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Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Im Schatten des Mondlichts - das Erbe

Titel: Im Schatten des Mondlichts - das Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Bidell
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Notfall wäre er nicht ohne eine Nachricht zu hinterlassen einfach fortgegangen. Unmöglich.
    Die ersten Tränen rannten ihr über die Wangen, bis ihr die Idee kam, Karsten anzurufen. Vielleicht wusste er etwas.
    Mit jedem weiteren Klingeln rechnete sie damit, dass auch Karsten nicht erreichbar wäre, bis sich endlich eine verschlafene Stimme meldete.
    »Danke fürs Wecken! Nur weil du wach bist, dürfen alle anderen auch nicht mehr schlafen«, brummte es durch den Hörer.
    Naomi entwich ein Schluchzen. »Weißt du, wo Roman und Kai sind?«
    »Im Bett, wie jeder normale Mensch um diese Uhrzeit. Es ist Samstag.« Seine Stimme hörte sich bereits etwas munterer an.
    »Sie sind nicht im Haus. Iker auch nicht. Ich dachte nur, du wüsstest vielleicht ...« Naomis Stimme brach und sie begann, hemmungslos zu weinen.
    »Hey, jetzt beruhige dich. Was ist denn los?«, fragte Karsten.
    »Sie sind verschwunden. Kein Zettel, nichts. Selbst Romans Handy liegt im Esszimmer. Es sieht sogar so aus, als hätten sie nicht in ihren Betten geschlafen.« Naomi kauerte sich an der Wand des Esszimmers zusammen.
    »Gestern Abend habe ich mit ihm telefoniert. Er hat uns zum Abendessen eingeladen, sobald wir aus Sevilla zurückkommen. Er war vollgefressen und wollte sich hinlegen.«
    Naomi hatte ganz vergessen, dass Karsten noch in Sevilla war. »Worüber habt ihr sonst gesprochen?«
    »Nichts Großartiges. Er hat sich gefreut, dass du heute kommst, und das war´s auch schon.« Seine Stimme klang nun hellwach. »Moment.«
    Naomi hörte ein Rascheln und wie eine Tür ins Schloss fiel.
    »Alice schläft noch. So, jetzt bin ich im Badezimmer. Und du bist dir sicher, dass sie nicht da sind?«
    »Natürlich bin ich mir sicher«, schrie sie.
    »Denkst du, Sammy ...« Karsten ließ die Worte in der Luft hängen.
    Naomi schwieg. Diesen Gedanken hatte sie bis eben nicht zugelassen. Bisher waren Roman, Kai und Iker nur nicht da. Das musste nicht bedeuten, dass Sammy etwas damit zu tun hatte.
    Im selben Moment wurde ihr klar, dass das Verschwinden mit Pilar zu tun haben musste. Sie hatte den beiden irgendwie eine Falle gestellt, solange sie selbst nicht hier gewesen war.
    »Pilar. Sie muss uns verraten haben.«
    »Ich komme«, sagte Karsten. »Ich steige in das nächste Flugzeug, das nach Barcelona fliegt, und du bleibst, wo du bist.«
    »Und Alice?«, fragte Naomi. »Sie darf nichts erfahren, hörst du?«, bettelte Naomi.
    »Mir wird schon was einfallen. Lass das meine Sorge sein. Ich melde mich, sobald ich mehr weiß. Solltest du zwischenzeitlich was hören, dann ruf mich sofort an, verstanden?«
    Naomi nickte.
    »Ob du mich verstanden hast?«
    »Ja«, flüsterte sie kaum hörbar.
    »Okay, ich muss kurz nachdenken und fahre los, nachdem ich Alice irgendeine Geschichte aufgetischt habe. Verflucht noch mal! Wenn ich dieses Aas in die Finger bekomme.« Im Hintergrund ertönte ein Schlag. Karsten musste irgendwo dagegen geschlagen haben. »Bleib im Haus, ich bin so bald ich kann bei dir.«
    »Danke«, sagte Naomi und schniefte.
    Es konnte nur Pilar hinter dem Verschwinden stecken. Niemand sonst hatte jemals Kontakt mit Sammy gehabt. Sie glaubte nicht an den Zufall, dass Sammy herausgefunden haben könnte, wo sie wohnten. Und wie hätte Sammy ins Haus gelangen sollen? Selbst wenn er irgendwie ins Haus gelangt wäre, keinesfalls hätten sich Roman und Iker kampflos ergeben. Es gab aber keinerlei Kampfspuren im Haus.
    Niemals hätte sie in Romans Handy gestöbert, aber nun blieb ihr keine andere Wahl. Sie musste wissen, mit wem er zuletzt gesprochen hatte und welche Anrufe in den letzten Tagen eingegangen waren. Ohne schlechtes Gewissen blätterte sie die Anruflisten durch. Das letzte geführte Gespräch war mit ihr gewesen. Zuvor gab es noch einige Telefongespräche, die alle mit Namen hinterlegt waren. Romans Mutter, zwei seiner Freunde, und dazwischen stand immer wieder ihr eigener Name. Die letzte gewählte Nummer war die von Karsten. Sie fand nichts Auffälliges. Weder im Speicher der Anruflisten noch in den Kurznachrichten.
    Sicherheitshalber verriegelte sie die Haustür, bevor sie die Treppenstufen nach oben ging. Im Schlafzimmer blieb sie stehen und wusste nicht, was sie nun tun sollte. Romina oder Leandra anrufen? Doch was würde das nutzen? Romina konnte die nächsten zwei Tage keinesfalls ein Flugzeug besteigen. Es gab keine Möglichkeit die Verwandlung zu unterdrücken. Und ihre Großmutter? Was könnte Leandra schon ausrichten? Sie käme vor

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