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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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gelungene musikalische Untermalung der Szenerie. In einem abgetrennten Bereich glaubte Jonan sogar Männer zu sehen, die schreiend und gestikulierend einem Hahnenkampf beiwohnten.
    Nachdem sie sich ein wenig umgesehen hatten, wandte Jonan sich der Aufgabe zu, wegen der sie hergekommen waren. Mit Pitlits Hilfe veräußerte er so gut wie alles, was sie entbehren konnten – auch das Mofa – und erwarb dafür im Gegenzug Stück um Stück zehn Revolver und ein paar Päckchen Munition dazu. Die Waffen machten allesamt einen recht brauchbaren Eindruck. Die meisten wiesen das gleiche Fabrikat auf und schienen aus den Armeebeständen des kaiserlichen Heers zu stammen.
    Nach wie vor war Jonan bei dem Gedanken, Kinder mit Waffen auszustatten, alles andere als wohl zumute. Lieber hätte er das Übel an seiner Wurzel gepackt – in den Kasernen des Mondkaisers –, statt für eine Eskalation der Gewalt zu sorgen. Aber ihm war klar, dass solch moralische Gedanken ein Luxus waren, den sich weder Bonasse mit seinen Schützlingen, noch Jonan, der Carya retten wollte, leisten konnten. Also machte er weiter und versuchte, nicht darüber nachzudenken, wie viele Tote zukünftig auf das Konto dieser Revolver gehen mochten.
    »Das hätten wir«, verkündete er grimmig, als sie am Stand eines verhärmt wirkenden Mannes ihr Set mit einer letzten Waffe komplettierten. Jonan schob den Revolver in seinen Beutel, der mittlerweile ziemlich schwer geworden war. »Verschwinden wir von hier. Je schneller wir Bonasse liefern, was er haben will, desto rascher hilft er uns.«
    »Ich bin dabei«, sagte Pitlit. »So ein Markt, bei dem man nichts mitnehmen darf, was einem gefällt, ist sowieso langweilig.«
    Sie bahnten sich gerade ihren Weg durch die Kaufenden und die Händler zurück zum Treppenaufgang, als Jonan plötzlich ein junger Mann auffiel. Er lungerte zwischen zwei Holzständen herum und starrte zu ihnen hinüber. Jonan runzelte die Stirn. Der Kerl kam ihm bekannt vor. »He, Pitlit.« Er schaute zu dem Straßenjungen hinunter und zupfte ihn am Ärmel. »Kennst du diesen Burschen, der sich da offensichtlich für uns interessiert?«
    »Welcher?«
    »Der dort.« Jonan hob den Blick wieder und stockte. Der Mann war fort, die Stelle zwischen den beiden Ständen leer.
    »Ich sehe niemanden«, sagte Pitlit.
    »Nein, ich auch nicht mehr«, gab Jonan langsam zurück. »Er ist verschwunden. Sehr merkwürdig. Wir sollten die Augen offen halten. Vielleicht hat jemand mitbekommen, dass wir einen Stapel Revolver gekauft haben und wartet nun auf eine günstige Gelegenheit, um sie uns abzunehmen.«
    Pitlit legte eine Hand an den Gürtel, wo er seine eigene Waffe aufbewahrte. »Na, der wird sich wundern, wenn er feststellt, dass nicht alle Revolver in dem Beutel stecken.«
    Eilig drängten sie sich weiter. Jonans Puls beschleunigte sich, und erneut musste er das überwältigende Bedürfnis zurückdrängen, sein Gewehr vom Rücken zu nehmen. Sie erreichten die Treppe, und immer zwei Stufen auf einmal nehmend eilte Jonan hinauf. Dabei warf er hin und wieder einen Blick über die Schulter, um zu schauen, ob sich mögliche Verfolger zeigten. Aber er konnte keine erkennen.
    Vor ihm zeichnete sich der Ausgang als dämmriges Rechteck ab. Der Himmel hatte sich verdunkelt, und der Regen war stärker geworden. In einem dichten Vorhang aus Wasser prasselte er auf die Steinplatten vor den Treppen. Der Rückweg zum Invalidendom würde sehr unerfreulich werden.
    »Igitt, können wir nicht noch warten?«, beschwerte sich Pitlit.
    »Nicht hier«, antwortete Jonan. Der Markt war ihm nicht mehr geheuer. Abgesehen von dem fremden Mann, dessen Starren auch überhaupt nichts mit ihnen zu tun gehabt haben musste, gab es eigentlich keinen Grund für seine Nervosität. Aber sein Bauchgefühl warnte Jonan, dass es höchste Zeit wurde, zu verschwinden – selbst wenn das bedeutete, mitten durch den Regen zu stapfen.
    Sie hatten das obere Ende der Treppe gerade erreicht und befanden sich nun unter den Metallbögen des Eingangsbereichs, als Jonan aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm – über sich! Instinktiv duckte er sich und blickte alarmiert auf.
    Die Silhouette eines menschengroßen Körpers hing dort zwischen den Metallverstrebungen, gegen die dunklen Wolken nur schlecht auszumachen. Jonan blieb nicht die Zeit, darauf zu reagieren, denn schon in der nächsten Sekunde ließ sich der Schatten auf ihn fallen und riss ihn zu Boden.
    Neben ihm schrie Pitlit auf, und ein Schuss

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