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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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vor wie zwei Wochen.
    Als die Frisur fertig war, dankte Carya Esabelle und entließ sie, bevor sie ihr schönes blaues Kleid mit den Silbersternen anzog und auch Cartagenas Kette anlegte. Langsam drehte sie sich vor dem Spiegel um die eigene Achse. Ich denke, so kann ich mit Prinz Alexandre ein oder zwei Tänze wagen.
    Die Räder der Kutsche ratterten auf dem Straßenbelag, während sie über die dunkle Handelsstraße auf die Lebenszone rund um den Palast des Mondkaisers zufuhren. Zusammen mit dem Klappern der Pferdehufe war es das einzige Geräusch, das Jonan wahrnahm. In der Kutschkabine, wo er sich neben Pitlit gegenüber von Minister de Funès niedergelassen hatte, herrschte Schweigen. De Funès und er hatten sich nichts weiter zu sagen. Der Plan war besprochen, nun galt es, ihn umzusetzen.
    Jonan fieberte dem Moment entgegen, wenn er Carya wiedersehen würde. Sie waren zwar erst kurze Zeit getrennt, aber in kurzer Zeit konnte so viel geschehen, wie ihr gemeinsamer Aufenthalt bei der Ascherose oder Caryas Festnahme durch die Inquisition gezeigt hatten. Ob sie dem Geheimnis ihrer Herkunft schon etwas näher gekommen ist? , fragte er sich.
    Die Kutsche erreichte die Lebenszone, und wie verabredet setzte de Funès Jonan und Pitlit unweit eines Gasthauses ab. Dort warteten sie im Schatten eines Hofeingangs auf die Rückkehr ihres Transportmittels. In das Gasthaus einzukehren, wagten sie nicht. Auf der einen Seite hätte es natürlich ihre Behauptung unterfüttert, dort Station gemacht zu haben. Aber sie besaßen weder ihr Gepäck, noch trugen sie die Kostüme, die sie anziehen würden, bevor sie bei Hofe auftraten. Diese Unregelmäßigkeiten würden irgendwelche Gardisten, die Nachforschungen betrieben, bestimmt misstrauischer machen, als wenn sich der Gastwirt gar nicht an Jonan und Pitlit erinnerte.
    Aber über was mache ich mir da Sorgen? , dachte Jonan mit einem Anflug von Sarkasmus. Bevor jemand anfängt, in der Stadt Nachforschungen über uns anzustellen, sitzen wir entweder bereits im Kerker oder sind über alle Berge.
    Wie versprochen dauerte es etwa eine Stunde, bis die Kutsche des Ministers zurückkehrte. Als der Kutscher das Gespann anhielt und sich suchend umschaute, gaben Jonan und Pitlit ihm ein Zeichen, bevor sie hinüberhuschten und einstiegen. Die Kutsche fuhr sogleich wieder an. In der Kabine erwartete sie ein Korb mit Kleidern. Und auf dem Dach – das hatte Jonan gesehen – waren ein paar Koffer festgeschnallt.
    Die Hemden, Jacken, Hosen und Schuhe, die der Minister für sie ausgesucht hatte, passten nicht perfekt, aber gut genug. Pitlit waren seine Kleider etwas zu groß, um Jonans Brustkorb spannte das Hemd ein wenig. Damit konnten sie leben.
    »Jetzt sind wir also feine Herren«, stellte Pitlit fest und zupfte am ausladenden Kragen seiner Jacke.
    »Sieht so aus«, bestätigte Jonan.
    »Mal was Neues, das habe ich noch nie versucht. Aber ich kann bestimmt auch eingebildet spielen. Ich habe ja früher genug eingebildete Leute beklaut.«
    »Übertreib es nur nicht. Wir wollen möglichst wenig Aufmerksamkeit erregen. Es ist nicht unser Ziel, alle Dienstmädchen zu beeindrucken.«
    Der Straßenjunge machte ein entrüstetes Gesicht. »He, hältst du mich für einen Weiberhelden?«
    »Muss ich wirklich darauf antworten?«, hielt Jonan entgegen.
    »Frechheit«, brummte Pitlit. »Ich habe doch jetzt Suri, die auf mich wartet. Denke ich jedenfalls.« Er überlegte kurz. »Meinst du, die Dienstmädchen sind hübsch?«
    »Man sagt den francianischen Frauen nach, ausgesprochen apart zu sein«, erklärte Jonan in tiefem Ernst, bevor er Pitlit verschwörerisch zugrinste.
    »Dann werde ich wohl oder übel das Opfer bringen, all ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, wenn es nötig wird, damit du heimlich deine Carya retten kannst.«
    »Diese Heldentat wird nicht vergessen werden, mein Freund – nein, mein Bruder.« Jonan deutete eine dankbare Verbeugung an. »Aber mal ernsthaft, Pitlit. Wir halten uns zurück. Je weniger Leute sich nachher an uns erinnern, desto besser.«
    Pitlit winkte bloß müde ab. »Ich habe den Großteil meines Lebens als Dieb auf der Straße gelebt. Keine Sorge, ich weiß, wie man mit der Menge verschmilzt. Was das angeht, sollten wir übrigens unsere Tarnung noch mal überdenken.«
    »Wieso?«, fragte Jonan.
    »Weil wir behaupten, aus einer Stadt in Francia zu sein, aber beide kaum Francianisch sprechen.«
    Für einen Moment spürte Jonan Panik in sich aufsteigen. Pitlit hatte

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