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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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knallte ohrenbetäubend laut.
    »Nicht!«, rief Jonan entsetzt. Er wollte nicht riskieren, dass der Junge ihm unabsichtlich eine Kugel in den Leib jagte. Noch halb im Liegen warf er sich mit Wucht zur Seite, gegen einen der Metallpfeiler, um sich von seinem Angreifer zu lösen, der sich an seinem Rücken festklammerte und ihn mit Schlägen traktierte. Der Schaft seines Templersturmgewehrs bohrte sich schmerzhaft in seinen Rücken. Gleichzeitig war ein Keuchen zu hören, und der Griff seines Gegners lockerte sich. Jonan setzte nach und rammte ihm den Ellbogen in die Rippen. Dann rollte er zur Seite und versuchte, sich aufzurappeln.
    Doch ein Tritt gegen die Rippen warf ihn wieder auf den nassen Stein, genau in eine Pfütze. Jonan schlug sich die Lippe auf, und schmutziges Wasser drang in seine Nase. Er prustete und rollte herum, nur um sich auf einmal einem zweiten Gegner gegenüberzusehen. Und aus der Deckung der Metallbögen trat ein dritter. Und ein vierter. »Ihr habt Jacques umgebracht«, zischte eine Stimme hasserfüllt. Jonan vermochte nicht zu sagen, ob sie einem Mann oder einer Frau gehörte. »Dafür werdet ihr büßen.«
    Siedend heiß fiel Jonan ein, woher er den jungen Mann gekannt hatte. Es war ein Mitglied der Mofabande gewesen, die Pitlit und ihn am Morgen bis zur Schwelle von Bonasses Heim verfolgt hatte. Einen von ihnen hatte der Straßenjunge versehentlich erschossen. Und jetzt sind sie auf Blut aus , fuhr es ihm durch den Sinn. Das war übel. Sehr übel.
    Er ließ sein Gewehr von der Schulter gleiten und ergriff es, um es auf seine Gegner zu richten. Doch ein heftiger Tritt gegen seinen Arm vereitelte diese Absicht. Schwungvoll wurde ihm die Waffe aus der Hand geprellt und verschwand klappernd im dunklen Treppenschacht. Ein Stöhnen kam über Jonans blutige Lippen, als der Schmerz hinauf bis zu seiner Schulter brandete. Aber er ging instinktiv zum Gegenangriff über und schlug seinem Gegner mit der zur Faust geballten Linken zwischen die Beine. Der Hieb war nicht gut gezielt, aber es reichte. Ein animalisches Heulen belohnte Jonan für seine Mühen, und der Mann fiel wimmernd zu Boden, wo er sich neben Jonan zusammenkrümmte.
    Ein weiterer Schuss knallte, gefolgt von einem Keuchen. Neben Jonan kam es zu einem Gerangel zwischen drei Gestalten. »Lass mich!«, kreischte Pitlit wütend. »Lass mich los, du Scheißkerl!«
    Jonan sprang auf, um dem Straßenjungen zu helfen. Einen der Angreifer packte er an der Schulter, riss ihn herum und verpasste ihm einen kräftigen Faustschlag ins Gesicht. Erst als sein Gegenüber zurücktaumelte, erkannte Jonan, dass es sich um eine Frau mit strähnig blondem Haar handelte. Blut lief ihr aus der gebrochenen Nase und mischte sich mit dem Regenwasser auf ihrem bleichen Gesicht. Der Ehrenmann in ihm zuckte bei diesem Anblick zusammen, der Kämpfer schob jedoch alle Skrupel beiseite.
    Jonan wandte sich Pitlits zweitem Gegner zu. Der hatte dem Straßenjungen mittlerweile den Revolver entrungen und diesen fortgeworfen. Nun hielt er ihn fest umklammert und presste ihm ein Stück seines eigenen Capes ins Gesicht, als wolle er ihn ersticken. Pitlit wehrte sich wie verrückt, aber er war nur ein dreizehnjähriger Junge und dem Mann restlos unterlegen. »Kleine Ratte, ich mach dich fertig.«
    Mit einer raschen Bewegung zog Jonan sein Kampfmesser aus dem Stiefelschaft. Das hier war keine Keilerei unter Trinkbrüdern. Es ging um Leben und Tod. Er trat vor, um dem Mann die Klinge in den Hals zu rammen, doch unvermittelt traf ihn etwas Unnachgiebiges und Schweres am Hinterkopf.
    Greller Schmerz explodierte in Jonans Schädel, und einen Moment lang sah er nichts mehr als flimmernde Lichtpunkte vor den Augen. Klappernd fiel sein Messer zu Boden. Orientierungslos blinzelnd ruderte er mit den Armen, dann knickten seine Beine ein. Keine Sekunde später trieb es ihm die Luft aus den Lungen, als er einen Tritt gegen den Brustkorb abbekam. Keuchend rollte er sich herum, damit der Gegner keinen weiteren Treffer dort landen konnte.
    Jemand kniete neben ihm nieder und riss seinen Kopf an der Kapuze des Regencapes zurück. Undeutlich konnte Jonan ein wutverzerrtes Gesicht erkennen. »Du bist tot«, spie der Mann ihm ins Gesicht. »Echt so was von tot.« Jonans Gegner ballte die Faust und schlug zu. Und wieder. Und wieder.
    Jonan spürte, wie ihm die Sinne schwanden. »Lauf weg, Pitlit«, wollte er noch rufen, aber die Worte kamen als kaum verständliches Brabbeln über seine Lippen. Ein

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