Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
Boden löste jemand das Brett und zog es nach unten, wo es verschwand. Zwei weitere Dielen folgten, dann schob sich ein Kopf mit dunkelblondem Wuschelhaar durch das Loch und blickte sich blinzelnd um.
    »Ehren«, sagte Tavi und unterdrückte nur mit Mühe einen Aufschrei. »Was machst du denn hier?«
    »Ich wollte euch retten«, antwortete Ehren.

    »Hier gibt es Wachen«, warnte Tavi seinen Freund. »Die spüren, was du da gemacht hast.«
    »Das glaube ich nicht«, meinte Ehren. Er lächelte Tavi unsicher an. »Wenigstens dieses eine Mal ist es doch gut, dass meine Elementare so schwach sind, was? Die machen keinen großen Lärm.« Er schlängelte sich durch das Loch im Boden nach oben.
    »Wie hast du uns gefunden?«, wollte Tavi wissen.
    Ehren wirkte gekränkt. »Tavi, ich werde schon genauso lange zum Kursor ausgebildet wie du.«
    Tavi grinste breit, und Ehren bemühte sich, es ihm gleichzutun, während er es aufgab, sich durch die Lücke quetschen zu wollen, sondern sich noch einmal bückte. Er drückte gegen ein weiteres Brett, das sich langsam wölbte. »Ich habe mich ein bisschen umgehört, und anschließend fiel mir auf, dass mir ein Mann folgte. Der musste ja aller Wahrscheinlichkeit nach etwas mit dem Verschwinden deiner Tante zu tun haben. Also bin ich zur Zitadelle zurückgekehrt, habe mich vor ihm versteckt und ihn selbst verfolgt …«
    »Und zwar hierher«, sagte Tavi.
    Ehren bog das Brett noch stärker. »Ich bin unter dem Anleger durchgeschwommen und habe zwei Männer belauscht, die über ihre Gefangenen sprachen. Da dachte ich, vielleicht könnte das deine Tante sein, und beschloss, einmal nachzuschauen.«
    »Gut gemacht, Ehren«, sagte Tavi.
    Ehren lächelte. »Na ja. War gewissermaßen ein glücklicher Zufall, oder? Hier, gleich bin ich durch.«
    Das Brett knarrte und bewegte sich gerade in dem Augenblick, als Kitai zischte: »Die Tür!«
    Der Riegel klapperte, und die Tür öffnete sich.
    Ehren zischte und verschwand vollständig im Loch, bis auf die Finger einer Hand, die das verbogene Brett flach auf den Boden zogen.
    Tavi fuhr sich nachdenklich mit der Zunge über die Lippen. Wenn er sich wieder nicht regte, würden den Wachen umso schneller die fehlenden Dielen auffallen.

    Er hob den Kopf und sah Turk an. Der Mann mit den breiten Schultern trug ein geschwungenes kalarisches Jagdmesser am Gürtel, und seine Augen funkelten vor Wut. Ihm folgte ein dürrer Kerl, der ebenfalls die Tracht eines Flussschiffers und ein geschwungenes Messer im Gürtel trug. Er hatte eine Glatze und sah aus, als würde er aus knotigem Rohleder bestehen - und ihm fehlte die Nase. Die Wunde war von einem Wasserwirker geschlossen worden und leuchtete frisch rosa, aber der Kopf des Mannes wirkte wie ein Skelettschädel, und von der Nasenhöhle waren nur zwei längliche Schlitze im Gesicht geblieben. Das musste Cardis sein.
    »Na«, meinte Turk, »sieh mal einer an. Das Bürschchen ist wach.«
    »Ja, und?«, knurrte Cardis und ging hinüber zu Kitai. Er zog ihr die Lederhaube vom Kopf, packte ihr ins Haar und riss so heftig daran, dass sich Haare lösten. »Der Junge kümmert mich einen Dreck.«
    In Kitais Augen flammte smaragdgrünes Feuer auf, wild und wütend. An der Wange hatte sie große Blutergüsse, und am Kinn war Blut zu braunen Klümpchen getrocknet.
    »Rühr sie nicht an!«, schrie Tavi.
    Cardis verpasste ihm wie nebenbei eine kräftige Ohrfeige und wandte sich wieder Kitai zu.
    Das Maratmädchen starrte Cardis an, ohne mit der Wimper zu zucken oder einen Laut von sich zu geben, dann schob sie die Zunge heraus, leckte sich das Blut von der Oberlippe und grinste breit und trotzig.
    Cardis kniff drohend die Augen zusammen.
    »Cardis«, warnte Turk. »Wir sollen den beiden nichts tun.«
    Der andere Mann wandte den Blick nicht von Kitai ab und riss ihr erneut Haare aus. »Wir passen auf, dass keine Spuren bleiben. Wer wird es schon merken?«
    Turk knurrte: »Ich habe den Befehl von der alten Krähe persönlich. Wenn du dich ihm widersetzt, bringt er dich um. Und mich auch, weil ich es zugelassen habe.«
    Cardis zeigte auf sein Gesicht und brüllte: »Hast du nicht gesehen,
was diese Hündin mir angetan hat? Glaubst du, das lasse ich mir einfach gefallen?«
    »Ich glaube, du solltest die Befehle befolgen, die man dir gibt«, fuhr ihn Turk an.
    »Sonst?«
    »Du weißt genau, was sonst.«
    Cardis fletschte die Zähne und zog sein Messer. »Ich habe die Schnauze gestrichen voll.«
    Auch Turk zog sein Messer und starrte

Weitere Kostenlose Bücher