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Im Schatten des Dämons

Im Schatten des Dämons

Titel: Im Schatten des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Yoga-Kurs bei der Volkshochschule — hat mich engagiert.“

    Tim bleckte die Zähne.
    „Ist jetzt Märchenstunde? Wenn du Schauspieler
bist, dann bin ich der letzte Mohikaner, der sich — als Eskimo verkleidet — vor
dem Aussterben gerettet hat.“
    „Tim, im Ernst! Kathi hat mich
engagiert.“
    „Wozu sollte sie?“
    „Damit ich den Killer spiele.“
    „Hahahah-hohohoh.“
    „Begreifst du nicht? Sie hat Angst um
ihren Mann. Sie weiß, daß er in Gefahr ist. Gestern abend hat sie mir alles
erklärt, Bonzemann könnte wirklich dafür sorgen, daß Wihold verunglückt. Leider
ist Wihold dickköpfig und stolz. Kathi sieht keine andere Möglichkeit, ihn zum
Kauf zu überreden — als dieses Theater. Und wie du gesehen hast: Es wirkt. Ich
bin richtig stolz auf meine Rolle. Offenbar war ich sehr überzeugend. Auf der
Bühne bin ich das immer. Aber wenn man als Schauspieler auch im wirklichen
Leben was bewirkt, dann ist das sozusagen berufsfremd. Wihold hat jetzt
begriffen, daß er bedroht ist. Er wird verkaufen. Es ist sicherlich zu seinem
Besten. Daß ein künstlerischer Mensch wie er der rohen Gewalt weicht, kann ihm
niemand als Schande auslegen. Ja, hinter den richtigen Entscheidungen eines
Mannes steckt sehr oft eine kluge Frau. Die Methode ist sehr ungewöhnlich. Und
Robert Wihold wäre sicherlich beleidigt, wenn er davon erführe. Doch Kathi
kennt ihn. Sie weiß, was gut für ihn ist, und lenkt.“
    Jetzt legt’s mir die Zahnhälse frei!
dachte Tim. Kann einer so lügen — aus dem Stegreif? Nein! Das hört sich
verteufelt nach Wahrheit an.
    „Kannst du dich ausweisen?“ fragte er.
    Der Hagere nickte, zog eine schmale
Lederhülle aus der Gesäßtasche und reichte Tim Ausweis und Führerschein.
    Der Mann hieß tatsächlich Edward
Kähling, die Fotos stimmten mit der lebenden Person überein.
    „Jetzt sieze ich Sie wieder“, sagte
Tim. „Tut mir leid, daß ich so grob war. Aber wer ahnt denn dieses Komplott!
Finden Sie, daß Frau Wihold richtig handelt?“
    Kähling hob die Achseln.
    „Sie hat sich’s reiflich überlegt. Sie
will nach Mallorca. Ihr Mann will im Grunde auch. Aber er ist entschlußschwach
und hängt sehr an der ererbten Scholle. Das Haus ist für die Wiholds nur eine
Belastung. Zu viele Reparaturen.“
    „Hm.“
    Tim blickte um die Heckenecke.
    Karl und Klößchen standen vor der
Musikalien-Handlung, hielten Ausschau, vergebens, und gingen jetzt wieder
hinein.
    „Haben Sie auch die Reifen zerstochen?“
fragte Tim.
    „Welche Reifen?“
    „Herrn Wiholds Autoreifen. Also nicht?“
    „Nein. Hat man ihm... Da geht’s wohl
schon los?“
    Tim gab dem Schauspieler die Gaspistole
zurück.
    „Wissen Sie: Gewalt gegen Frauen — das
ist etwas, das ich nicht begreife. Wie kann man eine Frau schlagen! Aber“, er
grinste, „wenn meine Liebste später sowas wie dies hier mit mir macht, dann
kriegt sie hinten was drauf.“
    „Bei dir“, lachte Kähling, „hätte
sowas-wie-dies-hier auch gar keinen Sinn. Du würdest doch wegen eines Killers
deinen Entschluß nicht ändern.“

22. Der Täter
     
    Als Tim durch die Ladentür trat, rief
Robert Wihold von hinten: „Bist du’s, Tim?“
    „Höchstpersönlich.“
    Sie saßen im Wohnzimmer am Tisch. Es
gab Tee. Klößchen mampfte tatsächlich Honigsemmeln. Und die Stimmung hatte sich
in erstaunlicher Weise gewandelt.
    Wihold wirkte, als sei eine ungeheuere
Last von ihm genommen. Fast strahlte er.
    „...gibt es noch unentdeckte Plätze auf
Mallorca“, sagte Kathi soeben, „die am allerschönsten sind.“
    Ein etwas unsicherer Blick aus den
großen, dunklen Augen richtete sich auf Tim.
    „Ich bin gerannt wie ein Blöder“, sagte
der, „hab’s aber nicht mehr geschafft. Er ist rein in den 18er-Bus und ab.“
    „Der 18er?“ fragte Wihold verwundert.
„Fährt der hier?“
    „Vielleicht habe ich mich verguckt.“
    „Ist ja auch egal. Dieser Killer wird
Bonzemann mitteilen, daß ich verkaufe. Damit sind die Würfel gefallen. Wir
schmieden schon Pläne für Mallorca. Sobald wir uns dort angesiedelt haben, müßt
ihr uns besuchen.“
    „Gern“, lächelte Tim. „Unseren Freund
Edward Kähling bringen wir auch mit.“
    Kathi zuckte zusammen und verschüttete etwas
Tee aus der Tasse, von der sie gerade trank.
    Wihold lächelte arglos. Ihm war jeder
Freund recht. Mümmelnd erkundigte sich Klößchen durch eine halbzerkaute
Honigsemmel: „Wer ist Kähling?“
    „Ein netter Typ. Kenne ihn noch nicht sehr
lange. Nein wirklich nicht. Er ist

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