Im Schatten des Klosters - Historischer Roman
willst du mich unterstützen, wenn du betrunken bist?«
»Ich esse ja auch für zwei«, sagte Rinaldo, »dank die Starrsinn von eine bestimmte Mönch.«
Ulrich führte den Becher zum Mund, der von Rinaldos Trinken und seinen Fingertappern ebenfalls nach Braten roch, und ließ den Inhalt gegen seine Lippen rollen. Unwillkürlich nahm er einen winzigen Schluck. Ulrich hatte etwas erwartet, das nach Pferdepisse schmeckte, doch der Wein war gut. Und mit dem zweiten, etwas größeren Schluck, der sich ihm förmlich aufdrängte, kam der Gedanke: Was mochte der Wirt ihm nachher für das Weinchen abverlangen? Er stellte den Becher hart zurück, aber nun war es doppelt so schwer, nicht das Essen anzurühren.
»Albo kam hierher nach Köln, genauer gesagt zu einem Dorf, an dessen Stelle jetzt das Kloster steht. Damals lebten hier nur Heiden, die Bäume anbeteten und ein Unwetter für den Zorn ihres Götzen hielten. Den frommen Bruder Albo aber wagten sie nicht anzutasten, im Gegenteil: Sie schickten ihm Essen und Trinken in seine Klause im Wald.«
»Hühnerschenkel und Wein«, sagte Rinaldo kauend.
»Brot und Wasser!«
»Warum muss eine Mann sich entweder totschinden lassen oder tothungern, um eine Heilige zu werden?«, seufzte Rinaldo und zog den Becher zu sich heran.
»Im nächsten Frühjahr luden die Heiden Albo ein, mit ihnen den Beginn der Aussaat zu feiern. Albo segnete die Männer, Tiere, Kinder und Frauen des Dorfes und flehte den guten Willen des Herrn herab auf diese kleine Gemeinde, die trotz ihres Heidentums unschuldig war, denn sie hatten noch nie zuvor vom wahren, einzigen Gott gehört, und Albo empfahl sie seiner Obhut und bat den Herrn, sie zu erleuchten und ihnen Zugang zum wahren Glauben zu erlauben, und in aller Bescheidenheit fragte er um ein Zeichen, das ihm zeigen sollte, ob er dazu ausersehen sei, diese Kinder Gottes auf den rechten Weg zu bringen …«
»Oh-oh!«, machte Rinaldo.
»Was ist?« Ulrich sah sich erschrocken um.
»Nichts. Aber an diese Stelle in Erzählungen von Heilige fängt meistens das Unglück an. Steinigung oder lebendig Gebratenwerden oder das Abschneiden von die …«
»Nicht bei Sankt Albo!«
»Perdoname, patron. Wohlsein!« Rinaldo spähte in den Becher. »Maledetto, leer!« Er unterdrückte ein Aufstoßen. »Hoppla!«
»Rinaldo …«
»Wie geht weiter die Geschichte?« Der kleine Sänger sah sich mit erhobenem Becher um. »Und wo ist die Wirt …?«
»Rinaldo!«
»Äh, Bruder Antonio … Bruder Ulrico … komm schon. Wie geht weiter?«
Der Wirt eilte mit einem Krug heran. Rinaldo sagte: »Meine Herr hat noch Durst.« Er grinste. »Auf die gleiche Sorte, nicht auf das, was du in deine Nachtschüssel spazieren trägst.«
Ulrich biss die Zähne zusammen und wartete, bis der Wirt wieder verschwunden war. Rinaldos dunkle Hautfarbe hatte mittlerweile einen warm glänzenden Schimmer angenommen, und sein Haarschopf stand wirrer zu Berge denn je. »Hör auf damit!«, zischte er ihm zu.
»Wer so viel essen muss, muss auch viel trinken. Na komm, wie haben die Heiden die arme Albo totgemacht? Jetzt wird die Geschichte endlich interessant …«
»Albo wurde … Albo erkannte plötzlich …« Ulrich seufzte verärgert. Diese Stelle in Sankt Albos Vita war schwierig, und angesichts der Trunkenheit Rinaldos hatte Ulrich keine Lust, sie zu erzählen. Der kleine Mann würde wahrscheinlich vor Lachen von der Bank fallen. Rinaldo sah ihn auffordernd an. »Während Albo zu Gott betete, trat auf einmal der Dorfälteste auf ihn zu, in Begleitung seines unschuldigen Töchterleins. Er forderte Albo auf, sich … nun, sich mit ihr in die Furchen zu legen.«
»Äh?«
»In die Furchen. Sie hatten die Felder frisch gepflügt, und …«
»In die Furche legen? In die Furche legen? Was soll das heißen?« Rinaldos Gesicht erhellte sich unvermittelt, und er patschte sich an die Stirn. Da er vergessen hatte, dass er einen Batzen Hühnerfleisch in der Hand hielt, hinterließ er einen triefenden Fettfleck, in dessen Mitte ein daumennagelgroßes Stück krosser Hühnerhaut klebte. »Madonna santa, ich verstehe!« Rinaldo riss die Augen voller Bewunderung auf. »Eine consacrazione! Eine … Ritual! Die Priester macht mit eine Frau ein Kind auf die Feld, und so wird die Feld fruchtbar!« Zu Ulrichs Überraschung lachte er überhaupt nicht. »Das ist das Gleiche wie die Anspritzen von die Feld mit Weihwasser, nur mit Vergnügen.«
»Das ist überhaupt nicht das Gleiche!«
»Doch, ist es!« Rinaldo
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