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Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Titel: Im Schatten des Mondlichts - das Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Bidell
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Straßenhändlern vorbei, die ihre Obst- und Getränkestände zusammenpackten. Ein kleinwüchsiger Mexikaner führte ein Pferd die Straße entlang. Auf dem Rücken des Pferdes waren mehrere Bündel Brennholz festgezurrt. Naomi sah dem Gespann fasziniert hinterher. Hier schien die Zeit stehen geblieben zu sein.
    »Möchte jemand von euch Obst oder Getränke kaufen?«, übersetzte Brenda, die von einer Verkäuferin angesprochen worden war.
    Naomi nickte. »Da Nopaltzin sagte, wir würden die Nacht draußen verbringen, denke ich, es wäre eine gute Idee etwas mitzunehmen.«
    Leandra und Romina nickten ebenfalls. Nopaltzin blieb vor der Verkäuferin stehen und winkte sie zu sich.
    Nachdem sie sich mit Cola und Wasser versorgt hatten, wandte sich Nopaltzin ab und bog in einen Pfad ein, an dessen Eingang ein Schild prangte, das eine archäologische Stätte ankündigte.
    Naomi hob die Schultern und blickte fragend zu ihrer Großmutter. »Wegen des Sightseeing-Programms sind wir vermutlich nicht hier. Was hat er nur vor?«
    Leandra zog ihre Augenbrauen zusammen. »Keine Ahnung. Wir werden es hoffentlich bald erfahren.«
    Nopaltzin blieb vor dem Kassenhäuschen stehen, sprach mit der darin sitzenden Einheimischen und reichte ihr die Hand. Diese nickte kurz, überreichte ihm eine Leinentasche und einen Schlüssel, bevor Nopaltzin weiterging.
    Romina hielt vor der Bretterbude, las, was dort auf einer Tafel geschrieben stand und sah auf ihre Uhr. »Kurz nach vier. Die Stätte schließt in zwanzig Minuten.« Sie senkte die Stimme und flüsterte: »Weiß der Teufel, was wir hier treiben!« Die Kassiererin starrte Romina mit entgeistertem Gesichtsausdruck an. Naomi zog Romina mit sich, um dem merkwürdigen Blick der Frau zu entfliehen.
    Vor ihnen ragte ein Bergmassiv auf. Der Pfad führte zuerst in niedrigen, lang gezogenen Steinstufen in den dichten Wald. Pinien, Birken und Steineichen säumten den Weg, der später steiler anstieg. Einige Baumstämme waren mit grünen Hängepflanzen überwuchert. Überall wuchsen riesige Farne auf dem Waldboden. Der satte Geruch nach unberührter Natur war übermächtig. Naomi hätte den Spaziergang durch den Wald genossen, wäre ihr Ziel nicht ein anderes gewesen. Ihre Gedanken kreisten um die Frage, was sie hier sollten.
    Nach wenigen Metern wurden die Steinstufen höher und kürzer. Leandra stöhnte. »Diese Luftfeuchtigkeit bringt mich um. Wenn wir nicht bald ankommen, kehre ich um und warte unten auf euch.« Die Anstrengung setzte Naomis Großmutter offensichtlich zu.
    Ein unbestimmtes Gefühl zog Naomi regelrecht den Hügel hinauf. Es war ähnlich, wie wenn es sie nachts zu einer Lichtung zog. Trotzdem blieb sie in jeder Pause, die Leandra einlegte, bei ihr, um sie nicht alleine zurückzulassen. »Oma, du musst nur langsam machen. Dann schaffst du den Aufstieg schon.«
    Leandra stützte die Arme auf ihre gebeugten Knie und sammelte sich. »Du hast recht. Von dem alten Knaben dort vorn lass ich mich nicht abhängen.«
    Naomi lachte. »Ja, genau das ist die richtige Einstellung.« Das Alter von Nopaltzin war aufgrund seiner dunklen und wettergegerbten Haut schlecht einzuschätzen. Vermutlich sah er älter aus, als er war. »Außerdem gibt es nachher bestimmt eine Möglichkeit sich auszuruhen.«
    »Alles okay bei euch?«, rief Romina den Hügel hinab.
    Naomi reckte den Daumen in die Luft und hakte sich bei Leandra unter. »Komm, gehen wir weiter.«
    Nach einer halben Stunde erreichten sie ein vergittertes Tor. Auf dem Weg nach oben waren ihnen noch einige Touristen entgegengekommen, doch nun schien die Anlage für Besucher geschlossen zu sein.
    Als Naomi und Leandra ebenfalls am Gittertor angekommen waren, nestelte Nopaltzin in seiner Hosentasche, zog einen Schlüssel heraus und schloss auf.
    Sein Blick fiel auf die erschöpfte Leandra, die mit hochrotem Gesicht laut nach Luft schnappte. »Es sind nur noch wenige Stufen, dann sind wir oben und Sie werden sich gleich besser fühlen.«
    Naomi schob Leandra durch den Eingang, während Romina mit Brenda voranging und Nopaltzin das Tor wieder absperrte.
    Die in die Natur eingebetteten Steintreppen führten weiter bergauf. An der zerklüfteten Felswand wuchsen Moosteppiche. Naomi streckte ihren Arm aus, um sie zu berühren. Das Moos fühlte sich weich, dick und nass an. Sie wischte sich ihre feuchten Finger an ihrer Jeans ab und ging weiter.
    Nach etwa einhundert Metern erreichten sie ein Felsplateau, an dessen linker Seite eine gut erhaltene Ruine

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