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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Niederlagen umso vernichtender. Es war daher kaum ein Zufall, dass die Kursoren ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt angegriffen
worden waren. Falls Gaius die Regierungsgeschäfte tatsächlich nicht mehr führen konnte und seine Spione niedergemacht wurden, konnte man seine Schwäche kinderleicht enthüllen. Und dann wäre es gewiss nur noch ein kleiner Schritt bis zum offenen Bürgerkrieg.
    Amara starrte die Vord-Königin an. Ihre Verzweiflung wuchs. Oh ja, die Vord hatten äußerst vorausschauend gekämpft. Sie hatten sich die Zeit genommen, ihren Feind zu studieren. Amara konnte allenfalls grob abschätzen, wie umfangreich der Angriff sein würde, aber wenn sie tatsächlich gemeinsame Sache mit Vord in der Hauptstadt machten …
    Dann war ihr Schicksal vermutlich besiegelt.
    Amara starrte die Vord-Königin an, während ihr diese Gedanken durch den Kopf schossen.
    »Klug«, sagte die Vord-Königin. »Einfühlsam. Schnelle Verarbeitung der verschiedenen Tatsachen. Die Logik der Schlussfolgerung ist hervorragend. Ergib dich, Aleranerin. Du kannst unserem Ziel dienen.«
    Das Grauen trieb Amara zwei Schritte zurück, und ihr Herz begann heftig zu klopfen.
    Dieses Wesen konnte ihre Gedanken lesen.
    »Du hast lobenswert gekämpft«, sagte die Vord-Königin, und es schien, als würde ihre Aussprache mit jedem Wort deutlicher werden. »Jetzt ist es vorüber. Diese Welt ist jetzt ein Teil des Ziels. Ihr seid dem Untergang geweiht. Ich biete euch ein schmerzloses Ende an. Das ist mehr, als ihr euch erhoffen dürft. Ergebt euch.«
    »Wir ergeben uns nicht«, fauchte Amara und erschrak selbst, weil ihre Stimme so schrill und dünn klang. »Unser Reich gehört euch nicht. Noch nicht.« Sie hob das Kinn. »Wir entscheiden uns für den Kampf.«
    Die Vord-Königin verengte die glühenden Augen, die nun von grünweiß zu einem Rotgold wechselten, und schnarrte: »So sei es.« Sie öffnete die Hand und ließ das weiße Tuch zu Boden fallen.
Dann drehte sie sich um und verschwand mit übermenschlicher Grazie und Schnelligkeit in der Dunkelheit. Rasch kehrte Amara zur Höhle zurück, wobei ihre Beine so sehr zitterten, dass sie kaum normal gehen konnte.
    Bernard behielt die schattigen Bereiche hinter den Elementarlampen im Auge, ohne den Bogen aus der Hand zu legen, und runzelte die Stirn. »Was ist passiert?«
    »Sie …« Amara sank plötzlich zu Boden und blieb dort zitternd sitzen. »Sie … konnte meine Gedanken lesen. Sie hat gewusst, was ich denke.«
    »Wie bitte?«, entfuhr es Bernard.
    »Sie …« Amara schüttelte den Kopf. »Ich habe bestimmte Dinge mit keinem Wort erwähnt, und dieses Wesen hat trotzdem darüber gesprochen.«
    Bernard biss sich auf die Lippen. »Dann … weiß das Vord, dass wir keine Feuerwirker bei uns haben.«
    »Habe ich doch gesagt«, meinte Doroga. »Dumm.«
    Amara blinzelte. »Wie?« Sie starrte ihn einen Augenblick lang an und sagte dann: »Oh nein. Nein, die Möglichkeit habe ich gar nicht in Betracht gezogen. Allerdings spielt es ohnehin keine Rolle mehr.« Sie rieb sich die Arme. »Sie hat behauptet, Gaius könne sein Amt nicht mehr ausüben. Unsere Boten seien getötet worden. Wir dürften keine Hilfe erwarten und könnten genauso gut gleich aufgeben. Bernard, sie hat behauptet, sie würde mit anderen ihrer Art im Reich gemeinsam vorgehen - vielleicht sogar in der Hauptstadt.«
    Bernard seufzte tief. »Doroga«, sagte er, »könntest du vielleicht zu Giraldi gehen und ihm berichten, was passiert ist? Und bitte ihn, eine Gruppe Männer zum Dienst zusammenzustellen. Wir müssen jederzeit mit einem Angriff rechnen.«
    Dorogas Blick wanderte skeptisch zwischen Bernard und Amara hin und her, dann nickte er, erhob sich und klopfte Wanderer auf die Flanke, ehe er in der Höhle verschwand.
    Nachdem er gegangen war, lehnte sich Amara bei Bernard an
und begann aus heiterem Himmel zu schluchzen. Es war demütigend, und trotzdem konnte sie sich nicht beherrschen. Sie zitterte am ganzen Körper und bekam kaum Luft.
    Bernard zog sie in die Arme und hielt sie fest. Eine Weile suchte sie Trost bei ihm. »Sie … sie war so fremdartig. So von sich überzeugt, Bernard. Wir müssen alle sterben.«
    Er hielt die starken Arme um sie geschlungen und sagte nichts.
    Aber sie konnte nicht aufhören zu weinen und zu reden. »Falls dieses Wesen die Wahrheit gesagt hat, Bernard, ist alles vorbei. Für uns alle. Die Vord werden sich überall ausbreiten.«
    »Immer mit der Ruhe«, sagte er. »Immer mit der Ruhe. Bislang wissen

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