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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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von dem jungen Mann zurück, und in Gedanken schrie sie Bächlein zu, die Verbindung abzuschwächen. Beinahe hätte sie vor Erleichterung geschluchzt, als die auf sie einprasselnden Gefühle nachließen, und nun blickte sie dem jungen Mann ins Gesicht.
    Er sah sie ebenfalls an. Seine Augen waren braun wie Walnüsse, und links an der Stirn hatte er eine kleine Narbe.
    Dann sackte er in sich zusammen und zog mit seinem Gewicht die Zinken der Forke aus der Tür. Sein Kopf kippte nach vorn und fiel leicht zur Seite. Die Augen brachen. Isana beobachtete schaudernd, wie er starb. Schließlich zog sie die Mistgabel aus ihm heraus. Die Zinken steckten fest, sie musste sich mit dem Fuß auf
den Körper stützen, um die Forke aus der Brust des Toten zu ziehen. Als sie es geschafft hatte, flossen träge Rinnsale von Blut aus den Wunden. Die Leiche kippte um, die glasigen Augen unverwandt auf Isana gerichtet.
    Sie hatte den jungen Mann getötet. Sie hatte ihn getötet. Er war nicht älter als Tavi.
    Das war zu viel, um es zu ertragen. Sie ging auf die Knie, und ihr wurde übel. Sie starrte auf den Stallboden und zitterte, während Abscheu und Angst sie übermannten.
    Dann hörte sie Schritte, jemand betrat den Stall, aber das drang gar nicht recht zu ihr vor. Nachdem sich ihr Magen beruhigt hatte, legte sie sich hin und schloss die Augen. Das Hofvolk versammelte sich um sie. Doch sie selbst konnte nur einen einzigen klaren Gedanken fassen: Wenn sie diesem Mann nicht zuvorgekommen wäre, hätte er mit absoluter Gewissheit sie umgebracht.
    Da wollte jemand ihren Tod, und zwar jemand, dem die Mittel zur Verfügung standen, einen gedungenen Mörder anzuheuern.
    Mit geschlossenen Augen, zu müde, sich zu regen, lag sie da, achtete nicht auf die anderen und versuchte zu vergessen. Denn nur das linderte Qualen und Angst.

6
    »Seit wann ist sie ohnmächtig?«, dröhnte die tiefe Stimme eines Mannes. Mein Bruder , dachte Isana. Bernard .
    Die andere Stimme klang alt und ein wenig zittrig. Isana erkannte die alte, stets zuversichtliche Biette. »Seit kurz vor dem Mittagessen.«

    »Sie ist so blass«, sagte eine andere männliche, doch etwas höhere Stimme. »Geht es ihr auch bestimmt gut?«
    Bernard antwortete: »Soweit ich es beurteilen kann, Aric. Äußerlich ist sie unverletzt.« Er seufzte leise. »Mir scheint, sie ist zusammengebrochen, als sie es mit einer Beschwörung übertrieben hat. Wäre nicht das erste Mal, dass sie sich überarbeitet.«
    »Möglicherweise ist es auch eine Folge des Kampfes«, meinte Amara. »Ein Schock.«
    Bernard brummte zustimmend. »Das kommt bei grünen Legionares häufig nach ihrer ersten Schlacht vor. Bei den großen Elementaren, es ist ein entsetzliches Gefühl, einen Menschen zu töten.« Isana spürte die breite, warme Hand ihres Bruders auf ihrem Haar. Er roch nach Pferdeschweiß, Leder und Straßenstaub, und in seiner Stimme schwang Sorge mit. »Arme’Sana. Können wir gar nichts für sie tun?«
    Isana holte tief Luft und begann zu sprechen, obwohl sie zunächst nur ein Wispern hervorbrachte. »Wie wäre es, wenn du dir erst einmal die Hände wäschst. Die stinken, kleiner Bruder.«
    Bernard stieß einen Freudenschrei aus, und im nächsten Moment wurde Isana von einer seiner Bärenumarmungen beinahe erdrückt.
    »Mein Rückgrat könnte ich vielleicht noch gebrauchen, Bernard«, keuchte sie und musste trotzdem grinsen.
    Er ließ sie sofort wieder zurück ins Bett sinken. »Tut mir leid, Isana.«
    Sie legte ihm die Hand auf den Arm und lächelte ihn an. »Ehrlich, mir geht es gut.«
    »Nun«, sagte Biette forsch. Die kleine Frau mit den weißen Haaren hatte zwar schon einen krummen Rücken, doch ihr Verstand arbeitete rascher als der vieler jüngerer Menschen, und dafür war sie schon vor der Ersten Schlacht von Calderon bekannt gewesen. Sie erhob sich und scheuchte die Besucher hinaus. »Los, raus. Ihr müsst essen, und vermutlich möchte Isana ein paar Augenblicke allein sein.«

    Dankbar lächelte Isana sie an. »Bernard, ich bin gleich unten.«
    »Bist du sicher? Du solltest …«, begann er.
    Sie hob die Hand und setzte energischer hinzu: »Mir geht es gut. Ich sterbe vor Hunger.«
    »Also gut.« Bernard gab sich geschlagen und fügte sich Biette wie ein gutmütiger Bulle, der einem Hütehund nachgibt. »Aber wir essen im Arbeitszimmer«, sagte er. »Wir haben einiges zu besprechen.«
    Isana runzelte die Stirn. »Gewiss. Ich komme gleich.«
    Sie gingen hinaus, und Isana nahm sich eine Weile

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