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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Gerüchte anhören. Man weiß ja nie, was am Ende nützlich sein kann. Was ist dir lieber?«
    »Die Straßen«, sagte Ehren.
    »Dann kümmere ich mich um Kalares Dienstboten und die Aushilfen«, meinte Gaelle.
    »Wenn sie entführt wurde«, sagte Tavi, »will man sie vielleicht aus der Stadt schaffen. Ich gehe runter zum Fluss, frage den Hafenmeister und die Molenwächter aus und sage ihnen, sie sollen die Augen offen halten.« Er lächelte schief. »Na, klingen wir nicht fast schon wie echte Kursoren?«
    »Erstaunlich«, antwortete Gaelle und grinste.
    Die drei jungen Leute sahen sich an, und Tavi entdeckte in den Gesichtern der anderen die gleiche Nervosität, die auch er fühlte. Ihm wurde noch flauer im Magen.
    »Passt gut auf euch auf«, sagte er leise. »Geht kein Risiko ein, und sobald es auch nur anfängt, nach Ärger zu riechen, verschwindet ihr schleunigst.«
    Ehren schluckte und nickte. Gaelle fasste kurz seine Hand.
    »Also gut«, sagte Tavi. »Los geht’s. Wir sollten einzeln aufbrechen.«
    Gaelle nickte und löschte die Elementarlampe. Sie wartete, bis sich ihrer aller Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, dann schlich sie aus dem Unterrichtsraum hinaus. Kurze Zeit später flüsterte Ehren: »Viel Glück, Tavi«, und verschwand ebenfalls in der Dunkelheit.

    Tavi hockte sich mit geschlossenen Augen hin und fühlte sich plötzlich sehr klein. Außerdem hatte er Angst. Gerade hatte er seine Freunde um Hilfe gebeten, und zwar bei einer gefährlichen Sache. Wenn ihnen etwas zustieß, so war er schuld daran. Max saß bereits im Grauen Turm in Gefangenschaft, nur weil er Tavi geholfen hatte. Auch daran trug er die Schuld. Und gleichgültig, was er sich einredete, er fühlte sich verantwortlich für das, was mit Tante Isana geschehen war. Wenn er sich nicht in die Ereignisse eingemischt hätte, die schließlich zur Zweiten Schlacht von Calderon geführt hatten, wäre der Erste Fürst niemals auf den Gedanken gekommen, sie zu Wehrhöferin zu ernennen.
    Andererseits, wenn er sich nicht eingemischt hätte, wäre seine Tante heute vielleicht längst tot, und mit ihr alle Bewohner des Calderon-Tales. Trotzdem konnte er dieses Schuldgefühl nicht abschütteln.
    Wenn man nur Max nicht in Gewahrsam genommen hätte, dachte Tavi. Wenn nur Gaius aufwachen würde. Der Erste Fürst konnte die Civis-Legionares veranlassen, sofort tätig zu werden, und er konnte auch die Kronlegion rufen, um bei der Suche zu helfen. Außerdem konnte er Fürsten, Hohe Fürsten und Senatoren auffordern, ihn zu unterstützen, wodurch die gesamte Situation plötzlich ganz anders aussehen würde.
    Aber Gaius war nicht in der Lage zu handeln. Max saß hinter Gittern in einem Kerker, der so gut bewacht wurde wie kein anderer im Reich, und zwar unter anderem durch Elementarkräfte, die niemand überwinden konnte …
    Wenn es nicht doch jemanden gab, der dazu in der Lage war.
    Tavi hob mit einem Ruck den Kopf. Tatsächlich wusste er jemanden, der dazu imstande sein müsste, die Elementarkräfte zu überwinden, die Max im Grauen Turm gefangen hielten. Und zwar jemand, dem es gelungen war, die Elementarmaßnahmen zu umgehen, die Goldschmieden und Edelsteinhändler, Bäckereien und sonstige Werkstätten schützten.
    Und wenn sich dieser Jemand von solchen Elementaren nicht
beeindrucken ließ, sollte er auch in den Grauen Turm eindringen können. Wenn dieser Jemand zu Max einstieg und ihn in aller Stille aus dem Gefängnis holte, würden die Wachen vielleicht so lange nichts bemerken, bis Max in die Zitadelle zurückgekehrt wäre und dort weiter die Rolle von Gaius Sextus spielte. Und dann gäbe es wieder einen Ersten Fürsten, der die Stadt auf den Kopf stellen konnte, um Tante Isana aus der Hand ihrer Entführer zu befreien.
    Es war klar, was Tavi als Nächstes zu tun hatte.
    Er musste die Schwarze Katze finden und fangen.
    Nur war es jetzt keine Übung mehr, von der seine Abschlussnote abhing. Tavi musste diesen Dieb davon überzeugen, ihm bei der Befreiung seines Freundes zu helfen. Und zwar so schnell wie möglich. Jeder Moment, in dem sich die Sterne auf ihren Bahnen oben am Himmel voranbewegten, war vielleicht der Moment, in dem sich die Entführer seiner Tante entledigten.
    Tavi kniff nachdenklich die Augen zusammen, erhob sich, verließ den Raum und schloss hinter sich ab. Er legte den Schlüssel in sein Versteck zurück und eilte mit entschlossenen Schritten lautlos in die Nacht hinein.

30
    Tavi war nicht sicher, wieso er sich dafür

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