Im Schatten des Fürsten
wird, ehe wir uns mit Kalare befasst haben. Es würde mich nicht einmal wundern, wenn die Canim diesen Anschlag auf Gaius verüben, um einen offenen Bürgerkrieg zwischen Kalare und Aquitania zu schüren …«
»und das Reich als Ganzes zu schwächen.« Aquitanius nickte. »Es wird Zeit, Kalare von seinen Blutkrähen zu befreien. Am siebten Anleger, hat der Junge gesagt, nicht wahr, Fidelias?«
»Ja, mein Fürst«, antwortete Fidelias. »Ich habe Beobachter eingesetzt, die über ungewöhnliche Aktivitäten in der Hafengegend dort berichten. Meiner Einschätzung nach hat Kalare seine Männer zusammengerufen.«
Aquitanius warf seiner Gemahlin einen Blick zu und lächelte lustlos. »Tunnel oder Fluss?«
Sie rümpfte die Nase. »Du weißt, ich kann den Gestank dieser toten Fische nicht leiden.«
»Dann übernehme ich das Lagerhaus«, meinte Aquitanius.
»Versuch, einen von ihnen am Leben zu lassen, Attis«, ermahnte ihn Fürstin Aquitania.
Der Fürst sah sie mit ausdrucksloser Miene an.
»Wenn ich es dir nicht gesagt hätte«, meinte sie ruhig, »und du nicht daran gedacht hättest, einen übrig zu lassen, würdest du dich hinterher beschweren, dass ich dich nicht daran erinnert habe, mein Liebster. Ich meine es doch nur gut mit dir.«
»Genug«, sagte er. Er küsste die Fürstin auf die Wange. »Pass in den Tunneln gut auf dich auf. Und geh kein Risiko ein.«
»Ich werde ein braves Mädchen sein«, versprach sie und erhob sich. »Fidelias kennt sich aus.«
Aquitanius sah Fidelias mit hochgezogener Augenbraue an. »Ja. Ganz bestimmt.« Er küsste sie auf den Mund und knurrte: »Ich erwarte, dass wir unsere Unterhaltung später fortsetzen.«
Sie erwiderte den Kuss und lächelte sittsam. »Wir sehen uns dann im Bad.«
Aquitanius ließ grinsend die Zähne aufblitzen, ehe er aus dem Zimmer marschierte.
Die Fürstin Aquitania erhob sich mit glänzenden Augen und ging hinüber zu einem Schrank. Sie öffnete ihn und nahm in aller Ruhe ein Schwert in einer Scheide heraus, die an einem feinen Ledergürtel befestigt war. Die Fürstin zog das Schwert, eine lange
und elegant geschwungene Waffe, schob es zurück in die Scheide und schnallte es sich um. »Nun gut, mein lieber Spion«, murmelte sie. »Mir scheint, wir müssen in die Tiefen hinabsteigen.«
»Um Gaius zu retten«, sagte Fidelias ironisch.
»Es würde uns nicht weiterhelfen, wenn er von Kalare ermordet wird, oder?« Sie zog einen dunklen Ledermantel aus dem Schrank und legte ihn um, dann schob sie ein paar Fechthandschuhe durch ihren Gürtel.
»Ich bin kein Fachmann, was Mode anbelangt«, sagte Fidelias, »aber ich glaube, wenn Schwerter ins Spiel kommen, gibt man im Allgemeinen Stahl den Vorzug vor Seide.«
»Wir werden ganz in der Nähe des Palastes sein, lieber Spion, wo hunderte wütender Angehöriger der Fürstlichen Wache wie aufgescheuchte Hühner herumlaufen. Es ist besser, wie ein aufmerksamer Civis auszusehen, der zufällig vorbeikommt und seine Hilfe anbieten möchte, als wie ein Soldat in Rüstung, der sich durch die Dunkelheit in den Palast schleicht.« Rasch band sie ihr Haar mit einem dunkelroten Band zum Zopf. »Wie schnell kannst du uns in den Palast bringen?«
»Zu Fuß sind es zwanzig Minuten«, sagte Fidelias. »Ich kenne allerdings einen langen Schacht, der fast bis hoch zum Palast führt. Man kann dort nicht klettern, aber wenn du uns hochbringst, schaffen wir es in fünf Minuten.«
»Ganz hervorragend«, sagte sie. »Geh nur voran. Es gibt jede Menge Arbeit zu erledigen.«
49
Tavi zuckte zusammen, als die Tür abermals unter dem Schlag eines der besessenen Canim erbebte. Er wandte sich an Faede und Kitai. »Nehmt ihr die Pritsche«, sagte er. »Ich trage Max und gehe vor euch, damit er nicht auf Gaius fällt, wenn ich ihn nicht mehr halten kann.«
Kitai runzelte die Stirn. »Schaffst du das allein?«
»Ja«, seufzte Tavi. »Ich schleppe ihn ständig so nach Hause.« Er trat zu seinem bewusstlosen Freund und schob sich unter eine von dessen Schultern. »Komm schon, Max. Beweg dich. Du musst wieder ins Bett.«
Eins von Max’ Augen öffnete sich halb und verdrehte sich zur Seite. Das andere war mit Blut verklebt. Blut tropfte außerdem aus der großen Wunde am Arm, aber der Verband war alles in allem recht wirkungsvoll. Als Tavi losging, bewegte Max die Beine. Man konnte es zwar kaum richtiges Gehen nennen, aber Max trug wenigstens einen Teil seines Gewichts selbst. Den Rest schleppte Tavi, obwohl er selbst längst erschöpft
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