ich bin’s, Frau Wihold. Tim.“
    „Tim?“
    „Sind Sie aufgewacht?“
    „Was... war da eben?“
    „Das ist nicht ganz einfach zu
erklären. Sie erhielten den Anruf Ihres Dämons. Erinnern Sie sich? Ja? Gut!
Dann wirkt der einprogrammierte Vergessensbefehl nicht mehr. Die Bewandnis ist
die: Jemand, der Sie hypnotisiert, pflanzt Ihnen einen posthypnotischen Befehl
ein. Also einen, der nachwirkt. In Ihrem Fall besagt der Befehl: Sie sollen alles
Geld, das Sie für den Hausverkauf erhalten, vom Konto nehmen und zu einem
,Toten Briefkasten 1 bringen. Der Befehl soll zu gegebener Zeit
ausgelöst werden, wenn ein bestimmter Anruf kommt. Das Pochen versetzt Sie in
Trance, und schon hätte der Gangster leichte Hand. Aber jetzt, Frau Wihold,
wissen Sie Bescheid.“
    „Um Gottes willen! Ich verstehe kein
Wort.“
    „Dann nochmal“, meinte Tim und erklärte
ausführlicher — mit allen Details.
    Allmählich begriff sie.
    Damit stellte sich Entsetzen ein.
    „Nicht die Nerven verlieren!“ mahnte
Tim. „Wir haben ja jetzt die Sache im Griff.“
    „Aber, Tim, nur Dr. Prunk hypnotisiert
mich. Sonst niemand.“
    „Und den Saukerl verdächtigen wir auch,
daß er als Dämon bei Ihnen und anderen sein Unheil anrichtet. Dabei geht’s um Kohle.
Dieser Quacksalber scheint ein ganz schlimmer Beutelschneider zu sein — auf
besondere Art. Damit umgeht der alle Kostendämpfungen im Gesundheitswesen
und... Jedenfalls ist er im höchsten Grad kriminell, und wir werden ihn
entlarven. Deshalb, Frau Wihold, erwarte ich jetzt von Ihnen, daß Sie so dicht
halten wie wir. Eine Hand wäscht die andere. Okay? Sie sagen niemandem, daß
Prunk ein Schurke ist.“
    „Ich... ich kann’s noch nicht fassen.“
    „Aber jetzt verstehen Sie, weshalb er sich
so stark für Ihr Konto interessiert hat.“
    „Dieser — Scharlatan!“
    „Nicht mehr lange. Wir kriegen ihn. So,
und wie würde man auf Mallorca sagen: Muchas gracias por su ayuda. Buenas
tardes, Señora! (Vielen Dank für Ihre Hilfe! Guten Abend, meine Dame!)“
    „Le agradezzo mucho, mi amigo! (Ich
danke dir vielmals, mein Freund!)“, erwiderte sie lachend.

24....bis auf Weiteres geschlossen
     
    Nach dem Abendessen im Internat hatte
Klößchen mit einem Deutsch-Aufsatz zu tun.
    Tim schwang sich aufs Rad, sauste zur
Stadt und in den Frischmeier-Park.
    Auf besagter Bank saß ein knutschendes
Pärchen.
    „Ich will nicht stören“, meinte Tim.
„Aber ich habe vorhin meine Uhr hier verloren.“ Er legte sein Rennrad auf den
Rasen. „Bin gleich wieder weg.“
    „Hoffentlich!“ meinte der Typ.
    Tim sah unter die Bank, sagte der
Mieze, sie möge mal die Füße heben, was sie tat, und luchste unauffällig zur
Steinplatte.
    Das Geldpaket war weg.
    „Da ist sie ja“, meinte Tim und zeigte
den beiden seine Uhr, die er bis jetzt in der Hand verborgen hatte. „So ein
Glück! Die ist nämlich ein Geschenk von meinem Onkel Valentin. Und der wird
sauer, wenn ich die Zwiebel versaubeutele.“
    „Mensch, mach ‘ne Fliege!“

    „Bin schon weg“, grinste Tim. „Paßt
auf, daß euch nichts aus der Tasche fällt.“
    Er nahm sein Rad und zog ab.
    Am Frischmeier-Platz

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