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Im Schatten des Kreml

Im Schatten des Kreml

Titel: Im Schatten des Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
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passieren kann. Ich werde ihm zeigen, wie sehr er sich irrt. Aber jetzt muss ich erst mal dafür sorgen, dass der Hund, der hinter Valja her ist, zurückgepfiffen wird.
    Matthews führt ein Telefonat, dann noch eins. Ich vermute, er erkundigt sich nach Charlie. Während er spricht, rufe ich über Kurzwahl den General an.
    »Konstantin will mich mit Charlie in die Berge schicken«, flüstere ich, als er sich meldet.
    Er grummelt etwas, das darauf hinweist, dass er Bescheid weiß.
    Ich stelle mir Charlies verletzten Unterarm vor, die zackigen Narben vom Handgelenk bis in die Armbeuge, die Stiche der Naht werden noch zu sehen sein. Ein Arzt wird in der Lage sein, die Haut erneut zusammenzunähen, indem er dieselben Einstichlöcher benutzt, sodass die Wunde nicht zu frisch aussieht. »Geben Sie ihr einen Sender. Nur Sie und ich dürfen die Frequenz kennen. Implantieren Sie ihn ihr in den Unterarm, unter die Schnitte von der Rasierklinge. Dann schicken Sie sie zu den Amerikanern.«
    Der General grummelt wieder, diesmal zufrieden, und legt auf.
    Ein paar Minuten darauf beendet Matthews sein letztes Gespräch und lässt das Handy zuschnappen. »Sie ist nicht da, verdammt.« Er kommt auf mich zu, den Kiefer fest zusammengepresst. »Meine Leute sagen, die Wohnung hätte ausgesehen, als wäre sie durchsucht worden. Weißt du etwas darüber?«
    Ich halte seinem Blick stand. »Sie wird schon noch auftauchen.«
    »Woher weißt du das?«, fragt er und weicht zurück, als plötzlich die Tür aufgeht.
    Edorskai erscheint in Begleitung derselben beiden Wachmänner, die mich in Schach hielten, während er mir das Diprivan spritzte. Wie schnell sich unsere Rollen vertauscht haben. Er sieht sich nach Verbündeten um. Sein Blick gleitet an Matthews vorbei, als würde er ihn nicht kennen.
    »Hören Sie, Volk, ich habe nichts gegen Sie.« Während die Worte aus ihm hervorsprudeln, hebt er die Hände. Die Innenflächen kehrt er nach oben, wie ein Bettler, und fleht mich an, ihm zu glauben. »Wenn Lachek pfeift, muss ich springen. So wie ungefähr Tausend andere auch. Ich war einfach gerade an der Reihe.«
    »Erzählen Sie mir etwas über Lachek und Khanzad.«
    »Was?« Erst wirkt er tatsächlich verblüfft, dann rollt er mit den Augen, als suche er nach einer auf seiner inneren Festplatte gespeicherten Erinnerung. »Ich habe nichts zu tun mit...«
    Mein Blick lässt ihn innehalten. Die beiden Wachen stehen stramm vor der Tür und hören angestrengt weg. Auf ein Wort von mir jagen sie Edorskai eine Kugel in den Schädel, genauso, wie sie es vor ein paar Tagen bei mir gemacht hätten, wenn er es ihnen befohlen hätte. Matthews lehnt an der Wand und pult an seinem Daumennagel, scheinbar vertieft in seine Aufgabe, aber ich habe gesehen, wie sich seine Augen verengten, als er den Namen des falschen Tschetschenen hörte.
    »Sehen Sie«, windet sich Edorskai. »Jeder weiß, dass Khanzad für Geld alles tut. Der Mann ist käuflich. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie oft Lachek schon Geschäfte mit ihm gemacht hat. Ich weiß nur, dass er mitbekommen hat, dass da unten jemand ist, der Ihnen etwas bedeutet, also hat er Khanzad auf sie gehetzt.«
    »Rufen Sie ihn zurück.«
    Er schnaubt und hält wieder die Hände in die Höhe. »Das kann ich nicht. Ich weiß nicht mal, wie ich ihn erreichen soll. Alles lief über Lachek, und der ist weg. Der alte Mann hat ihm etwas gesteckt, und er war so schnell hier draußen, dass wir ihn nicht einmal haben verschwinden sehen.«
    Matthews glaubt ihm offenbar, er richtet sich auf, als wolle er gehen, und zupft seine Jacke an den Schultern zurecht. Von den Wachmännern scheint die Spannung zu weichen.
    Vielleicht kann ich nicht klar denken. Ich habe Schmerzen und versuche noch immer, die psychische Achterbahnfahrt vorhin im Schacht zu verwinden. Eben noch sah ich einem grausamen Tod ins Gesicht, und jetzt stehe ich hier, ein einfacher Fußsoldat in Konstantins manipulativem Schattenkrieg. Aber ob verwirrt oder nicht, ich glaube, dass Edorskai mehr weiß, als er sagt.
    Ich trete zwei Schritte auf ihn zu, greife geschickt nach seinem Handgelenk und drehe es ihm mit einer Hand nach hinten, dann schlage ich mit der anderen von unten gegen seinen Ellbogen. Das Gelenk springt heraus. Er schreit auf. Seine Knie geben nach, aber ich halte ihn weiterhin am Handgelenk fest, sodass sein ganzes Gewicht das herausgesprungene Gelenk belastet und sein Schrei in ein qualvolles Gebrüll übergeht.
    »Herrgott, Volk!« Matthews eilt auf

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