Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)
Wulst, aus dem der Lauf eines wahrscheinlich automatischen Gewehrs ragte. Am Heck gab es eine ähnliche Ausbuchtung, ebenfalls eine Waffenstellung. Das Emblem auf dem Rumpf wies das schwere Fahrzeug als den Templern zugehörig aus.
Zwei Männer in dunkelblauen Militäruniformen standen neben den Fahrzeugen und rauchten. Zwei weitere, die leichte Körperpanzer trugen – keine Templerrüstungen –, hielten vor dem Eingang zur Herberge Wache.
»Was machen die denn hier?«, flüsterte Carya erschrocken. »Meinst du, die suchen uns?«
»Das glaube ich nicht«, gab Jonan zurück. »Wenn sie uns verfolgt hätten, wären sie uns auf der Handelsstraße schon aufgefallen. Schließlich kann man sich dort nirgendwo verstecken. Nein, die müssen entweder vor uns eingetroffen sein oder eine andere Straße genommen haben.«
»Weißt du, wer das ist?«, fragte sie ihn. Er hatte jahrelang dem Templerorden gedient. Womöglich kannte er den Wagen.
Jonan wiegte unschlüssig den Kopf. »Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen. Der Motorwagen deutet jedenfalls auf irgendeinen Würdenträger des Lux Dei hin. Genauso die Militäreskorte. Vielleicht ein hoher Priester, der hier einen Tempel einweiht. Oder ein Diplomat. Der Lux Dei soll seit einiger Zeit in Gesprächen mit Vertretern des Mondkaisers stehen. Ich habe keine Ahnung, worum es dabei geht, aber womöglich ist dies eine weitere Delegation.«
In diesem Augenblick kam eine Frau in einem strengen blaugrauen Kostüm aus dem Haus und gesellte sich zu den Wachen. Sie hatte sehr helle Haut und so platinblondes Haar, dass sie Carya unwillkürlich an ihre alte Klassenkameradin Miraela erinnerte. Die Frau unterhielt sich kurz mit den beiden Männern und schien ihnen Anweisungen zu geben, bevor sie sich brüsk wieder umdrehte und ins Haus zurücktrat. Vermutlich handelte es sich um die persönliche Sekretärin des mit dem noblen Wagen reisenden Diplomaten.
»Na? Spannend?«, fragte plötzlich eine Stimme in spöttischem Tonfall.
Erschrocken fuhren Carya und Jonan herum.
Ein Templersoldat in blauer Uniform stand hinter ihnen. Er hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sah sie mit einer Mischung aus Verachtung und Belustigung an. Er hält uns für Einheimische, die noch nie einen Motorwagen gesehen haben , begriff Carya. Sie hoffte, dass dieser Eindruck Bestand haben würde.
»Äh, ja«, sagte sie und schenkte dem Mann, der vielleicht doppelt so alt sein mochte wie sie und ziemlich kompakt gebaut war, ein einfältiges Lächeln. »So viele Soldaten gab es hier lange nicht mehr. Sind Sie auf der Durchreise?«
Ihr Gegenüber verschränkte die Arme vor der Brust. »Ja, das sind wir.«
»Und wohin fahren Sie mit dem großen Wagen? Dem Panzer?«, fragte Jonan und grinste dabei so dümmlich, dass Carya beinahe in lautes Gelächter ausgebrochen wäre. Hoffentlich übertrieben sie es nicht gerade.
»Das ist kein Panzer, Kleiner, sondern ein Transporter. Und wohin wir fahren, geht dich gar nichts an.« Ein Ausdruck von Misstrauen hielt auf dem Gesicht des Mannes Einzug, und er kniff die Augen zusammen. »Sag mal, irgendwie kommt mir dein Gesicht vertraut vor. Haben wir uns schon mal gesehen?«
»Nein, das kann nicht sein«, antwortete Jonan. Wie eingeschüchtert nestelte er am unteren Saum seiner Jacke herum, wobei seine Hände sich unauffällig in Richtung des verborgenen Elektroschockstabs schoben.
»Sag das nicht, Freundchen.« Der Soldat trat einen Schritt näher, stemmte die Arme erneut in die Hüften und musterte Jonan von oben bis unten. Sein Blick fiel auf das in die Wolldecke eingepackte Templersturmgewehr.
Als Carya seinem Blick folgte, überlief es sie siedend heiß. Ein Teil des Laufs schaute vorne heraus. Ihr Blick zuckte nach oben, und sie sah, wie sich die Augen des Mannes kaum merklich weiteten. Auch er hatte die Waffe bemerkt.
Dann ging auf einmal alles sehr schnell. »He, was hast du d…«, setzte der Soldat an, während er einen Schritt zurück machte und seine Hand an den Gürtel fuhr, wo ein Armeerevolver im Holster steckte.
Jonan unterbrach die Worte, indem er den Elektroschockstab hervorriss und ihn dem Mann an die Brust hielt. Ein Knopfdruck und … ein leises Bitzeln war zu hören, begleitet vom schwach bläulichen Aufblitzen der Kontakte. »Oh, verdammt«, entfuhr es ihm.
Carya reagierte so schnell, dass es sie selbst überraschte. Ihr rechter Arm kam hoch. Ihre Hand schoss nach vorne und traf den Soldaten am Kehlkopf. Röchelnd taumelte der Mann nach
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