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Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition)

Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition)

Titel: Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Rath
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Dampfer?«, fragte Moritz.
    Der Klabautermann lächelte. »Nein, das Schiff gehört Captain Smith. Aber uns gehört die Ladung.«
    »Was wollen wir mit so vielen Kohlen, mit einer ganzen Schiffsladung? Der Winter ist fast vorbei, jetzt kauft kein Mensch mehr Kohle.«
    »Das ist keine Kohle für den Hausbrand, es ist Schiffskohle. Jedes Dampfschiff, das hier anlegt, muss Kohle bunkern, damit es genügend Brennstoff für die Rückreise hat. Da Hamburg kein eigenes Bergwerk besitzt, muss die Kohle von woanders hergebracht und hier auf Vorrat gelagert werden. Das ist ein gutes Geschäft für uns.«
    Moritz blickte zu dem schwarzen Dampfer mit den klobigen Aufbauten und dem hohen Schornstein hinüber. »Wäre so ein Dampfer nicht auch etwas für das Handelshaus?«
    Der Kapitän richtete sich abrupt auf. »Ich bin Segelschiffskapitän! Ich halte überhaupt nichts von diesen stinkenden und qualmenden Höllenmaschinen. Auf der Elbe sind sie ganz praktisch, um einen Segler gegen den Wind zu schleppen. Und auch auf den kurzen Distanzen in der Nordsee mögen sie einige Berechtigung haben.« Er blickte elbabwärts, in seinen Augen schimmerte ein ungewohnter Glanz. »Auf hoher See jedoch werden diese Dampfer nie eine Konkurrenz für die Klipper sein. Und auch nicht für die neuen Barken. Die richtige Seefahrt wird immer in den Händen der Tiefwasserkapitäne und ihrer Matrosen bleiben.«
    Endlich hatten sie den Dampfer erreicht. Kapitän Westphalen forderte Hinrich Quast auf, mit an Bord zu kommen, der jedoch schaute misstrauisch zu dem Dampfer hoch und schüttelte den Kopf.
    Der Kapitän und Moritz kletterten die Jacobsleiter hinauf, dann standen sie an Deck. Ihr Stand war wacklig, denn überall lagen Kohlenstücke herum. Über dem gesamten Schiff hing eine Wolke aus Kohlenstaub, der Moritz im Hals kratzte.
    Kapitän Westphalen schnupperte in eine Luke hinein. »Frisch gebrochene Steinkohle aus Wales«, sagte er. »Gute Bunkerkohle, hat aber einen hohen Schwefelanteil. Das kann zur Selbstentzündung im Schiffsraum führen. Auf der kurzen Strecke über die Nordsee ist das glücklicherweise kein Problem.«
    Inzwischen hatte man dem englischen Captain Meldung über die Ankunft der Gäste gemacht. Die beiden Männer begrüßten sich wie alte Bekannte. Sie unterhielten sich in einem Englisch, von dem Moritz kein einziges Wort verstand. Also machte er sich gar nicht erst die Mühe, den Sinn der Unterhaltung zu enträtseln, sondern beobachtete die Arbeiten an Bord. Der Löschbetrieb war in vollem Gange, zu sehen gab es also genug.
    Er blickte in den Laderaum. Unten schaufelten rußige Männer die Ladung in große Körbe. Als einer der Männer nach obenschaute, blitzte Moritz das Weiße in seinen Augen entgegen. Jetzt hatte der Mann ihn entdeckt.
    »Komm runter, mien Jung«, rief er, »wir haben noch ein paar Kohlen für dich übrig gelassen.«
    Moritz lachte, das war seine Sprache, hier fühlte er sich wohl. »Geht nicht. Meine Mutter hat gesagt, dass ich mich nicht schmutzig machen darf.«
    »Warschau! Nimm den Kop wech, du vorwitzigen Jung«, rief der Lukenviez.
    In diesem Augenblick sprangen aus allen vier Ecken der Luke Arbeiter in den Laderaum hinunter. Moritz hielt vor Schreck die Luft an. Was machten die da? Er konnte sich keinen Reim darauf machen, weshalb sich die Männer in den tiefen Schiffsraum gestürzt hatten.
    Während er noch ungläubig in die Tiefe starrte, kam ein gefüllter Kohlenkorb aus dem Laderaum heraufgeflogen, als wäre er von einem Katapult abgeschossen worden. Der Decksmann lehnte sich über die Lukenkante und griff schnell und zielsicher nach dem Korb. Auf Befehl des englischen Capitains stellte er ihn vor Kapitän Westphalen ab. Der Korb war bis zum Rand mit Kohle gefüllt: von der Größe einer Faust bis zu der eines Kinderkopfs. Kapitän Westphalen nahm ein Stück in die Hand, betrachtete es, hielt es gegen das Licht, roch daran.
    »Gute Qualität«, nickte er zufrieden. Er wühlte im Korb herum, dass er schmutzige Hände bekam, schien ihn nicht zu stören. »Schöne große Stücke. Gut als Bunkerkohle zu verkaufen.« Er richtete sich wieder auf. »Manchmal liefern sie nur ganz kleine Stücke und viel Kohlenstaub, Moritz. Damit können wir nichts anfangen. Das treibt die Schiffsheizer zur Verzweiflung. Entweder fällt das Zeug durch den Rost nach unten, oder es verbrennt so schnell, dass die Männern auf den Dampfern kaum mit der Arbeit nachkommen.«
    Moritz hörte nur mit einem Ohr zu. Immer wieder

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