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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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hinter der silbernen Halbmaske blickte. Ein Gefühl wie dieses hatte sie verspürt, als Jonan und sie sich auf der Dachterrasse im Dorf der Ausgestoßenen das erste Mal geküsst hatten. War sie im Begriff, sich in den Prinzen zu verlieben?
    Diese Erkenntnis ließ sie zurückschrecken. Licht Gottes, das darf nicht sein! Sie kamen aus dem Takt, Alexandre ließ sie verwirrt los, und Carya zog sich rasch einen Schritt zurück.
    »Was habt Ihr?«, wollte der Prinz wissen. »Ist alles in Ordnung mit Euch?«
    »Ja …«, stammelte Carya. »Nein … Ich weiß es nicht.«
    »Gesprochen wie eine wahre Frau«, spöttelte Alexandre. »Nein, ernsthaft, Ihr wirkt wie vor den Kopf gestoßen. Habe ich etwas Falsches gemacht?«
    »Im Gegenteil«, sagte Carya leise. »Ihr macht alles richtig. Genau das ist das Problem. Bitte entschuldigt mich.« Sie floh von der Tanzfläche und in den Nachbarraum, wo das Büffet aufgebaut war. Doch auch hier waren ihr zu viele Menschen, also huschte sie durch die nächste offen stehende Tür und erreichte unvermittelt einen abgedunkelten Raum, in dem eine Art Altar errichtet worden war. Auf einem Tisch lag ein dunkles Tuch, auf dem ein Porträt von Magister Milan stand. Daneben brannten zwei hohe Kerzen. Blumen in schlanken Vasen und versiegelte Schriftrollen rahmten das Bild ein. Es war ein Gedenkraum für den Hofastrologen. Niemand außer ihr hielt sich im Augenblick darin auf.
    Erschüttert sank Carya vor dem Bild des Magisters auf die Knie. Sie hatte einen großen Fehler gemacht, als sie sich auf Alexandre eingelassen hatte. Aurelie hatte sie gewarnt, hatte ihr befohlen, sich von ihm fernzuhalten. Doch Aurelie war nie das Problem gewesen. Caryas eigene Gefühle waren es. Sie war so kurz davor gewesen, alles, was sich zwischen Jonan und ihr in Wochen entwickelt hatte, zu verraten. Und wofür? Für einen Mann, der gut aussah, sich charmant auszudrücken wusste, unfassbar reich war und virtuos tanzen konnte. Hör auf! , schrie es in ihr. Hör einfach auf!

Kapitel 32
    C arya.« Auf einmal stand Alexandre hinter ihr, bot ihr die Hand und zog sie auf die Beine. »Was ist nur los mit Euch? Ihr lasst mich einfach auf der Tanzfläche stehen und stürzt theatralisch aus dem Raum? Das würde zu Aurelie passen, aber doch nicht zu Euch.«
    »Verzeiht«, sagte Carya. Sie warf einen Blick über die Schulter des Prinzen. Der Raum war noch immer leer. Niemand beachtete sie. Die wenigen Menschen, die sie durch die Tür im Nachbarzimmer sehen konnte, schenkten all ihre Aufmerksamkeit den Speisen auf dem Büffet. »Hört, Eure Hoheit …«
    »Alexandre«, unterbrach er sie. »Wenn wir zu zweit sind, bestehe ich darauf, dass Ihr mich … dass du mich bloß Alexandre nennst.«
    Du … Jetzt waren sie einander also schon so nah. Sie musste aufpassen, dass sie auf dem glatten Eis, auf dem sie sich gerade bewegte, nicht ins Straucheln geriet. Es könnte der falsche Mann sein, in dessen Arme sie fiel.
    »Alexandre«, wiederholte sie dennoch, um ihm zumindest diese Freude zu machen. »Ich … ich habe einen Fehler begangen, und es tut mir schrecklich leid.«
    »Welchen Fehler?«
    »Ich habe Euren … deinen netten Worten gelauscht, ich habe mich an deiner wundervollen Gesellschaft erfreut, und ich fürchte, dass ich … also …« Sie brach ab und spürte, wie ihr heiß wurde. Glücklicherweise konnte man im Halbdunkel des Raums die Röte, die ihr im Gesicht stehen musste, nicht gut sehen. Es war aber auch knifflig. Wie sollte sie dem Prinzen beichten, dass sie sich unter Umständen so ein klein wenig in ihn verliebt hatte? Diese Gefühle waren nicht nur völlig unangebracht, denn Alexandre war Aurelie versprochen, und beide würden in Kürze heiraten. Sie konnten auch kaum mehr Bestand haben als ein Strohfeuer, das kurz und hell loderte, wenn man es entzündete, aber danach sofort wieder erlosch. Sie liebte Jonan! Er war der einzige Mann in ihrem Leben. Alexandre und sie würden keine Zukunft haben. Vermutlich empfand er ohnehin nichts für sie, sondern suchte einfach nach einem weiteren hübschen Ding, mit dem er sich vergnügen konnte. Autsch, jetzt wirst du unfair.
    »Carya …« Alexandre legte ihr die Hände auf die bloßen Schultern. Obwohl er dünne, silberne Handschuhe trug, spürte sie seine Wärme auf ihrer Haut. »Du brauchst kein Wort mehr zu sagen. Ich weiß genau, was du empfindest, denn mir geht es genauso. Zwischen uns beiden existiert ein ganz besonderes Band, nicht wahr? Ich habe es schon gespürt, als

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