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Im Schatten des Dämons

Im Schatten des Dämons

Titel: Im Schatten des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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„Ihre?“
    Die Hand des Hageren schnappte zu wie
eine Marderfalle. „Das ist sie.“
    Wihold lächelte wie eine Lache
verseuchten Olivenöls. „Wissen Sie, in diesen alten Häusern findet und sieht
man nichts. Alles ist so winklig. Und schief. Ecken und Erker stehen rum. Wir,
meine Frau und ich, haben das satt. Deshalb verkaufen wir dieses Haus. Wir
verkaufen. Und wir sind froh, daß wir einen großzügigen Käufer haben.“
    Ich kann’s nicht mit anhören! dachte
Tim. Sowas treibt mir den Gallensaft in die Gehirnkanäle. Hat dieser
Unterernährte was mit Bonzemann zu tun? Oder weshalb schnalzt Wihold die
Botschaft so raus?
    Der Hagere öffnete die Brieftasche und
sah kurz hinein.
    „Sie wollen also verkaufen?“
    „Jaaahhh.“
    „Dieses schöne, alte Haus?“
    „Das ist es. Doch nur Neues bringt die
Welt voran.“
    „Wie Sie meinen.“
    Der Hagere drehte sich um und ging
hinaus.
    Tim wartete, bis die Ladentür sich
schloß und Wihold, der den Typ hinausgeleitet hatte, zurückkam.
    „Hat Bonzemann den geschickt, um Sie
umbringen zu lassen?“
    Wihold nickte.
    „Ich habt es mitgekriegt. Seine
Brieftasche! Uns hat der Zufall geholfen. Das eben war gespielt. Ich fand die
Brieftasche und... habe reingesehen. Viel Geld ist drin. Das Mordgeld. Und ein
Foto — von mir. Ich weiß doch, wie Berufsmörder arbeiten. Das kennt man aus
Krimis und Filmen. Immer erhält der Killer ein Foto vom Opfer — und dann die
Anzahlung. Außerdem habe ich bemerkt, daß dieser schreckliche Mensch eine
Pistole bei sich trägt. Alles zusammen...“
    „Tim!“ schrie Kathi. „Tim, um Himmels
willen, bleib hier!“ Aber den hätte nicht mal ein Gefängnistor aufgehalten.
    Der TKKG-Häuptling sauste durch den
Laden, schlug einen Haken um die Konzert-Harfe, sprang ins Freie und blickte
umher.
    Der Hagere, bewaffnet mit einem
zusammengerollten Regenschirm, ging die Tross-Straße in Richtung Innenstadt
entlang.

21. Sommertheater
     
    Für arglose Passanten — die zum Glück
nicht vorhanden waren — hätte es sich dargestellt wie ein Straßenraub-Überfall
schlimmster Sorte.
    Dem Hageren wurde plötzlich mitten auf
der Straße eine Hand auf den Rücken gerissen und hochgedreht unters
Schulterblatt.
    Gleichzeitig kickte Tim dem Kerl den
Schirm aus der Hand — und mit demselben Fuß in die Kniekehle.
    Aufbrüllend kniete sich der Typ auf den
pitschnassen Gehsteig.
    „Schön ruhig bleiben, du lebendes
Mordwerkzeug“, befahl Tim. „Sonst kriegst du eine Bügelfalte quer durch die
Figur.“
    Tim riß ihm die Jacke auf und fuhr
suchend über den Gürtel.
    „Aha!“
    Links im Hosenbund steckte eine kleine
Pistole.
    „Aufhören!“ keuchte der Mann.
    Verwundert betrachtete Tim das
Schieß-Instrument. Es war ein Tränengas-Pistölchen, auch geeignet für
Platzpatronen, aber zum Morden nicht sonderlich brauchbar. Oder?
    „Aha!“ schnaubte Tim zum zweiten Mal. „Du
hast den Lauf aufgebohrt und verschießt jetzt scharfe Munition, Killer. Aber
nicht auf Herrn Wihold.“
    Tim ließ den Hageren los und trat einen
Schritt zurück.
    Der Mann ächzte.
    Für einen Moment stützte er beide Hände
auf den Boden.
    „Hoch mit dir, Killer!“ befahl Tim.
„Wir gehen jetzt zu den Wiholds zurück und rufen die Polizei an. Der Beweis für
das, was du vorhast, steckt in deiner Brieftasche. Aber das weißt du ja selbst,
du Tölpel. Am besten, du gestehst gleich, daß Bonzemann dich schickt.“
    Der Hagere erhob sich und griff nach
seinem Schirm.
    „Tim, hast du eine Kraft! Mit dir
möchte ich’s nicht ernstlich zu tun kriegen.“
    Tim runzelte die Stirn. „Woher weißt du
meinen Namen?“
    „Von Kathi Wihold.“
    „Was?“
    Der Hagere lächelte. „Verdirb ihr nicht
die Show! Laß uns hinter die Hecke dort gehen. Wenn Robert Wihold herauskommt
und uns sieht, wirst du ihm kaum erklären können, weshalb du mich laufen läßt.“
    „Dich laufen lassen, Killer? Hah!“
    „Na gut, bleiben wir beim Du. Ich werde
Wardi genannt, heiße Edward Kähling. Ich bin Schauspieler.“
    „Was?“
    „Nun komm hinter die Hecke!“
    Er will einen Trick versuchen, dachte
Tim. Soll mir recht sein. Wenn er loslegt, der Killer, mache ich ihn zum
Essig-Älchen (Wurm von 1 Millimeter Länge, lebt in gärendem Essig).
    Sie traten hinter die Hecke.
    Wardi lehnte sich an einen Holzzaun,
hinter dem Brauner Streifenfarn und Mauerraute wuchsen.
    „Tim, ich bin kein Killer. Ich spiele
ihn nur. Das Ganze ist eine Art Sommertheater. Kathi Wihold — ich kenne sie aus
dem

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