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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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nicht eingetroffen zu sein, was ihr ungewöhnlich vorkam. Natürlich war es denkbar, dass er sich in einem der Nachbarräume aufhielt – oder er heckte in diesem Augenblick etwas aus. Dazu passte, dass auch Minister Justeneau fehlte. Er wird doch nicht etwa versuchen, den Ball zu sprengen? , ging es Carya erschrocken durch den Sinn. Gleich darauf schalt sie sich eine Närrin. Cartagena war nur ein Mann. Wenn er etwas ausrichten wollte, musste er heimlich handeln.
    »Mademoiselle Carya«, vernahm sie eine Stimme neben sich.
    Als sie sich umdrehte, spürte sie, wie sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. »Prinz Alexandre, wie schön Euch zu sehen.«
    »Das müssten meine Worte sein«, erwiderte der Prinz. »Eure Anwesenheit verleiht diesem Ball erst seinen Grund und diesem Raum seinen Glanz.«
    Carya konnte nicht anders. Sie musste lachen. »Übt Ihr eigentlich lange für Eure Komplimente?«, fragte sie neckend.
    Der Prinz beugte sich zu ihr hinunter. »An diesem habe ich drei Stunden gefeilt«, raunte er ihr ins Ohr. »Aber verratet es nicht weiter.«
    Sie lachte erneut. »Bestimmt nicht.« Es war erstaunlich, wie schnell sich alles ändern konnte, sobald Alexandre in ihrer Nähe war. Plötzlich spielte es keine Rolle mehr, ob die Frauen um sie herum gekünstelt kicherten oder die Männer große Gesten zu leeren Worten machten. Es störte sie nicht länger, dass sie kaum jemanden kannte. Und selbst die Trauer um Magister Milan, die noch immer ihren Geist umwölkte, wurde etwas gelindert. »Kommt«, forderte sie den Prinzen auf, »lasst uns den Tanz einlösen, den ich Euch versprochen habe.«
    Unbehelligt passierten sie das erste Tor von Château Lune und danach auch das zweite. Die Wachen ließen die Kutsche nur kurz anhalten, warfen einen Blick ins Innere und wechselten zwei Worte mit dem Kutscher, bevor sie sie durchwinkten. Jonan spürte, wie sich der harte Knoten in seiner Magengrube ein wenig lockerte. Offensichtlich hatte de Funès sie korrekt angekündigt, sodass niemand Verdacht schöpfte.
    Als sie auf den inneren Schlosshof fuhren, musste Jonan gegen seinen Willen zugeben, dass er beeindruckt war. Der Reichtum des Mondkaisers schien sogar noch den des Lux Dei in den Schatten zu stellen. Und auch die Panzeranzüge, die die Elitegardisten des Kaisers trugen, mussten sich hinter denen der Purpurgarde nicht verstecken – ganz im Gegenteil. Weil Jonan für die Tribunalpalastgarde gearbeitet hatte, war er noch nie einem francianischen Soldaten in Vollpanzerung im Feld begegnet, und in diesem Moment war er froh, dass er nun keine Gelegenheit mehr dazu haben würde.
    »Schau dir das an«, flüsterte Pitlit, der sich die Nase an der Scheibe der Kutschkabine plattdrückte. »Sogar die Zaunpfähle sind aus Silber. Und die Regenrinnen – oder was immer das für ein Zeug oben an den Dachrändern ist. Das ist so irre.«
    »Wir dürfen nicht zu beeindruckt aussehen, wenn wir gleich aussteigen«, warnte ihn Jonan. »Immerhin kommen wir aus der Gegend. Wir waren bestimmt schon mal hier.«
    »Ist klar«, gab der Straßenjunge zurück. »Darum staune ich ja jetzt, damit ich gleich ganz locker sein kann.«
    Die Kutsche hielt an, und ein Diener in Livree öffnete ihnen die Tür. »Messieurs, willkommen auf Château Lune.«
    »Danke schön, Bursche«, näselte Pitlit und stakste übertrieben steif die Treppe hinunter.
    Jonan verkniff sich einen Seufzer. Er folgte ihm und nickte dem Diener zu. »Danke«, brummte er.
    »Wenn Sie mir bitte folgen würden. Der Ball findet im Spiegelsaal statt.« Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte sich der Diener um.
    Lautlos warf Jonan Pitlit einen tadelnden Blick zu.
    Der hob ebenso stumm und in einer fragenden Geste die Arme.
    Jonan imitierte seine hochnäsige Miene und seine Lippen formten: »Danke schön, Bursche.« Er schüttelte den Kopf.
    Pitlit grinste bloß.
    In perfekter Harmonie glitten sie über die Tanzfläche dahin. Alexandre führte, und Carya gab ihm nach. Ihr Kopf fühlte sich seltsam leicht an, so als wäre das Geschehen um sie herum nicht real: die Musik, die tausendfach gespiegelten Lichter, die Menschen in ihren absurden Kostümen und ganz hinten am Ende des Raums der einsame Mann mit der Silbermaske. Nur Alexandre schien wirklich zu sein; seine Präsenz, seine Nähe drängte sich ihr übermächtig auf. Ihr Herz klopfte wie verrückt, und ihr war, als müsse ihr Gesicht glühen.
    Was geschieht nur mit mir? , dachte sie, während sie in seine tiefblauen Augen

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