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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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behauptete er. »Schaut euch diese Karte doch an. Da gibt es überall Städte. Und selbst wenn die zerstört sind, findet man da immer noch eine Menge nützliches Zeug – und auch Leute, die einem helfen, wenn man ihnen dafür was bietet.« Er schüttelte den Kopf. »Ihr habt echt noch nicht genug Zeit auf der Straße verbracht. Ein Glück, dass ich bei euch bin, der euch zeigen kann, wie man da draußen überlebt.«
    Das unerschütterliche Selbstvertrauen des Straßenjungen entlockte Carya ein Lächeln. »Jetzt fühle ich mich gleich viel besser. Also fahren wir erst einmal nach Firanza. Dort sehen wir weiter.«
    Es dauerte noch knapp vier Stunden, bis sie Firanza erreichten – und das auch nur, weil sie zwischendurch einen auf die Fahrbahn gefallenen Baum beiseiteräumen mussten, eine Aufgabe, bei der Jonan bereits das erste Mal seine eingetauschte Templerrüstung und ihre Kraftverstärkerservos vermisste. Dennoch ging die Reise alles in allem deutlich schneller vonstatten, als er befürchtet hatte. Der Lastwagen erwies sich wirklich als Segen, denn er ließ sie Strecken, für die sie zu Fuß oder mit einer Kutsche Tage gebraucht hätten, innerhalb weniger Stunden bewältigen. Eine Schande, dass der Tank demnächst leer sein wird und wir weder die Mittel noch die Möglichkeit haben, neuen Treibstoff zu beschaffen , dachte er.
    Wie Arcadion lag auch Firanza an einem Fluss, und wie Arcadion wurde es von einer Stadtmauer umgeben, die allerdings kaum halb so massiv wirkte wie der Aureuswall. Man erreichte die Stadt von Süden her durch eine ausgedehnte Hügellandschaft. Mehrere zerbombte und aufgegebene Dörfer lagen in direkter Nachbarschaft. Im Osten und Westen waren Teile von Firanza zu sehen, die ähnlich dem Ödland um Arcadion ihrem Schicksal überlassen worden waren, weil die Beschützer von Firanza einfach nicht genug Ressourcen gehabt hatten, um mehr als die Kernstadt zu ummauern.
    Das südliche Stadttor erhob sich neben einem runden Platz, der von den Grundmauern ehemaliger Gebäude begrenzt wurde. Aus braunen Steinblöcken gefertigt und mit einem flachen Ziegeldach versehen, sah es aus, als stamme es aus einer Zeit Jahrhunderte vor dem Sternenfall. Zwei der ehemals vier Seitentore waren zugemauert worden. Die übrigen beiden und das große Haupttor für Fuhrwerke standen einladend offen. Unübersehbar flatterte eine Fahne des Lux Dei an einem Mast auf dem Tordach.
    »Signore Diodato, halten Sie es wirklich für eine gute Idee, nach Firanza zu fahren?«, fragte Jonan durch das Schiebefenster in die Fahrerkabine hinein. »Diese Fahne über dem Tor gefällt mir gar nicht.«
    »Das ist kein Problem«, antwortete Caryas Vater. »Firanza ist nicht Arcadion. Der Lux Dei unterhält hier nicht mehr als ein Gotteshaus und einen kleinen Stützpunkt. Und schauen Sie doch, Jonan. Es gibt keine Wachen am Tor. Niemand wird sich an uns stören.«
    »Ich würde Ihnen zustimmen, wenn wir nicht ausgerechnet mit einem gestohlenen Militärlastwagen unterwegs wären. Wir werden auffallen wie bunte Hunde. Und dann dürfte selbst eine kleine Garnison aufmerksam werden.«
    »Vielleicht hat er recht, Edoardo«, mischte sich Caryas Mutter ein. »Wir sollten besser vorsichtig sein. Die Zeiten haben sich geändert, seit wir das letzte Mal hier waren.«
    »Also schön.« Caryas Vater lenkte ihr Gefährt seitlich am Tor vorbei und fuhr eine Straße außerhalb der Stadtmauer entlang, bis sich ihnen eine Gelegenheit bot, unauffällig wieder in die Ruinenviertel abzubiegen. Das Manöver mochte etwas eigenartig aussehen, aber soweit Jonan das beurteilen konnte, gab es keine Wachposten auf der Mauerkrone. Zumindest keine, die sich bemüßigt gefühlt hätten, beim Anblick eines Militärfahrzeugs Alarm zu schlagen.
    Sie fuhren eine sanft ansteigende Gasse hinauf, bis diese sich an einer übermannshohen Natursteinmauer teilte, und bogen dann nach rechts ab, um den Lastwagen hinter einem dreigeschossigen Wohnhaus zu parken, das mit seiner verzierten Fassade und den grünen Fensterläden einst sehr hübsch gewesen sein musste, heute jedoch nur ein weiteres Zeugnis niedergegangener Zivilisation darstellte.
    Edoardo Diodato zog die Bremse an und schaltete den Motor ab. »Und wie geht es nun weiter?«
    »Wie viel Treibstoff haben wir denn noch im Tank?«, wollte Jonan wissen.
    »Vielleicht für achtzig oder neunzig Kilometer.«
    »Das bringt uns nicht mehr weit.«
    »Vielleicht sollten wir jetzt doch mal nachschauen, wo euer eigentliches Ziel

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