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Im Schatten des Dämons

Im Schatten des Dämons

Titel: Im Schatten des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hielt er vor Nr.
4, dem beschädigten Gebäude.
    Alle Fenster waren dunkel.
    Total tote Hose in jeder Etage. Nirgendwo
ein Lebenszeichen.
    Die geborstenen Fenster im Erdgeschoß
hatte man notdürftig mit Brettern vernagelt.
    Tim klingelte bei Dr. Prunk, hatte aber
keine Hoffnung, auf einen rothändigen Arzt zu stoßen, und behielt damit recht,
niemand öffnete.
    In einem Telefonbuch fand er die
Prunksche Privatadresse.
    Budapester Landweg 42.
    Tim hatte keine Ahnung, wo das war.
    Er wählte Prunks Privatnummer und
horchte am Hörer.
    Doch niemand nahm ab.
    Wenn er sich nicht meldet, dachte Tim, wird
er noch weniger die Tür öffnen. Gewaltsam eindringen, das darf ich nicht.
Außerdem hält Ladlos Rot bekanntlich vier Wochen. Verschieben wir’s auf morgen.
Prunk wird wohl heute nacht drei Kilo Seife verbrauchen. Hahahah!
    Tim radelte ins Internat zurück und
fand noch Zeit vor dem Zapfenstreich, seinen Aufsatz zu schreiben.
     
    *
     
    Am nächsten Tag konnte die TKKG-Bande
kaum dem Unterricht folgen.
    Die Pausen reichten nur knapp, um Gaby
über alles zu informieren.
    Während der Deutsch-, der Englisch- und
der Mathe-Stunde hatte sie dann Zeit, über die Wihold nachzudenken — und sich
zu wundern.
    Die vierte Stunde war frei, die fünfte
leider nicht. Da stand Spanisch als Wahlfach auf Tims Stundenplan. Gaby, Karl
und Klößchen hatten sich für Italienisch entschieden, auch wahlweise.
    In der vierten Stunde also verzogen
sich Tim und Gaby in die Telefonzelle Besenkammer, während die andere
TKKG-Hälfte draußen wartete.
    „Wahrscheinlich ist die Praxis geschlossen“,
meinte Gaby, „und der automatische Anrufbeantworter meldet sich.“
    „Erstmal probieren.“ Tim wählte.
    Nach dem sechsten Läuten wurde
abgehoben.
    „Hals-Nasen-Ohren-Praxis Dr. Prunk“,
ertönte die Stimme der Helferin — und zwar live (direkt).
    „Spreche ich mit dem Anrufbeantworter?“
fragte Tim. „Oder sind Sie’s leibhaftig?“
    „Wie? Ach so. Ja, der Beantworter war
bis eben eingeschaltet, und er kommt auch gleich wieder zu Wort. Ich bin nur
mal kurz hier. Ich bin die Helferin — Fräulein Tseutze. Die Praxis bleibt
nämlich bis auf Weiteres geschlossen.“
    „O nein!“ rief Tim. „Nur das nicht.
Weshalb denn?“
    „Der Herr Doktor ist erkrankt.“
    „Ernstlich? Doch nicht etwa im Hals, an
der Nase oder im Ohr?“
    „Das weiß ich nicht.“ Die Stimme wurde
spitz.
    „Hält er sich zu Hause auf oder im
Krankenhaus?“
    „Zu Hause. Aber dort empfängt er keine
Patienten.“
    „Sind Sie sicher, daß er zu Hause und
nicht im Ausland ist?“
    „Selbstverständlich ist er zu Hause.
Ich soll ja gleich zu ihm kommen, ihm etwas bringen — von hier aus der Praxis.“
    „Das Medikament?“
    „Nein. Eine Stahl-Kasset... Wer spricht
denn dort eigentlich?“
    „Erkennen Sie mich nicht an der Stimme?
Ich bin Peter Carsten. Und jetzt habe ich eine Riesenbitte: Warten Sie einen
Moment in der Praxis. Einen Viertelstunden-Moment, ja? Ich habe nämlich was für
den Doktor, das er unbedingt sehen muß. 15 Minuten, bitte! Ich sause sofort
los. Bis gleich, Fräulein Tseutze.“
    Tim legte auf.
    „Gaby, ruf deinen Vater an. Prunks
Adresse ist Budapester Landweg 42. Die Helferin wollte Stahl-Kassette sagen.
Garantiert enthält die ein dämonisches Geheimnis. Das kralle ich mir. Prunk ist
reif zur Verhaftung. Jetzt oder nie! Ich muß sprinten, daß die Socken qualmen.
Aber du hast Zeit, deinem Vater die ganze Dämonen-Story zu verklickern. Und
falls du meinen Spanisch-Pauker Paulo Mullero siehst“, der Mann hieß natürlich
Paul Müller, „sag ihm bitte, daß es mir leid tut, schwänzen zu müssen.“
     
    *
     
    Die Sonne brannte heiß.
    Es ging auf Mittag.
    Tim fuhr Höchstgeschwindigkeit auf
seinem Rennrad.
    Ein Tour-de-France-Etappensieger hätte
an diesem Rekord-Zeit-Fahren seine Freude gehabt.
    Schon lag die Zubringer-Allee hinter
dem Anführer der TKKG-Bande.
    Der Stadtrand! Schleichwege! Bei Grün
über die Kreuzungen! Quer durch einen Park! Und verkehrt durch die
Einbahn-Straße!
    Es wurden 18 Minuten und ein paar
Zerquetschte.
    Schwitzend — und mit Qualm auf der
Sitzfläche — sauste Tim über den Frischmeier-Platz.
    Vor dem Eingang von Nr. 4 parkte ein
kirschrotes Kleinauto, in das die Tseutze eben einstieg.
    In ihren
Freizeit-Klamotten-mokkafarbener Sommeranzug und kecker Strohhut — hätte Tim
die Helferin kaum erkannt. Sie stellte eine grüne Stahlkassette auf den
Beifahrersitz und erschrak, als Tim mit quietschenden

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