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Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Kerle, die uns überfallen haben, von da, wo du auch ihn her hast?«
    »Ich habe mit der Sache nichts zu tun, Kindchen.«
    »Nenn mich noch einmal Kindchen, und ich schneid dir dein Hälschen bis zu den Öhrchen auf.«
    »Barbara«, sagte Iver, »du würdest mich doch nicht umbringen.«
    »Bist du dir so sicher?« Sie starrte ihn an. Iver erwiderte den Blick aus geröteten Augen. Nach einer Weile schlug er die Augen nieder.
    »Wenn genügend Zeit gewesen wäre, hätte ich Gregor gewarnt«, sagte er. »Ein guter Geschäftsmann beschützt seine Lieferanten, selbst wenn sie so grün im Geschäft sind wie ihr zwei.«
    »Und warum war nicht genügend Zeit?«
    »Weil er uns abgefangen hat, als wir auf dem Weg zu euch waren. Er muss uns schon beobachtet haben, als ich noch mit Gregor verhandelte. Er trat aus dem Gebüsch, seine beiden Kerle nahmen uns in die Zange, und er sagte nur: ›Der Fingerknochen der heiligen Seraphia?‹ Ganz ruhig, kalt wie ein Fisch …«
    Iver schwieg. Barbara starrte ihm ins Gesicht. »Und dann?«, stieß sie hervor.
    Iver seufzte. »Nur damit du verstehst, Kindch… Barbara. Während er das fragte, steckte mir einer seiner beiden Knechte die Spitze seines Messers ins Nasenloch und schob die Klinge langsam nach oben.«
    Barbara musterte ihn, nahm dann ihr Messer fort und ließ sich neben Iver gegen die Mauer sinken. Sie zog das Tuch um die Schultern und erschauerte. Iver rieb sich den Hals und atmete auf. Er verdrehte die Augen, als Barbara in Tränen ausbrach, blieb aber sitzen. Nach einigen Augenblicken klopfte er ihr unbeholfen auf die Schulter. Sie rückte von ihm weg.
    »Wäre es umgekehrt gewesen, hätte Gregor mich ebenso schnell verraten«, erklärte Iver in Barbaras leises Schluchzen hinein. Sie antwortete nichts.
    »Wieso läufst du eigentlich hier im Hemd herum?«
    »Weil ich der Hübschlerin mein Kleid als Pfand gegeben habe, damit ich mit ihrem Lohn wiederkomme.«
    Iver fragte ehrlich verblüfft: »Glaubst du vielleicht, ich bezahl dich jetzt dafür, dass du mir das Gemächt bis zu den Füßen lang ziehst, anstatt mir einen zu …« Er verstummte verlegen und spähte in Barbaras Gesicht, das halb hinter ihrem Tuch versteckt war. Er schien zu ahnen, dass er bezahlen würde. »Und sie hat sich darauf eingelassen?«
    »Leicht verdientes Geld, oder?« Barbara wischte sich über die Augen und sah ihn an. »Sie dachte natürlich, ich würde mit deinen edlen Teilen was anderes anstellen als ich getan habe.« Plötzlich kicherte sie, doch es verlosch ebenso schnell, wie es in ihrer Kehle hochgestiegen war. »Du möchtest bestimmt nicht hören, was sie gesagt hat, als sie glaubte, ich wollte dich an ihrer Stelle übernehmen.«
    »Nein, möchte ich nicht«, brummte Iver. Nach einer Pause fügte er an: »Und was jetzt? Wenn du das alles auf dich genommen hast, um dich an mir zu rächen, hast du mich zu früh von der Klinge gelassen. Ein zweites Mal kommst du nicht mehr an mich heran.«
    »Du bist nur ein kleiner Fisch«, sagte Barbara. »Ich will dem Burschen an die Gurgel, der Gregor auf dem Gewissen hat.«
    »Mein liebes Ki… meine liebe Barbara, da hast du dir zu viel vorgenommen.«
    »Wie ist sein Name?«
    »Hast du mir nicht zugehört?«
    »Hast du nicht gesehen, wie leicht es mir gefallen ist, dich beinahe zu entmannen?«
    Iver verzog das Gesicht. Er starrte zu seinem Leibwächter, der am Ende der Gasse stand und ihnen immer noch den Rücken zuwandte.
    »Du kommst nicht an ihn ran.«
    »Überlass das mir. Der Name?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Du weißt fast alles, wenn es um Reliquien geht. Und der Kerl ist kein zufälliger Sammler, der neu im Gewerbe ist!«
    »Barbara, lass gut sein …«
    »Hast du Angst, ich würde ihm verraten, wer mich zu ihm geführt hat? Ich garantiere dir, er wird gar nicht dazu kommen, mir eine Frage zu stellen, weil ich ihm mein Messer so schnell in den …«
    »Nein, es geht mir um dich.«
    »Was?«
    Iver breitete die Arme aus. »Ich trag dir nicht nach, was du hier mit mir abgezogen hast. Ehrlich gesagt hab ich auch nicht erwartet, dass du Gregors Tod einfach so hinnimmst. Der alte Gregor wäre nie auf die Idee gekommen, sich auf den Reliquienhandel einzulassen, wenn er nicht geahnt hätte, dass sein Weib aus härterem Holz geschnitzt ist als die meisten. Aber Gregors Mörder bist du nicht gewachsen. Mach dich nicht unglücklich, Kindchen, es wäre Verschwendung.«
    »Sag mir den Namen, Iver, und spar dir die Predigt für den Moment, an dem du doch noch

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