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Im Schatten des Kreml

Im Schatten des Kreml

Titel: Im Schatten des Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
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immer noch Befehle. Matthews beobachtet mich.
    »Ich bin im Baltschug Kempinski«, sagt Maxim schließlich. »Bring deinen amerikanischen Freund mit.«
    Er legt auf.
    »Wer war das?«, fragt Barokov. »Und wer ist dieser Filip Lachek, dem ich angeblich nichts anhaben kann?«
    Ich stecke das Nokia zurück in die Jackentasche und sehe ihn an. Er hat den mir vertrauten ernsten Gesichtsausdruck, der Teil seiner Persönlichkeit zu sein scheint. »Gehen Sie mir besser aus dem Weg, Inspektor. Ich werde mich in dieser Sache nicht an die Regeln halten.«
    Ich drängle mich an ihm vorbei, weiche Matthews aus und stürme den langen Flur hinunter.
    »Ich glaube nicht, dass Sie sich je an die Regeln halten, Volk!«, brüllt mir Barokov hinterher.
    Ich laufe vorbei an den Sets, drücke mit ausgestrecktem Arm die Metalltür auf und trete hinaus in die Kälte. Bleibe kurz stehen, die Hände auf die Knie gestützt, und kämpfe gegen den Schwindel und das Surren in den Ohren an. Dann gehe ich los. Unterwegs stelle ich mir vor, Alias Frühlingsgeruch mitzunehmen, tief in meinem Inneren, aber die Wahrheit ist, dass ich ihn für immer zurücklasse, und mit jedem Schritt verwandelt sich meine Trauer in rasende Wut.

45
    Das Baltschug Kempinski liegt südlich des Kreml quer über die Moskwa, seine Fassade ist gelb mit weißen Verzierungen; die Portiers tragen lange Mäntel in Kombination mit makellosen Handschuhen und einem professionellen Lächeln, dass ihnen bei meinem Anblick im Gesicht gefriert: eine blutbefleckte Hose, das Gesicht leichenblass von zwei finsteren Tagen im Schacht, in den Augen ein wildes Feuer. Ohne ein Wort treten sie beiseite, als ich an ihnen vorbei in die Lobby jage, wo mich zwei von Maxims Bodyguards erwarten. Als sie mich in einen Garderobenraum bringen und dort nach Waffen durchsuchen, stößt Matthews zu mir.
    »Weißt du, wen wir hier treffen?«, frage ich auf Englisch, während sie ihm die Beine spreizen und die Arme heben.
    »Maxim Abdullaev. Aseri-Mafia. Lebensmittelmarkt, Waffen, Drogen, Prostitution. Bald Miteigentümer an Kombi-Oil, einem der größten privaten Energie-Konsortien der Welt.«
    Er steht da wie am Kreuz, während einer der Gorillas ihn von oben bis unten abtastet und der andere mit einem Metalldetektor herumfuhrwerkt. Sie nehmen ihm eine Beretta ab, ein Springmesser und ein paar fein gearbeitete, in einem goldenen Stift versteckte Dietriche. Zusammen mit unseren klobigen Begleitern steigen wir in den Fahrstuhl und fahren hoch in die Penthousesuite.
    »Wie ist Maxim an seinen Teil von Kombi-Oil gekommen?«, erkundige ich mich. »Durch drei Schüsse in Hutsuls Kopf?«
    »Tut mir leid wegen der Frau eben«, ignoriert Matthews meine Frage.
    »Ja.« Ich konzentriere mich auf die Zahlen, die über der Fahrstuhltür aufleuchten.
    »Wir haben Charlie«, sagt er.
    »Hmm.«
    »Maxim hat eine neue Joint-Venture-Gruppe gegründet, die sich bei Kombi-Oil eingekauft hat«, beantwortet er endlich meine Frage. »Die Gruppe nennt sich Avisopor. Ich hab in meinem Leben selten eine Organisation gesehen, die so schnell gewachsen ist – ungefähr so wie General Electric.«
    Die Ironie im Namen von Maxims neuer Errungenschaft ist mir nicht entgangen. Mithilfe von gefälschten Schuldscheinen zapften diverse Mafiagruppen, unter anderem die tschetschenische und die Aseri-Mafia, in den frühen Neunzigern Milliarden sowjetischer Rubel aus der Zentralbank ab. Sie bestachen russische Bankbeamte und tauschten ihre wertlosen Schuldscheine gegen Bargeld, das schnell im Äther elektronischer Überweisungen und ausländischer Konten verschwand. Die Urheber dieser Machenschaften hießen vosdushniki, »Luftmänner«, weil sie Geld aus dem Nichts machten.
    »Wer gehört dazu?« Er muss eigentlich gar nicht antworten. Ich schätze, ich weiß es auch so.
    »Sagen wir, die Gruppe hat einen internationalen Touch.«
    »Amerika? China?« Und ohne Zweifel mindestens zwei große russische Unternehmen: Maxim und der General tun sich mit Konstantin zusammen, der für seinen Anteil mit ziemlicher Sicherheit schon vor langer Zeit vorgesorgt hat. Bei all seinem Gerede von hehren Zielen war Konstantin im Gerangel um das Öl von Anfang an dabei und überlegt sich jetzt, wen er sonst noch ins Boot holen soll. All das interessiert mich nicht. Ich will Valja schützen, Alla rächen und Semerko schnappen, bevor er sich an Galina vergeht. Und ich muss verhindern, dass Abreg genug Uran an sich bringt, um noch mehr Russen zu töten. Sollen die

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