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Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition)

Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition)

Titel: Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Rath
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an Elbrand bekommen.«
    Moritz riss es vor Überraschung fast von der Bank. »Welche Informationen? Erzähl schon!«
    Johann Forck war nicht bereit, sein Geheimnis so schnell preiszugeben. »Als ich die anderen Vereinsmitglieder gebeten habe, sich im Hafen umzuhören«, erklärte er umständlich, »hätten sie mich fast aus meinem Amt als Kassenwart gejagt. Johann Forck, der ehrbare Johann Forck kümmert sich um die Probleme der Großbürger, haben sie hinter der Hand erzählt. Der hat nicht alle Tassen im Schrank, der ist verrückt geworden. Nicht genug,dass er seinen Sohn ins Kontor schickt, jetzt schmust er auch noch mit den Reichen.«
    Er blickte in die Runde, in der Hoffnung auf Anerkennung für sein mutiges Vorgehen, doch seine Söhne starrten ihn nur an. »Immerhin haben sich die Kollegen umgehört. Und auch etwas erfahren. Albert Brüning vom Speicher am Dovenfleet hat mir erzählt, was er in der Gastwirtschaft von Wilhelm Schultz gehört hat.«
    »Was?«, fragte Jan gespannt.
    »Da war ein betrunkener Schauermann. Der hat damit geprahlt, dass er wüsste, wer der Mörder von Elbrand ist.«
    »Wer ist es?«, fragte Moritz schnell.
    »Das hat er nicht direkt gesagt. Hat wohl nur Andeutungen gemacht. Meinte, dass er nicht so blöd wäre, einen Namen zu sagen. Schließlich wolle er noch länger leben.«
    Die Jungen blickten enttäuscht.
    »Dann kümmert uns die Sache nicht weiter«, meldete sich Herta Forck zu Wort, die bis jetzt still zugehört hatte. »Wir zeigen den Schauermann bei der Polizei an   – und Schluss.«
    »So einfach ist die Sache nicht. Albert kannte den Mann nicht, aber er ist ihm gefolgt. Der Kerl haust in einem Wohnkeller. An der Ecke vom Herrengraben und dem Theilfeld.«
    Eine Zeit lang war es still in der Küche, alle waren mit ihren Gedanken beschäftigt.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Moritz schließlich.
    Der Vater verschränkte die Arme vor der Brust. »Morgen ist Sonnabend. Nach der Arbeit werden wir diesem Schauermann einen Besuch abstatten.«
    »Ich gehe nicht mit«, sagte die Mutter sehr bestimmt.
    Es war spät in der Nacht, doch Moritz lag immer noch wach. Er war aufgeregt und warf sich immer wieder von einer Seite auf die andere.
    »Was ist eigentlich los mit dir?«, brummte Jan ungnädig vom anderen Ende des Bettes. »Ständig trittst du mir in die Seite.«
    Moritz setzte sich auf. »Ich kann nicht schlafen«, sagte er in die Dunkelheit, »am liebsten möchte ich sofort zu diesem Schauermann.«
    »Quatsch nicht! Wenn du nicht auf der Stelle Ruhe gibst, hau ich dir eine rein. Dann schläfst du bis morgen Mittag durch.«
    Moritz ahnte, dass diese Drohung kein Scherz war. Er klemmte sich die Decke unter den Arm und zog auf die Küchenbank um.
    Am Sonnabend nach der Arbeit, jedoch noch vor Einbruch der Dämmerung, versammelte Johann Forck seine Truppen in der Küche. Herta Forck ließ sich müde auf einen Stuhl sinken. »Ich bleibe hier. Das ist mir alles zu anstrengend. Erst die vielen Stufen bis zum Hof hinunter und dann noch der weite Weg. Mir tut der Rücken jetzt schon weh. Und außerdem: Was habe ich mit dieser Sache zu tun?«
    Johann Forck reagiert ärgerlich. »Es geht hier um unsere Ehre und die Ehre des Quartiers. Und um den Lehrvertrag. Ich will nicht, dass die Schröders wegziehen. Dann müsste Moritz in einer anderen Gegend bei fremden Leuten wohnen. Außerdem musst du mitkommen. Frauen achten auf andere Dinge als Männer. Das kann sehr wichtig sein.«
    Jan schloss die Ofenklappe, dann gingen sie los. Herta Forck schlurfte murrend hinter ihnen her, manchmal stöhnte sie so laut, dass Moritz es kaum ertragen konnte. Sie überquerten die Hohe Brücke, gingen an den Binnenkajen entlang, passierten die Admiralitätsstraße und erreichten schließlich den Herrengraben.
    Herta Forck blickte mit finsterem Gesicht die Straße auf und ab. In beide Richtungen reihte sich eine Schänke an die andere, gelegentlich unterbrochen von Matrosenherbergen und Seemannsausrüstern. Schützend legte sie ihren Arm um Moritz. »Hier würde ich nie allein über die Straße gehen. Weder bei Tag noch bei Nacht.«
    Johann Forck zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Irgendwo müssen sich die Matrosen ja aufhalten, wenn sie auf ein Schiff warten.«
    Vor einem unscheinbaren Haus blieben sie stehen. »Hier ist es«, sagte der Vater leise.
    Zwischen zwei Begrenzungspfählen führten ausgetretene Stufen in einen Wohnkeller. Die Tür stand offen, wohl um den letzten Rest des Tageslichts

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