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Im Schatten des Kreml

Im Schatten des Kreml

Titel: Im Schatten des Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
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Netz zu sehen sein.«
    »Ich sagte ja schon, wir haben da unsere Mittel und Wege. Lass das meine Sorge sein.«
    »Truppenabzug und Unabhängigkeit? Warum glaubt Abreg, dass das Video so viel wert ist?«
    »Weil er ein Dummkopf ist, der sein Blatt überschätzt.«
    Ich erinnere mich daran, wie ich in der Grube hockte, und Abreg über Philosophie, Religion, Politik und Wirtschaft dozierte. Er hatte vielleicht mit vielem unrecht, aber dumm war er nicht.
    Der General lehnt sich in seinem Stuhl zurück. »Er will, dass du es abholst. Er will es nur dir geben, sonst keinem.«
    Mein Magen fängt an, zu revoltieren, das Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich reagiere wie ein Pawlowscher Hund, nur dass es Schmerzen sind, an die ich mich erinnere. Die kalten Augen des Generals erscheinen mir wie zwei Blöcke grünes Eis.
    »Wann?«

36
    Eine Stunde später bin ich wieder in meinem Keller und packe zusammen, was ich für einen Ausflug in die Berge brauche. In spätestens zwei Tagen ist es so weit, wie der General mir ankündigte. Ob in zwei Tagen oder zwei Minuten, ich will bereit sein. Als ich die Nummer von Valjas neuem Handy wähle, geht niemand ran. Ich blättere im Fabergé-Buch und lese noch einmal Lacheks Dossier, ohne die Bilder und Worte jedoch richtig wahrzunehmen. Ich werfe beides beiseite und vergeude eine weitere Minute mit dem Handy, das ich fest gegen mein Ohr presse, in der Hoffnung, beim nächsten Klingeln könnte sie antworten.
    Immer noch aufgewühlt vom Plan des Generals und nicht in der Stimmung, mit Vadim zu sprechen, verlasse ich das Café. Der Abendhimmel ist kohlrabenschwarz, durchbrochen von dunkelroten Streifen, wo die Lichter der Stadt sich in den Wolken spiegeln. Da ich nichts anderes zu tun habe, gehe ich in die Stolowaja Dreizehn, ein Selbstbedienungsrestaurant mit kaputten Fliesen und Mahlzeiten zu fünfzig Rubel im Erdgeschoss eines Markts in der Moskauer Innenstadt. Die Gaststätte leert sich, kraftlose Babuschkas schleppen nach einem harten Tag ihre Körbe heim. Nachdem ich gegessen habe, wähle ich Alias Nummer.
    »Ich muss mit Mei reden«, sage ich. Der General will, dass ich mich raushalte, aber ich würde mir doch gern einen eigenen Eindruck von der chinesischen Seite des Ölgeschäfts verschaffen.
    »Sie ist nicht Valja, Alexei.«
    »Nicht deswegen.«
    »Ich hab nur Spaß gemacht, Dummkopf. Valja kann am anderen Ende der Welt stecken, und ihr klebt immer noch aneinander. Ich weiß das, alle wissen das. Mei ist nicht hier.«
    »Und später?«
    »Sie steht heute nicht auf dem Plan. Manchmal kommt sie trotzdem rein, aber wenn sie eine Extraschicht machen wollte, wäre sie schon hier. Versuch es im Zona. Ab und zu arbeitet sie dort.«
    Der Geräuschpegel der Gaststätte ist auf ein angenehmes Niveau gesunken. Die warme Luft riecht nach gegrilltem Lamm, gerösteten Zwiebeln und frischem Brot. Ich habe eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, aber ich will auch nicht auflegen.
    »Hast du meine Nachricht wegen der Polizei bekommen?«, fragt sie.
    »Ja.«
    »Heute war wieder jemand hier und hat sich nach dir erkundigt. Ist eigentlich kein Problem. Ich dachte nur, du solltest es wissen.«
    »Danke, Alla.«
    »Die Geschäfte laufen gut. Du hast einen Haufen Geld auf dem Konto. Wann hast du das letzte Mal etwas abgehoben?«
    Vor sechs Monaten. Ich habe noch genug Bargeld in einem Seesack, um ein paar Jahre über die Runden zu kommen, so sparsam wie ich in letzter Zeit lebe. »Ist lange her«, antworte ich ihr.
    In den letzten Monaten hatte ich kaum mit anderen Menschen zu tun, es war, als befände ich mich hinter einer Glaswand. Seitdem ich wieder Kontakt zu Valja habe, bin ich offenbar erneut in der Lage, etwas zu empfinden. Ein komisches Gefühl. Alias Tonfall entnehme ich, dass sie die Veränderung in mir spürt; ich will das Gespräch am Laufen halten, auch über die Momente hinweg, in denen wir nichts sagen.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragt sie.
    »Alles in Ordnung. Wie geht es dir?«
    Ihr Lachen erklingt in meinem Ohr. »Bist du das wirklich, Alexei?«
    Eine Frau räumt mein Tablett ab, steckt schnell das Trinkgeld ein und eilt davon, bevor ich es mir anders überlege.
    »Um mich musst du dir keine Sorgen machen«, sagt Alla. »Ich liebe meine Arbeit. Und ich kann auch noch mehr, weißt du.«
    »Ja, ich weiß. Darüber müssen wir noch reden. Bald.«
    »Vielleicht können wir dann auch darüber reden, was du wirklich tust. Vielleicht kann ich dir bei ein paar Dingen behilflich sein.«
    Alla ist

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