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Im Schatten des Dämons

Im Schatten des Dämons

Titel: Im Schatten des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Reifen vor dem
Kühlergrill hielt.
    „Da bin ich“, er atmete aus.
    „Ich habe bis eben gewartet.“
    „Und ich hab’s noch geschafft.“
    Er stellte seine Tretmühle neben den
Eingang und sicherte mit dem Kabelschloß.
    Die Tseutze war wieder ausgestiegen und
blickte neugierig auf seine leeren Hände.
    „Ich denke, du hast was für den Herrn
Doktor.“
    „Habe ich auch. Wette, daß er sich
wundern wird. Aber übergeben kann ich das nur höchstpersönlich.“
    Tim öffnete die rechte Tür und glitt
auf den Beifahrersitz, wobei er die Kassette auf den Schoß nahm.
    „He!“ rief die Helferin. „Ich habe dich
nicht eingeladen.“
    „Macht nichts. Mich muß man nicht lange
bitten. Nun kommen Sie schon, Fräulein Helferin. Ich bin der netteste Mitfahrer
der Stadt. Ich sage Ihnen immer, wenn von rechts Unheil droht.“
    Sie lachte und setzte sich dann — 153
cm klein — hinters Lenkrad.
    Tims Knie reichten bis an die Ohren.
    Aber Fräulein Tseutze mußte sogar den
Sitz etwas vorrücken, weil sie heute die flachen Absätze trug.
    Während sie fuhren, fragte Tim, ob die
— schätzungsweise — 20jährige schon lange bei Prunk arbeite.
    „Fast ein halbes Jahr.“
    „Angenehmes Arbeitsklima?“
    „Och, ja. Es geht. Häufiges Wechseln
macht keinen guten Eindruck, sonst würde ich jetzt bei einem Tierarzt
anfangen.“
    „Fände ich sehr gut. Kranke Tiere
brauchen engagierte Helfer. Und zum Glück läßt sich ja vieles aus der
Human-Medizin (Medizin für Menschen ) auf die Tiere übertragen. Der
umgekehrte Weg mit dem Tierversuch als Grundlage ist nicht nur ein brutales
Verbrechen an unseren Schöpfungskameraden, sondern darüber hinaus gehirnleerer
Schwachsinn. Auf den Job als Tierarzt-Helferin würde ich mich stark
konzentrieren. Denn Prunks Praxis bleibt ziemlich lange geschlossen.“
    „Woher willst du das wissen? Ist dir
bekannt, was ihm fehlt?“
    „Er hat rote Hände.“
    Fräulein Tseutze hielt das für einen
Witz, den sie nicht verstand, und lächelte deshalb etwas schwächlich.
    Tim schnupperte an der Kassette.
    „Haben Sie den Schlüssel?“
    „Natürlich nicht.“
    „Macht nichts.“
    Tim öffnete sein Taschenmesser und
begann, mit der Klinge im Spalt unterm Deckel nach dem Schließhaken zu
stochern. „Was machst du denn da?“ kreischte die Tseutze.
    „Mensch, paß auf! Der Laster hat
Vorfahrt.“
    Es ging nochmal gut.
    „Laß das sein!“ schrie sie. „Die
Kassette gehört dir nicht.“ Tim klappte den Deckel hoch.
    „Ihnen verrate ich’s zu allererst,
Helferin Tseutze“, Tim entfaltete die Liste, die in der Kassette lag, „Prunk
ist weniger ein Gott in Weiß — wie Ärzte sich gern nennen — , sondern mehr ein
Dämon in Schwarz — seelischem Schwarz und das mit den roten Händen ist kein Witz,
wie Sie bald sehen werden. Hier“, er schwenkte die Liste, „haben wir ein
weiteres Beweisstück.“

25. Liste mit 32 Namen
     
    Ein Streifenwagen parkte vorn im
Budapester Landweg, außerhalb der Sichtweite von Haus Nr. 42.
    „Halten Sie hinter dem Polizeischlitten“,
befahl Tim der Helferin.
    Sie gehorchte. Ihre Blässe reichte vom
Hals bis zum Strohhut. Tim hatte keine Einzelheiten ausgeplaudert, nur soviel,
daß Prunk ein Schurke sei.
    Kommissar Glockner stieg aus dem
Streifenwagen, und Tim eilte hinzu.
    „Wie ich von Gaby höre, war das wieder
ein grandioser Alleingang, Tim. Jedenfalls ist es nett, daß ich zum Finale (glanzvoller
Abschluß) hergeholt werde.“
    Tim zog schuldbewußt den Kopf ein.
    „Bis jetzt war alles graue Theorie und
Vermutung, mit der wir Sie nicht behelligen wollten, Herr Glockner. Aber hier“,
er zeigte die Liste, „ist nun der Beweis.“
    Die Liste war handgeschrieben.
    Über die Schönheit der Prunkschen
Buchstaben konnte man geteilter Meinung sein — lesen ließen sie sich wie
Gedrucktes.
    Es war eine Namensliste, eine lange. In
zweiter Spalte waren DM-Beträge vermerkt, vier- und fünfstellige. Den
interessantesten Aufschluß bot die dritte Spalte.
    Dort hatte Prunk, der Dämon, die
Herkunft der - erhaltenen oder zu erwartenden — Gelder offenbart. Hinter dem
Namen Kathi Wihold stand beispielsweise: Verkauf des Hauses. Die zweite Spalte
war leer. Auch Bernd Kolbe hatte noch nichts abgeliefert. Aber sein Coup war
eingefädelt gewesen: Beraubung des Geldtransporters.
    Hubert Älch hatte folgende Beträge an
seinen Dämon abgeführt: 2000,-, 3400,-, 2900,-, 5000,-DM.
    In dritter Spalte stand: Straßenraub.
    „32 Namen“, sagte Glockner. „Fast

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