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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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sein wie zwei oder drei gut gebaute Legionares. Die Schultern wirkten zu schmal für die Größe, und die Arme waren länger als bei einem Menschen gleicher Höhe. Der Cane hatte lange Finger, dunkle Krallen und einen Kopf, der Tavi unangenehm an die Schreckenswölfe der Marat erinnerte, nur breiter und mit kürzerer Schnauze. Der Kiefer war mit kräftigen Muskeln ausgestattet, und Tavi wusste, mit diesen scharfen weiß-gelben Zähnen konnte man leicht den Arm oder das Bein eines Menschen durchbeißen. Die Augen des Cane waren bernsteinfarben und dunkelrot, was den Eindruck erweckte, als würde das Wesen die Welt wie durch einen Blutschleier wahrnehmen.
    Tavi taxierte das Geschöpf genau. Die Kleidung des Cane entsprach durchaus der gängigen aleranischen Mode, obwohl natürlich viel mehr Stoff verbraucht worden war. Er trug nur Grau und
Schwarz, darüber diesen eigentümlichen Canim-Rundmantel, der über den Rücken und über die halbe Brust gezogen wurde. Wo Fell zu sehen war, gaben ausgedünnte Stellen und weiße Streifen den Blick frei auf ein Dutzend Narben, offensichtlich aus Kämpfen. In einem der dreieckigen Ohren, das an den Rändern offenbar von alten Wunden ausgefranst war, steckte ein glänzender Goldring mit einem blutroten Edelstein, in den die Darstellung eines Schädels geschliffen war. Ein ähnlicher Ring glitzerte mitten im Fell an der linken Hand, und an der Seite trug der Cane das typische Kriegsschwert seiner Art, eine riesige Sichel.
    Tavi biss sich auf die Unterlippe. Er erkannte den Cane anhand der Kleidung, des Benehmens und der Erscheinung. Es handelte sich um den Botschafter Varg, den Rudelmeister der Canim-Gesandtschaft und Sprecher seines Volkes bei den Aleranern.
    »Vielleicht hast du mich nicht verstanden, Legionare «, knurrte der Cane. Weitere Zähne wurden sichtbar. »Ich muss mich mit eurem Ersten Fürsten beraten. Du wirst mich sofort zu ihm führen.«
    »Bei allem Respekt, Botschafter, Herr«, erwiderte Bartos und biss die Zähne zusammen. »Seine Majestät hat mich über dein Kommen nicht in Kenntnis gesetzt, und meine Befehle lauten, den Ersten Fürsten nicht bei seinen Meditationen zu stören.«
    Varg fauchte. Die Legionares wichen ein Stück zurück - dabei handelte es sich hier um die besten Soldaten des ganzen Reiches. Tavi schluckte. Wenn so erfahrene Kämpfer, die sogar schon gegen die Canim in der Schlacht angetreten waren, sich vor Botschafter Varg fürchteten, gab es dafür gewiss einen guten Grund.
    Zorn und Hohn schwangen in Vargs nächsten geknurrten Worten mit. »Natürlich konnte Gaius dir meinen Besuch nicht ankündigen; schließlich bin ich unangemeldet hier erschienen. Doch die Angelegenheit ist von großer Bedeutung für euer Volk und für meins.« Varg holte tief Luft und entblößte dabei ein hübsches Arsenal an Reißzähnen. Die eine Klauenhand legte er auf den Griff seiner Waffe. »Der Kommandant am ersten Wachposten
war sehr höflich. Es wäre also ebenfalls höflich, mir aus dem Weg zu gehen.«
    Bartos blickte sich im Wachraum um, als suche er nach einer Möglichkeit, diese Situation zu beenden. »Es tut mir leid, aber ich kann dir nicht weiterhelfen«, sagte der Legionare .
    »Kleiner Mann«, erwiderte Varg dröhnend. »Du solltest es lieber nicht darauf anlegen, meine Entschlossenheit in Frage zu stellen.«
    Bartos reagierte nicht sofort, und Tavi wusste instinktiv, dass er damit einen Fehler begangen hatte. Sein Zögern gab eine Schwäche preis, die dieser angriffslustige Abkömmling einer Raubtierart als Einladung betrachten würde. Dadurch konnte sich die Lage nur verschlimmern, nicht verbessern.
    Tavi musste eingreifen. Sein Herz schlug ihm vor Angst bis zum Hals, dennoch zwang er sich, eine kalte Miene aufzusetzen. Forsch trat er in den Wachraum. » Legionare Bartos«, sagte er laut. »Der Erste Fürst wünscht unverzüglich Ritter Miles zu sehen.«
    Schweigen senkte sich über den Raum. Bartos drehte sich zu Tavi um und blinzelte ihn überrascht an. Tavi hatte nie zuvor in diesem Ton mit den Legionares gesprochen. Später würde er sich bei Bartos entschuldigen müssen.
    »Nun, Legionare ?«, wollte Tavi wissen. »Worauf wartest du noch? Schick einen Mann zu Miles, aber sofort.«
    »Äh«, meinte Bartos. »Nun ja, der Botschafter der Canim möchte so rasch wie möglich zum Ersten Fürsten vorgelassen werden.«
    »Sehr wohl«, erwiderte Tavi. »Ich werde es ihm mitteilen, sobald ich mit Ritter Miles zu ihm zurückgekehrt bin.«
    Varg stieß ein

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