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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Inquisitoren des Tribunalpalasts getötet hatte – neben zahlreichen anderen Vergehen.
    Und auf einmal fiel ihr auch wieder ein, wieso ihr die hellhäutige Frau mit dem blonden Haar irgendwie bekannt vorgekommen war. Sie hatte sie in Firanza gesehen, auf der Schwelle der Herberge, vor der Jonan und sie den schicken Motorwagen und die Militäreskorte beobachtet hatten. Licht Gottes! , dachte sie. Ich bin erledigt.

Kapitel 25
    W ie ein Reh vor der Flinte des Jägers stand Carya da. Ihr war bewusst, dass sie etwas unternehmen musste – und zwar schnell und ganz egal, wie gering die Aussicht auf Erfolg auch sein mochte. Sie durfte nicht zulassen, dass Julion Alecander und Arida erfuhren, mit wem sie da auf einem Balkon von Château Lune plauderten.
    »Ja, ich stamme aus Arcadion«, stieß sie daher atemlos hervor, bevor Cartagena dazu anheben konnte, den beiden Angehörigen des Lux Dei ihren Namen zu nennen. »Ich bin Francesca Nessuno und lebe in der Südstadt. Es ist mir eine große Ehre.« Sie machte einen tiefen Knicks. Bitte, Cartagena, sagen Sie jetzt nichts Falsches , betete sie lautlos.
    Und zu ihrer Überraschung schwieg Cartagena wirklich. Er sah sie nicht einmal verdutzt an oder gab durch sonst eine verräterische Geste preis, dass ihn ihre Lüge kalt erwischt hatte. Aber vielleicht hatte sie ihn auch gar nicht kalt erwischt. War es möglich, dass er diese Begegnung absichtlich herbeigeführt hatte, um zu schauen, wie sie auf Bürger aus Arcadion reagierte? Langsam schwirrte Carya der Kopf. Wenn sie weiterhin bei jeder Handlung der Personen, mit denen sie es im Schloss zu tun bekam, deren Motive hinterfragte, würde sie früher oder später durchdrehen.
    »Francesca also«, sagte Arida derweil, die von Caryas innerer Unruhe nichts mitbekommen hatte. »Was für ein schöner Name. Was führt Sie ins ferne Francia?«
    »Ich begleite Botschafter Cartagena«, antwortete Carya, und aus einer spontanen Eingebung heraus hakte sie sich bei ihm unter.
    Cartagena lachte leise. »Genau so ist es«, bestätigte er. »Und eine aufmerksamere Gesellschaft kann man sich kaum vorstellen.« Er tätschelte wie zur Bekräftigung Caryas Hand.
    Es tat Carya weh, zu sehen, wie sich Julion Alecanders Miene bei diesen Worten verschloss. Der Paladin war tief im Glauben an die Gesetze des Lux Dei verwurzelt, das musste er sein, um zu den Ehrenstreitern des Ordens zu gehören. Eine entsprechend geringe Meinung schien er daher von jungen Frauen zu haben, die sich mit dreimal oder viermal so alten Männern einließen, um von deren Macht oder Reichtum zu profitieren.
    Dabei ist es eigentlich andersherum , dachte Carya trotzig. Cartagena hat mich an sich gebunden – oder versucht es zumindest. Aber sie konnte und wollte das Bild, das der Paladin und die Sondergesandte von ihr bekamen, gar nicht korrigieren. Besser, sie hielten sie für ein Flittchen oder für hübsche Dekoration an der Seite des Botschafters und beachteten sie nicht weiter, als dass sie aus irgendeinem Grund neugierig wurden und bei ihren Nachforschungen auf Steckbriefe mit Caryas Gesicht stießen.
    Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten höflich über dies und jenes, etwa die Pracht des Schlosses und die Tücken des Hoflebens, wobei Arida die meiste Zeit sprach und Julion Alecander sich ernst und schweigend im Hintergrund hielt. Keiner von beiden hinterfragte Caryas Geschichte oder schien Verdacht zu schöpfen. In den Blicken des Paladins lag zwar etwas Prüfendes, und er runzelte mehr als einmal kritisch die Stirn, aber das führte Carya auf sein Missfallen zurück, sich mit der viel zu jungen Gespielin eines Politikers abgeben zu müssen. Wüssten sie, wer ich bin, hätten sie mich doch längst gefangen nehmen lassen , redete Carya sich ein.
    Dennoch war sie froh, als Arida Cartagena und sie schließlich bat, sie zu entschuldigen. »Paladin Alecander und ich haben vor den Sitzungen morgen noch einiges zu besprechen.«
    »Aber selbstverständlich«, erwiderte der Botschafter liebenswürdig. »Ich wünsche noch einen angenehmen Abend.«
    »Das wünsche ich Euch auch, Botschafter Cartagena. Francesca.« Arida bedachte Carya mit einem letzten kurzen Blick. Dabei umspielte ein Lächeln ihre schmalen Lippen, das Carya nicht so recht zu deuten vermochte. Julion Alecander schlug knapp die Hacken seiner Stiefel zusammen und neigte soldatisch zackig den Kopf. Danach verließen beide den Balkon.
    Cartagena sog geräuschvoll die kühle Abendluft ein und stützte sich mit den

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