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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Händen auf das steinerne Geländer. Versonnen blickte er in die Nacht hinaus. Er lachte leise. »Das war ein geschickter Schachzug«, sagte er.
    »Mich als Ihre Begleiterin auszugeben?«, fragte Carya unschuldig. »Wieso? Genau das stelle ich in den Augen des Hofes doch auch dar.«
    »Nun ja, bislang hatte es einen nicht ganz so anrüchigen Unterton. Glücklicherweise ist die Sondergesandte nicht für ihre Tratschfreude bekannt.«
    »Irgendetwas musste ich schließlich sagen«, murmelte Carya. »Oder wäre es Ihnen lieber gewesen, ich hätte den beiden erzählt, dass ich Sie in Orly bei der Landung mit einem Raketenflugzeug beobachtet habe und Sie mich deshalb gejagt und entführt haben?«
    Cartagena wiegte bedächtig den Kopf. »Nein, ich gebe zu, da gefällt mir diese Notlüge besser. Zumal wir mit keinem Wort gelogen haben. Nun ja, vielleicht mit ein oder zweien.«
    »Was nicht nötig gewesen wäre, wenn Sie mich den beiden nicht unbedingt hätten vorstellen wollen. Was sollte das eigentlich? Sie können doch nicht ernsthaft geglaubt haben, dass jemand wie Julion Alecander mit mir, einem Mädchen, das in Arcadion noch in die Templerjugend gehen würde, sprechen will.«
    Der Botschafter warf ihr einen listigen Blick zu. »Vielleicht wollte ich wissen, ob Sie sich von früher kennen.«
    Also doch! Eine kalte Wut breitete sich in Carya aus. Es war eines der Spiele gewesen, die Cartagena offenbar so gerne spielte. Sie war versucht, den Botschafter zu packen und über die Brüstung zu werfen. Eine gute Ausgangsposition dazu nahm er ja bereits ein. Aber sie ermahnte sich zur Besonnenheit. Sie würde schon noch Gelegenheit haben, sich zu revanchieren.
    Also zwang sie ein Lächeln auf ihr Gesicht. »Sie hätten mich fragen können«, entgegnete sie spitz. »Und ich hätte Ihnen geantwortet, was Ihnen auch jetzt bestätigt wurde: Natürlich kennen wir uns nicht. Oder richtiger: Signora Arida und Julion Alecander kennen mich nicht. Mir ist der Paladin selbstverständlich ein Begriff.«
    »Selbstverständlich«, echote Cartagena. Er schaute zu ihr hinüber, und in seinen Augen lag unvermittelt Ernst. »Verzeihen Sie mir. Ich musste Sie mit der Sondergesandten und dem Paladin konfrontieren.«
    »Warum?«
    »Um Sie vor ihnen zu warnen. Und um Ihnen etwas zu demonstrieren.«
    »Ich verstehe nicht, wovon Sie sprechen?«
    »Mir wurde zugetragen, dass Sie, Carya, Arcadion nicht ganz freiwillig hinter sich gelassen haben.«
    Ein Adrenalinstoß fuhr durch Caryas Körper. »Was? Wer hat Ihnen das erzählt?«, fragte sie alarmiert.
    »Ich habe meine Quellen«, antwortete Cartagena nur. »Aber keine Angst: Sie haben von den beiden nichts zu befürchten.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Sie haben es doch selbst erlebt. Wir haben eine Viertelstunde fröhlich miteinander geplaudert. Und selbst wenn die Sondergesandte keine Ahnung zu haben scheint, wer Sie sind, dürfte es bei dem Paladin im Laufe des Gesprächs klick gemacht haben. Erst konnte er Sie nicht recht einordnen – aber dann hat er sich daran erinnert, wo er Ihr Gesicht schon einmal gesehen hat. Man konnte es in seinen Augen erkennen.«
    Also hatte nicht nur Carya die prüfenden Blicke und das Stirnrunzeln bemerkt. »Sind Sie sich sicher, dass Sie nicht bloß seine Verachtung für mich beobachtet haben?«
    Cartagena zuckte mit den Schultern. »Nun ja, so sicher, wie man ohne mündliche Bestätigung sein kann. Aber ich bin ein ziemlich guter Menschenkenner.«
    »Nehmen wir mal an, dass Sie recht haben. Ich musste aus Arcadion fliehen, und Julion Alecander weiß das auch. Dass er mich nicht direkt von der Abendtafel des Mondkaisers weggeschleppt hat, um mich in Ketten zu legen, begreife ich ja noch. Aber was sollte ihn davon abhalten, morgen früh meine Auslieferung zu beantragen?«
    »Es gibt Kräfte, die sind stärker als selbst der Zorn eines Großinquisitors«, sagte Cartagena schlicht, womit er bewies, dass er sich wirklich über sie informiert hatte, sonst hätte er nicht gewusst, dass Aidalon hinter ihr her war. »Eine solche Kraft bin ich. Solange Sie bei mir bleiben, wird Ihnen nichts geschehen. Das verspreche ich.«
    »Sie wollen behaupten, dass Sie mächtiger sind als Großinquisitor Aidalon?«
    »Nicht ich persönlich, aber die Sache, für die ich stehe.«
    »Sie meinen die Erd…«
    »Halt«, warnte Cartagena sie. »Sprechen Sie es nicht aus. Denken Sie daran, was ich Ihnen gesagt habe.«
    »Ja. Verzeihung.« Carya machte ein betretenes Gesicht. Innerlich

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