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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Klopfen an der Tür unterbrach das Gespräch von Carya und Cartagena. »Ja, bitte?«, rief der Botschafter.
    Ein uniformierter Mann mit kurzen schwarzen Haaren und sorgsam getrimmtem Bart kam herein. Ein weiterer Gardist, der kaum älter als Carya sein konnte, blieb im Türrahmen stehen. »Lieutenant Gaspard, Monsieur Ambassadeur«, stellte sich der Schwarzhaarige vor. »Man sagte mir, dass Mademoiselle Carya Diodato bei Euch weilt.«
    »Das ist richtig«, erwiderte Cartagena mit hörbarer Verwirrung in der Stimme. »Hier sitzt sie. Wir unterhalten uns gerade. Was können wir für Sie tun, Lieutenant?«
    »Ich bitte um Verzeihung, Monsieur Ambassadeur, aber auf Befehl des Kaisers muss ich Mademoiselle verhaften.«
    »Mich verhaften?« Erschrocken stand Carya auf, und auch Cartagena kam auf die Beine.
    »Und auf Ihr Zimmer geleiten, wo Sie bis zu Ihrer Verhandlung eingesperrt werden.«
    Schon wieder! , durchfuhr es Carya.
    »Da muss ein Irrtum vorliegen, Lieutenant. Was wirft man meiner Begleiterin vor?«
    »Das mutwillige Nachstellen und Verführen von Prinz Alexandre, dem Thronerben von Francia, mit der arglistigen Absicht, seine Versprochene, Comtesse Aurelie zu verdrängen und ihren Platz an seiner Seite einzunehmen.«
    » Ich soll Alexandre verführt haben?«, entfuhr es Carya. »Das ist doch lächerlich. Botschafter, sagen Sie dem Lieutenant, dass das lächerlich ist. Ich habe Ihnen eben erzählt, wie es abgelaufen ist.« Hilfesuchend sah sie Cartagena an.
    In den Augen des Botschafters irrlichterten Überraschung und Sorge. Im nächsten Moment verschloss sich seine Miene. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen, meine Liebe«, sagte er unterkühlt. »Ich höre von diesen Vorgängen das erste Mal.« Seine Stimme wurde schärfer. »Ist da denn etwas Wahres dran? Haben Sie etwa auch mich nur ausgenutzt und mir Ihre Liebe vorgegaukelt, damit ich Sie in den Palast bringe?«
    »Nein, ich … Soll das ein Witz …«
    »Wie schändlich von Ihnen!«, unterbrach sie Cartagena polternd. »Ich bin über alle Maßen entsetzt. Mir fehlen die Worte, um auszudrücken, welche Schmach ich empfinde, wenn ich daran denke, wie gut ich zu Ihnen war, seit Sie mich auf dem Weg nach Paris baten, mich begleiten zu dürfen. Lieutenant! Fort mit dieser Heuchlerin. Sperren Sie sie ein. Sie soll nicht länger meine Gemächer mit ihrer Anwesenheit beschmutzen.«
    Fassungslos starrte Carya ihn an. Sie suchte nach irgendeinem Zeichen auf seinem Gesicht, dass er nur Theater spielte, dass seine Worte ein Trick, eine Strategie waren, um ihr später besser helfen zu können. Doch seine Miene war steinern. Nichts als Zorn und Verachtung ließen sich daraus ablesen.
    Carya schaute zu den Gardisten hinüber. Es waren zwei Männer, vielleicht ein dritter auf dem Korridor. Sie konnte sie überwältigen und zu fliehen versuchen. Bloß ließ sie damit Jonan und Pitlit im Stich. Außerdem würde das nur den Beweis für ihre Schuld liefern. Ich habe gegen Großinquisitor Aidalon und sechs seiner Schergen einen moralischen Sieg vor Gericht errungen , dachte sie grimmig. Der Kaiser und seine Lakaien sollen mich kennenlernen.
    Abgesehen davon hatte sie noch eine Trumpfkarte in der Hand. Sie hatte das Gespräch von Cartagena und Julianne Factice mitgehört. Wenn es zur Anklage gegen sie kam und sie vor den Kaiser geführt wurde, würde sie ihm die Wahrheit über den Botschafter mitteilen. »Das werden Sie bereuen«, zischte sie Cartagena zu, als sie sich von dem Wachmann abführen ließ.
    Draußen auf dem Flur wurde sie von Aurelie und zweien ihrer Hofdamen empfangen. Mit höhnischem Lächeln beobachtete Alexandres Versprochene, wie die Wachen Carya in die Mitte nahmen. »Ich habe dir doch gesagt, halte dich von Alexandre fern«, sagte Aurelie in beinahe perfektem Arcadisch, vermutlich, damit die Männer sie nicht verstanden. »Jetzt wirst du meine Rache spüren, Dirne. Das hier ist gerade erst der Anfang.«

Kapitel 35
    H e, Jonan, da bist du ja wieder.« Pitlit lag auf seinem Bett, die Decke im Rücken zusammengerollt und die Beine angewinkelt. Träge grüßend hob er die Hand. Es sah aus, als langweile er sich halb zu Tode. Offenbar hatte man ihn von gestern Nacht bis zur jetzigen Mittagsstunde ebenfalls eingesperrt. »Bitte sag mir, dass nun alles gut wird.«
    »Nicht so ganz«, brummte Jonan, während sich in seinem Rücken die Zimmertür wieder schloss und der Schlüssel herumgedreht wurde. »Man hat uns rausgeworfen.«
    »Verstehe ich nicht«, sagte

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