Im Schatten des Drachen
edlen, unnahbaren Ausdruck des Ritters an, an dem sich mein Blick festsaugte. Ich nahm kaum wahr, wie er sich entkleidete, um mich herumkam und sich vor mich kniete, um auch meine Hosen abzustreifen und wie selbstverständlich die Prothese zu lösen. Erst als er meine Knie umfasste und sie sanft nach oben drückte, wurde ich unsicher. Seine Züge verhärteten sich noch etwas mehr.
„Ich will dich sehen, mein Prinz. Ich will dir in die Augen blicken, wenn ich kämpfe.“
Für einen schrecklichen Moment wurde mir bewusst, dass er dann auch meinen Stumpf ständig im Blickfeld haben würde - und ich auch. Aber es war bereits zu spät, denn noch bevor ich zurückzucken konnte, spürte ich sein Schwert in mir, so heiß und hart, als wäre es eben erst geschmiedet worden.
Er bewegte sich unendlich vorsichtig, zögernd zunächst, und seine dunkelblauen Augen, die wirklich die ganze Zeit allein seine Augen blieben, beobachteten mich dabei, ließen mich nicht allein, ermunterten mich, ihn zu mir zu holen, soweit ich es nur wollte. Ich griff nach seinem Schopf und zog in zu mir herunter, küsste ihn auf die leicht salzig schmeckenden Lippen, folgte mit den Fingerspitzen den harten Konturen seines Schlüsselbeins bis zum Brustkorb. Er beugte sich herab und nahm eine meiner harten Brustwarzen zwischen die Zähne, von der er mehr ahnte als wusste, dass sie der Schlüssel zu den letzten Stufen meines Turmes sein würde. Das ferne Rauschen der Brandung unter uns gab den Rhythmus vor, in dem alles geschah, ein Jahrtausende altes Spiel von Ebbe und Flut.
Gedankenverloren berührte ich seinen linken Oberarm, streichelte über die Muskeln - und schrie im nächsten Moment schmerzerfüllt auf. Er hatte zugestoßen, brutal und ohne Rücksicht. Ich keuchte und starrte ihn fassungslos an.
Seine Augen funkelten kalt. „Wenn du ihn begehrst, steche ich zu.“
Er verharrte reglos.
Langsam begriff ich. Streckte noch einmal zögernd die Hand nach der Stelle aus, wo ...
„Oh Gott!“
Wieder stieß er zu, unvermittelt und tief. Ich bäumte mich auf, legte jetzt vollends meine Hand auf seine Schulter, streichelte und rieb und knetete sie, während er begann, sich heftig in mir zu bewegen. Ich wollte es so, wollte den Schmerz spüren, den ganzen, harten Schmerz, ihn endlich dort spüren, wo er hingehörte, wo er mir Lust und süße Wonnen schenkte - und nicht in meinem Herzen, wo er mich verbrannte.
Ich wusste nicht, wie er es tat, aber er schaffte es, auch meine Lanze hart zu packen und sie gegen mich einzusetzen. Meine Beine - vielmehr mein Bein und mein Stumpf - zuckten unkontrolliert in der Luft, während ich mich unter ihm wand, aber mittlerweile beschämte mich weder das eine noch das andere, auch nicht, dass ich ihm ausgeliefert war in einer Stellung, die aufpeitschender und erniedrigender nicht sein konnte. Er hatte mich jetzt da, wo ich immer sein wollte, und neben all der machtvollen Härte, mit der er mich kontrollierte, massierte er mich mit unendlicher Zärtlichkeit und wilder Entschlossenheit, als würde es für uns kein Nachher und Morgen mehr geben.
Er spürte, wie es mir kam, und ließ mich eine Sekunde vorher los. Halb benebelt befürchtete ich schon, er würde sich jetzt zurückziehen und mich in meinem aufkommenden Sturm allein lassen, da beugte er sich tief über mich, umfasste mein Gesicht mit beiden Händen und zwang mich, ihm direkt in die Augen zu sehen.
„Komm, mein Schöner, komm mit mir. Verlasse den Drachen. Komm endlich raus ans Licht!“
Im nächsten Moment stieß er noch einmal zu, fest und unbarmherzig, als wollte er den Kampf ein für allemal für sich entscheiden. Seine harten Bauchmuskeln rieben mich zum Höhepunkt, und mit dem wütenden Schrei einer aus dem Schlaf gerissenen Möwe kamen wir endlich beide in uns selbst ...
Wie macht man weiter nach so einer Nacht? Nach dieser unserer Schlacht, meinen Tränen und seinem Kampf, schien mir der Rest des Theaterstücks, das sich Leben nannte, viel zu banal, als dass ich den Mut aufbrachte, den nächsten Akt anzuspielen. Ich wollte nichts anderes tun als einfach liegen zu bleiben, hier neben ihm, seinen Körper an meinem zu spüren, seinen Atem in meinem Ohr zu hören und ...
Paul zitterte. Ich richtete mich auf. Seine weiß schimmernde Haut war von einem einzigen Schauer überzogen.
„Dir ist ja furchtbar kalt“, flüsterte ich und tastete unbeholfen um mich herum, um sein Hemd zu finden und es ihm überzulegen.
Doch Paul richtete sich
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