Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
liegt«, schlug Caryas Mutter vor. »Es könnte näher sein, als wir denken.«
    »Das haben wir während der Fahrt schon gemacht«, sagte Carya.
    »Und?«, fragte ihr Vater. »Ist es weit von hier?«
    Carya wechselte einen raschen Blick mit Jonan. Er deutete ein Kopfschütteln an. »Es … also es befindet sich weit über tausend Kilometer von hier entfernt. Und ich glaube nicht, dass ihr Jonan, Pitlit und mich dorthin begleiten solltet. Deshalb haben wir uns überlegt, dass es besser wäre, wenn ihr nicht wisst, wo es genau liegt. Zur Sicherheit.«
    Edoardo Diodatos Gesicht verfinsterte sich ein wenig. »Was sind denn das für Töne neuerdings? Vertraust du deinen Eltern nicht mehr?«
    »Doch … ich …« Carya schaute ihre Mutter hilfesuchend an.
    »Sie hat recht, Edoardo«, sagte diese sanft zu ihrem Mann. »Wenn es wirklich Abschied nehmen heißt, ist es besser, wenn wir nicht wissen, wo Carya hingegangen ist. Wir können nicht mit Sicherheit sagen, dass wir dort, wo wir beide uns verstecken wollen, nicht von einem Häscher der Inquisition gefunden werden. Sollte das passieren, besteht so zumindest keine Gefahr, dass wir sie verraten. Damit retten wir wenigstens ihr Leben. Und was würde uns dieses Wissen auch nützen? Würdest du Carya nachfolgen, wenn sie nach einem Monat nicht zurückgekehrt ist?«
    »Natürlich«, entgegnete Caryas Vater. »Sie ist unsere Tochter.« Aber Jonan war das leichte Zögern vor seiner Antwort nicht entgangen.
    »Das solltet ihr auf keinen Fall machen!«, wandte Carya sofort ein. »Seid mir nicht böse, aber ihr habt immer ein behütetes Leben in Arcadion geführt. Wenn es dort draußen etwas gibt, mit dem ein ehemaliger Templersoldat, ein Junge, der das Leben im Ödland kennt, und … nun ja … jemand wie ich nicht fertigwerden, solltet ihr gar nicht erst versuchen, dagegen anzutreten.«
    Caryas Vater starrte sie einen Moment lang stumm an. Dann hob er die Schultern und schnaubte. »Na schön. Eben nicht.« Beinahe brüsk wandte er den Blick ab und schaute nach vorne durch die Scheibe der Fahrerkabine.
    »Du musst uns verstehen, Carya«, versuchte ihre Mutter, die Wogen zu glätten. »Wir sind es nicht gewohnt, von unserer sechzehnjährigen Tochter solche Dinge zu hören. Von deinen Taten ganz zu schweigen. Damit müssen wir uns erst abfinden.« Sie streckte die Hand aus, und Carya ergriff sie durch das Schiebefenster. »Aber das bedeutet nicht, dass wir dich deswegen weniger lieben würden.«
    »Ich weiß, Mama«, sagte Carya leise. »Und es tut mir alles leid.«
    »Das muss es nicht. Erinnerst du dich, was ich dir in der Nacht nach dem Vorfall im Tribunalpalast gesagt habe?«
    Carya nickte. Jonan nahm an, dass sie ihr gesagt hatte, wie stolz sie trotz aller Widrigkeiten auf ihre Tochter sei.
    »Und das gilt nach wie vor.«
    Mit einem Räuspern meldete sich Caryas Vater wieder zu Wort. »Liebe Leute, so schön es ist, dass wir uns mal aussprechen … Der Abend kommt schneller, als man denkt. Wir sollten jetzt wirklich entscheiden, was wir machen wollen.«
    »Ich schlage vor, dass zwei von uns nach Firanza gehen und die Lage auskundschaften«, sagte Jonan. »Wenn wir das Gefühl haben, dort eine Nacht sicher zu sein, bleiben wir, und jeder von uns bemüht sich um eine Möglichkeit zur Weiterreise. Ansonsten fahren wir noch bis zur Küste.«
    »Zur Küste?«, echote Edoardo Diodato. »Welcher?«
    »Ligurisches Meer.«
    »Nicht die beste Gegend. Da gibt es doch nur Piratennester.«
    Jonan zuckte mit den Schultern. »Viel schlimmer als eine Ordenshochburg kann das in unserem Fall kaum sein.«
    Da sie mittlerweile alle gleichermaßen gesucht wurden und es daher keine Rolle spielte, wer sich nach Firanza hineinwagte, entschieden sie, dass Carya und Jonan gehen sollten, da diese sich notfalls am besten verteidigen konnten. Erstaunlicherweise bestand Pitlit nicht darauf, seinen noch am See versprochenen Anteil an diesem »nächsten Ausflug« einzufordern. Entweder ist er müde oder er hat schlichtweg aufgegeben , dachte Carya. Sie schwor sich, künftig besser darauf zu achten, dass der Straßenjunge sich nicht als drittes Rad am Wagen fühlte. Den Abstecher nach Firanza wollte sie deswegen trotzdem nicht missen.
    Jonan wickelte sein Templersturmgewehr in seine Wolldecke und hängte es sich über die Schulter. Carya lieh sich von Pitlit seine Pistole, da ihr Bogen vielleicht gut für die Jagd sein mochte, aber für einen Straßenkampf denkbar ungeeignet war. Gleichzeitig überprüfte

Weitere Kostenlose Bücher