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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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war groß, schlank und hatte dreißig Jahre als Ritterhauptmann gedient, und das sprach
noch immer aus jeder seiner zackigen Bewegungen. Er verneigte sich knapp vor jeder der beiden Frauen und zog die buschigen, silbergrauen Augenbrauen hoch. »Hast du schon wieder meinen ganzen Wein getrunken, Serai?«
    »Ein Schluck ist noch in der Karaffe«, gab sie zurück und ging hinüber zum Tisch. »Bitte, Herr, setz dich doch.«
    »Du erlaubst, Wehrhöferin?«, fragte Nedus.
    »Gewiss doch«, antwortete Isana.
    Nedus nickte dankbar und ließ sich auf der Steinbank nieder, die den Brunnen umfasste, wobei er sich mit einer Hand an der Hüfte rieb. »Ich hoffe, ich erscheine dir nicht ungehobelt.«
    »Aber nicht doch«, versicherte sie ihm. »Hast du Schmerzen?«
    »Nicht so schlimm. So geht es mir immer, wenn ich stundenlang auf den Beinen sein und mich mit Narren abgeben muss«, sagte Nedus. »Es hat einfach ewig gedauert.« Serai reichte Nedus ein Glas Wein, und der alte Ritter leerte es auf einen Zug. »Die Elementare mögen dich segnen, Serai. Sei ein gutes Kind und …«
    Serai holte die Flasche hinter dem Rücken hervor, lächelte und füllte Nedus’ Glas nach.
    »Was für eine wunderbare Frau du bist«, sagte Nedus. »Wenn du kochen könntest, würde ich dich deinem Besitzer abkaufen.«
    »Ach, Schätzchen, mich könntest du dir doch nicht leisten«, erwiderte Serai lächelnd und berührte ihn zärtlich an der Wange.
    Isana verkniff sich einen Fluch und fragte: »Was ist geschehen, Ritter?«
    »Diese Beamten«, entfuhr es Nedus. »Im Amtszimmer des Ersten Beraters drängten sich die Menschen. Wenn jemand das Gebäude in Brand gesteckt hätte, wäre die Hälfte der Dummköpfe des Reiches in Flammen aufgegangen.«
    »So viele?«
    »So übel habe ich es noch nie erlebt«, bestätigte Nedus. »Das Amt verlangte jede Eingabe schriftlich, und sie haben nicht einmal Papier und Tinte bereitgestellt. Die Akademie wollte während der Prüfungen keine zur Verfügung stellen, in den Läden der
Stadt sind Schreibwaren ausverkauft, und die Laufburschen haben sich ein Vermögen verdient.«
    »Wie viel hat es dich gekostet?«, fragte Serai.
    »Keinen einzigen Kupferbock«, antwortete Nedus. »Es war eigenartig. Bei den Forderungen des Ersten Beraters handelt es sich nur um einen Vorwand.«
    »Woher weißt du das?«, erkundigte sich Isana.
    »Weil ich einen Schreiber im Amt mit einem Dutzend Goldadler bestochen habe«, erklärte Nedus.
    Isana blinzelte Nedus an. Mit zwölf Goldmünzen konnte man für einen Wehrhof Vorräte einkaufen, die ein Jahr oder länger vorhielten. Eine solche Summe stellte ein kleines Vermögen dar.
    Nedus trank das zweite Glas Wein leer und stellte es ab. »Es hieß, der Erste Fürst werde keine weiteren Audienzen gewähren«, erwiderte er. »Angeblich soll er dem Ersten Berater jedoch befohlen haben, es nicht bekannt zu geben. Der Narr versuchte einfach, Besuchsanträge beim Ersten Fürsten abzulehnen, ohne dafür einen Grund zu nennen. Und offensichtlich hat er ziemlichen Ärger erwartet.«
    Serai runzelte die Stirn und wechselte einen Blick mit Isana.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Isana leise.
    »Auf diesem Weg werden wir nicht zu ihm vordringen«, sagte Serai. »Ansonsten weiß ich nichts. Nedus, hast du vielleicht herausgefunden, welche Gründe der Erste Fürst dafür hat?«
    Nedus schüttelte den Kopf. »Unter den Beamten des Beraters kursierte das Gerücht, um die Gesundheit des Ersten Fürsten stehe es nicht zum Besten, aber niemand wusste etwas Genaues.« Er nahm Serai die Flasche aus der Hand und trank sie in einem Zug leer. »Ich habe versucht, Ritter Miles zu treffen und mit ihm zu sprechen, aber er war nirgendwo aufzutreiben.«
    »Ritter Miles?«, fragte Isana.
    »Hauptmann der Fürstlichen Wache und der Kronlegion«, erläuterte Serai.
    »Zu meiner Zeit war er Wasserträger für Gaius’ Ritter«, fügte
Nedus hinzu. »Er und sein Bruder Araris. Zum Knappen hat er nicht getaugt, aber er hat sich prächtig entwickelt. An mich erinnert er sich noch. Möglicherweise hätte das geholfen, nur leider kann ich ihn einfach nicht finden. Tut mir leid, mein Kind. Ich bin gescheitert.«
    Serai murmelte: »Natürlich nicht, mein Lieber. Gaius lässt sich nirgendwo blicken, und sein Hauptmann ist ebenfalls untergetaucht. Da ist doch eindeutig etwas im Gange.«
    »Er lässt sich durchaus blicken«, meinte Nedus. »Heute Morgen hat er wie immer beim Beginn der Windkämpfe zugeschaut.«
    »Mag sein«,

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