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Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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tippte sich an die Stirn, ohne das dort klebende Stück Haut zu treffen. »Und ich weiß auch, wie es weitergeht. Die dumme Albo hat abgelehnt!«
    »Wie kannst du dir erlauben, ihn dumm zu nennen, weil er die Keuschheit des Leibes hoch schätzte?«
    »Verzeihung, Herr, verzeiht Eure unwissende Diener«, sagte Rinaldo und gab sich selbst eine Ohrfeige. Das Hautstückchen löste sich endlich und fiel herab. Rinaldo senkte den Kopf und streckte beide Hände gefaltet nach vorn zu Ulrich über den Tisch. Ulrich brauchte sich nicht umzusehen, um zu wissen, dass der Wirt wieder an ihrem Tisch stand, einen frischen Weinkrug in der Hand. Rinaldo blinzelte Ulrich aus seiner unterwürfigen Haltung heraus drängend an.
    »Ich verzeihe dir, mein Sohn«, sagte er so herablassend er konnte und nahm die gefalteten Hände des Sängers in die seinen. »Um dir für die Zukunft zu helfen, gegenüber den Heiligen des Herrn demütig aufzutreten, wirst du zur Buße heute Abend nur noch Wasser trinken.« Ulrich wedelte den Wirt fort, ohne ihn anzusehen. Aus dem Augenwinkel sah er, dass der Mann sich nach kurzem Zögern davonschlich. Rinaldo richtete sich auf, stierte Ulrich an und ließ sich dann auf der Bank zusammensacken. Ulrich gab seinen Blick zurück und schaffte es nicht länger, sein Grinsen zu unterdrücken.
    »Schadenfreude ist ein Sünde«, sagte Rinaldo.
    »Du hast es herausgefordert.«
    Rinaldo lachte auf. »Du hast Recht«, sagte er und schüttelte amüsiert den Kopf. »Und du hast schnell gelernt.« Er stieß auf und wischte sich über den Fleck an seiner Stirn. »Ist wahrscheinlich auch besser so. Wir schütten aber die Wein aus Becher in die Wasser, si? Draußen in die Kloster kannst du die Wasser gefahrlos trinken, aber nicht hier in die Stadt.«
    »Einverstanden.«
    »Habe ich Recht mit die Albo?«
    Ulrich zuckte mit den Schultern, erleichtert, um den sündigen Anteil der Geschichte herumgekommen zu sein. »Albo beschwor in seinem Entsetzen Blitz und Donner auf die Heiden herab; umso mehr, als er sah, dass sich andere Paare schon in den Furchen tummelten. Die Ältesten des Dorfes fielen vor Schreck in den Staub und erwarteten zitternd das Strafgericht, das der Gott Albos auf sie niederprasseln lassen würde.«
    »Allein Gott der Herr …«
    »… hörte nicht«, seufzte Ulrich. »Er hatte andere Pläne mit Albo. Gottes Wege sind wunderbarer, als die Menschen sich vorstellen.«
    »Wie war Albos Weg?«
    Ulrich lächelte. »Er nahm die Beine in die Hand.«
    »Eh?«
    »Als die Heiden nach einiger Zeit merkten, dass sie noch lebten, sprangen sie auf und drangen wütend auf Albo ein. Gott gab ihm ein zu fliehen, da er ihn noch brauchte.«
    »Entkam er?«
    »Die Heiden verfolgten ihn quer über die Felder. Albo rannte und rannte, aber sie waren schneller. Er rief Gott in seiner Not um Hilfe an. Du weißt, dass Gott sich vom Höchsten nicht befehlen lässt, aber die Bitten des Niedrigsten erhört? Albo stolperte und fiel, aber plötzlich war ihm, als zöge ihn ein Engel des Herrn auf die Beine und raunte ihm ins Ohr: Nur noch ein paar Schritte! Und Albo rannte weiter, doch an der Stelle, an der er gefallen war …«
    »Ja?«
    Ulrich warf die Arme in die Höhe. »… schoss ein gewaltiger Springquell empor, schwemmte die vordersten der Heiden weg und verwandelte sich im Nu in einen reißenden Sturzbach, der sich zwischen Albo und seine Verfolger legte und ihn rettete.« Er sah, dass einige der Nächstsitzenden ihn anstarrten. Vom Kamin her näherte sich ein hoch gewachsener, kahl geschorener Mann in kriegerischer Kleidung ihrem Platz. In der Stimmung, in die Ulrich seit Rinaldos kleiner Niederlage wegen des Weins geraten war, machte es ihm nichts aus, im Gegenteil. Nicht einmal, dass der Mann die Augen zusammengekniffen hatte und diejenigen, die nicht schnell genug beiseite rückten, einfach wegschob, erfüllte ihn mit Sorge. »Lobet den Herrn!«, rief er herausfordernd.
    Die meisten um ihn herum bekreuzigten sich. »Lobet den Herrn«, murmelten sie.
    »Amen, ja, lobet den Herrn und seine Wunder und den Mut des heiligen Albo, der seine Feinde mit einem Sturzbach schlug«, rief Ulrich. Der Mann war jetzt fast heran. Seine Kleidung sah abgerissen aus. »Und wenn ihr zufällig …«
    Ulrich sah plötzlich etwas Dunkles heranschwirren. Er hatte nicht einmal Zeit, sich zu ducken.
    »… vom Schädel des …«
    Flatsch !

Kapitel 14.
    F latsch !
    Das Gesicht des Mönchs war auf einmal verschwunden. Jörg starrte auf eine triefende

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