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Im Schatten des Kreml

Im Schatten des Kreml

Titel: Im Schatten des Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
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jede Spur von Ironie. »Kooperieren Sie.«
    Und dann ist er zur Tür raus und ohne einen Laut verschwunden.

43
    Matthews sieht auf seinem Handy nach, ob eine Nachricht gekommen ist, und klappt es gleich darauf wieder zu. Kurz blitzt Enttäuschung in seinem Gesicht auf und verschwindet auch genauso schnell wieder. »Wie alt ist der Kerl eigentlich?« Seine Stimme klingt laut nach Konstantins heiserem Flüstern.
    »Wo ist Lachek?«
    »Keine Ahnung.« Er sieht zur Tür, durch die Konstantin gerade verschwunden ist. »Mann, dieses Fossil hat noch ganz schön Biss. Ich hab noch nie so viele Leute so schnell vor jemandem kuschen sehen.«
    Ich setze mich auf der Trage auf, meine Gelenke knacken, ein dumpfer Schmerz pocht in meinem ganzen Körper. »Wie bist du mit ihm zusammengekommen?«
    Matthews öffnet gekonnt seine Jacke, indem er die Hände in die Taschen steckt und einmal kurz die Schultern bewegt. »Mein Boss meinte, ich solle jemanden auf dem Lubjanka-Platz treffen. Konstantin tauchte auf, und wir marschierten über die Straße und hier rein, als würde der Laden ihm gehören, was ja anscheinend auch der Fall ist.«
    »Wo ist mein Fuß?«
    »Der Arzt ist ihn holen gegangen.«
    »Hast du schon mal von einem Typen namens Marko Hutsul gehört?«
    Die Haut um seine Augen strafft sich. »Stimmt, das weißt du noch nicht, oder?«
    »Jemand hat vergessen, mir eine Zeitung in mein Loch zu werfen. Was weiß ich nicht?«
    »Marko Hutsul hat gestern in Kiew drei Kugeln kassiert.«
    Der Arzt kommt mit meiner Prothese zurück, die steril gereinigt worden sein muss, so sauber ist sie, und lässt sie zusammen mit meinen gewaschenen Sachen neben mir auf die Bahre fallen.
    »Das ist ja besser als der Zimmerservice im National, Doktor«, sage ich, während ich nach dem Messer taste und meine Prothese anschnalle.
    Gerade als ich davon überzeugt bin, dass er ein Meister im Ignorieren ist, sieht er mir plötzlich fest in die Augen. »Sie sind kerngesund. Wahrscheinlich werden Sie hundert Jahre alt, wenn Sie nicht vorher jemand tötet. Ich wette auf Letzteres.«
    Matthews lacht. »Du machst dir aber auch überall Freunde, was, Volk?«
    Der Arzt geht wieder, und ich ziehe mich an, zuletzt das Schulterhalfter und den Mantel. »Wo ist meine Pistole?«
    Matthews zieht meine Sig aus seiner Manteltasche und dreht sie fachmännisch um, um sie mir mit dem Kolben nach vorn zu geben. Dem Gewicht nach ist sie neu geladen, aber um sicherzugehen, überprüfe ich das Magazin, dann schiebe ich die Waffe in das Halfter unter meinem Arm.
    Matthews reicht mir mein Handy, das Ersatzmagazin und die Rolle Scheine, die ich immer mit einem Gummiband umwickelt bei mir habe. Das Handy ist ebenfalls frisch aufgeladen, das Magazin neu befüllt.
    »Du trägst eine Menge Bargeld mit dir rum. Du solltest vorsichtig sein. Moskau ist ein gefährliches Pflaster.«
    Ich stecke alles ein, bis auf das Handy. Er sieht zu, wie ich wähle, und auch als ich mich umdrehe, spüre ich immer noch seinen Blick. Ich warte darauf, dass Valja abhebt, aber es hört nicht auf zu klingeln. Ich lege auf.
    »Ich muss noch mit jemandem ein Wörtchen reden, bevor wir fahren.«
    »Du kannst jetzt nicht zu Lachek.«
    »Nicht mit ihm. Mit einem FSB-Agenten namens Edorskai.«
    »Warum?«
    »Jemand muss nach meinem Hund sehen, solange wir weg sind.«
    »Leck mich«, sagt er, aber er klappt sein Handy auf und tippt eine lange Nummer ein. Murmelt kurz etwas hinein und klappt es wieder zu. Ein paar Minuten später führt uns ein Mann in einem Anzug mehrere Treppen hinab und durch eine Tür hindurch in einen von Neonlicht durchfluteten Gang. Wir marschieren vorbei an einer Reihe von Büros, die aussehen, als würden Anwälte oder Buchhalter darin sitzen, was etwas surreal ist, nach dem Horror im unmittelbar darunterliegenden Schacht. Der Weg dauert länger als erwartet; mein Körper fühlt sich an wie ferngesteuert, als würden die Befehle vom Gehirn um den Bruchteil einer Sekunde verzögert ankommen.
    Wir werden in einem Konferenzraum allein gelassen. Matthews lehnt sich gegen die Wand. Ich tue dasselbe.
    »Wenn das hier irgendetwas mit Rache zu tun hat, vergiss es«, sagt er nach ein paar Minuten.
    »Es hat nichts mit Rache zu tun.«
    Lachek wird warten müssen. Wenn es so weit ist, werde ich mir Zeit für ihn nehmen. Zuerst finde ich heraus, was er wirklich über meinen Vater weiß, und dann lasse ich ihn leiden. Er glaubt, dass das, was ihn von innen auffrisst, das Schlimmste ist, was ihm

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