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Im Schatten des Kreml

Im Schatten des Kreml

Titel: Im Schatten des Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
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Darstellung eines Kriegserbrechens zerstört werden, kümmert ihn. Dieser Mann ist lediglich getrieben von einem instinktiven Drang, sein Land und dessen Bevölkerung zu verteidigen. Aber all diese Profile meinen einen Mann, der nie Zweifel besaß. Dieser Mann existiert nicht mehr.
    Matthews beendet sein Gespräch, steckt das Handy weg und stellt sich neben Konstantin.
    »Wovor beschützen wir das Land?«, frage ich. »Vor dem Aufschrei, wenn das Starye-Atagi-Video in der ganzen Welt zu sehen ist?«
    Konstantin schluckt mühsam. »Das Video? Das ist auch wichtig, aber das lässt sich in den Griff bekommen, egal, was passiert. Wir haben sehr viel größere Sorgen. Klären Sie ihn auf, Mr. Matthews.«
    Matthews sieht erst Konstantin an, dann mich. Er scheint noch nervöser als sonst.
    »18. Dezember 2006«, referiert er. »Achtzehn Container mit dreihundertsechsundzwanzig Kilo angereichertem Uran aus einem ostdeutschen Forschungsreaktor verließen Dresden in einem Transportflugzeug vom Typ Iljushin 76 in Richtung der Wiederaufbereitungsanlage in Podolsk. Zweihundertachtundsechzig Kilo davon waren hoch angereichert – waffentauglich. Jedes Gramm wurde abgewogen und katalogisiert. Jedes Stückchen Uran wurde in rostfreie Stahlbehälter gesteckt, und diese Behälter wurden in fünf Zentimeter dicke Transportfässer verpackt.«
    Er macht eine Pause, damit ich seine Worte verarbeiten kann. Sein Blick durchdringt mich und sucht nach einem Anzeichen, dass ich ihre Bedeutung verstehe.
    »Hoch angereichertes Uran«, wiederholt er. »Zum Bombenbauen geeignet. In Podolsk sollte es mit minderwertigem Uran vermischt werden, um jedes Proliferationsrisiko auszuschließen.«
    Ich erinnere mich, etwas darüber gelesen zu haben. Es war der größte Transfer in einer Reihe von etlichen anderen und Teil eines gemeinsamen amerikanisch-russischen Programms, das verhindern sollte, dass Nuklearmaterial in die Hände von Terroristen geriete.
    »Und?«
    »Abreg hat versucht, drei der Fässer zu stehlen. Fünfzig Kilo, genug, um eine Bombe zu bauen, mit der man sich ›das russische Pack vom Hals schaffen‹ kann.«
    »Niemals.«
    »Du hast recht, er hat versagt.« Matthews steckt die Hände in die Taschen und zieht seine Jacke gerade. »Aber nicht aufgrund von schlechter Planung oder mangelnder Genialität. Der Ölhandel war nur die Spitze eines Eisbergs der Korruption, Volk. Als sich die Zeiten änderten, mussten sich viele Leute neben ihrem Einkommen etwas dazuverdienen. Abreg wusste das. Er pflegte mehr Kontakte, als du wissen willst, und er war verdammt nah dran, es zu schaffen. Du wärst überrascht zu erfahren, wie einfach alles war. Falsche Bucheinträge, getürkte Frachtbriefe, Schmiergelder an Leute, die so gut wie nichts verdienen – und plötzlich existierten drei Tonnen nicht mehr. Wenn es geklappt hätte, wäre nirgends irgendetwas vermisst worden. Wie sollen die mit ihren Hauptbüchern und computerisierten Beständen auch Rechenschaft über ein Hirngespinst ablegen?«
    »Aber es hat nicht geklappt?«
    »Nein«, rasselt Konstantin. Er zieht einen unförmigen Mantel über, schwer und fleckig, von Zeit, Regen und Schnee abgenutzt. »Diesmal nicht.«
    Er lässt die Worte in der Luft hängen. Er manipuliert mich, arbeitet die alten Psychogramme ab, aber diesmal mit Erfolg, denn die Vorstellung von waffentauglichem Nuklearmaterial in den Händen eines Mannes wie Abreg reicht aus, um mein Herz auf Hochtouren zu bringen.
    »Im Wesentlichen hat sich Ihre Mission nicht geändert, Oberst«, flüstert Konstantin. »Die Berge rufen noch immer. Und Abreg. Er will Sie und niemand anderen. Außerdem will er die Amerikanerin, zu seinem Schutz. Er kennt sie über ihren Terroristenfreund, Ravi Kho, und er glaubt, dass niemand mit Raketen auf ihn schießt, solange sie bei ihm ist. Also fahren Sie, so wie Sie und der General es geplant haben, und Charlene Thomas und Mr. Matthews werden Sie begleiten. Wir werden ...«, es fällt ihm schwer, weiterzusprechen, »wir werden sie nicht aus den Augen verlieren.«
    Mir ist klar, was das bedeutet und welche Gelegenheit sich mir dadurch bietet. Ich muss den General anrufen, sobald ich ein Telefon habe. »Auf wessen Befehl arbeite ich?«
    Wieder hebt er das Kinn. »Machen Sie einfach weiter wie bisher. Benutzen Sie Ihren Verstand. Tun Sie, was zu tun ist.«
    »Was ist mit den Amerikanern?«
    Er wirft einen Blick auf Matthews. »Sie sind hier, um zu helfen.« Er sagt es so, wie es nur ein Russe sagen kann, ohne

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