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Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Bidell
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gestrichen worden. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
     
    *
     
    Widerwillig war Roman beim Psychiater gewesen, weil die Unileitung es verlangte, doch gebracht hatte es nichts. Überhaupt nichts. Er fühlte sich leer, ausgepumpt und schwermütig. Das Verlustgefühl blieb sein ständiger Begleiter. Nach mehreren, ergebnislosen Sitzungen bestätigte ihm der behandelnde Arzt, dass es nicht ungewöhnlich sei, nach einem Gedächtnisverlust eine innere Leere zu spüren. Das verginge mit der Zeit. Weiter erklärte er, seine Gedanken würden unbewusst um die verlorenen Tage kreisen, was natürlich belastend wirke, da man keine einleuchtende Erklärung dafür fände. Er solle sich damit abfinden, dass die fehlende Erinnerung entweder unverhofft wiederkäme, oder für immer verschüttet bliebe. Je früher er sich damit abfände, desto eher verschwände auch seine Depression. Körperlich sei mit ihm alles in bester Ordnung. Auch der neurologische Befund war unauffällig. Weiter riet ihm sein Psychiater, er solle sich nicht noch mehr zurückziehen und wieder mit Freunden ausgehen.
    Vielleicht sollte er sich mit Pilar treffen; sich mal wieder verabreden. Seitdem er nach Stillwater gezogen war, um diesen Job als Hilfsprofessor anzunehmen, hatte er keine Verabredung mehr gehabt. Erst war durch die Distanz die Beziehung mit seiner damaligen Freundin zerbrochen. Dann, als er dieses traurige Kapitel verdaut hatte, und wieder Interesse an anderen Frauen entwickelte, hielt er nichts davon, sich mit einer Studentin einzulassen, obwohl er wusste, dass nicht wenige versuchten, mit ihm zu flirten. Der Ärger wäre vorprogrammiert. Auch wollte er sich wegen einer kurzen Affäre nicht zum Mittelpunkt für Klatschgeschichten auf dem Campus machen. Sonst gab es in diesem Nest keine Frau, die ihn auch nur im Geringsten gereizt hätte.
    Bis Pilar hier aufgekreuzt war. Dunkles Haar, feurige Augen, genau so, wie er sich eine Spanierin vorgestellt hatte. Sie war vorübergehend aus Barcelona hergezogen, um das spanische Bistro einer Bekannten zu führen, die sich das Bein gebrochen hatte. Der Gedanke an Pilar munterte ihn auf. Ihr Akzent, wenn sie Englisch sprach, war reizvoll und irgendetwas brachte eine Saite in ihm zum Klingen, wenn er an Barcelona dachte. Warum gerade Barcelona etwas in ihm wachrief, blieb ihm ein Rätsel. Er war noch nie in Europa gewesen und kannte auch niemanden dort. Trotzdem war es das erste Mal seit Wochen, dass er sich wohler fühlte. Sein Entschluss, im Bistro vorbeizugehen und Pilar um eine Verabredung zu bitten, stand fest.
     
    *
     
    Naomi wusch sich das Gesicht. Mit kaltem Wasser spülte sie sich den Mund aus, bevor sie sich die Zähne putzte.
    »Geht´s wieder?« Leandra trat hinter sie. »Grüner kann dein Gesicht kaum aussehen.«
    Naomi spuckte aus. »Es kommt nur noch Galle. Eine falsche Bewegung mit der Zahnbürste und mir kommt´s wieder hoch.«
    »Soll ich dir Tee und eine Toastscheibe organisieren?« Leandra rieb ihr zärtlich über den Rücken.
    »Danke Oma.« Sie schob sich an Leandra vorbei, um sich wieder ins Bett zu legen. »Ich leg mich nur noch mal kurz hin, okay?«
    Naomi rollte sich zusammen. Eigentlich wollte sie heute unbedingt Rominas Unterlagen abholen, sich eine neue Unterkunft suchen und die nächstgelegenen Parks durchstreifen. Sie wollte wenigstens einigermaßen sicher sein, dass es in London überhaupt einen Treffpunkt gab, an dem sich die Clanmitglieder versammelten.
    Der Zeitdruck zerrte an ihren angespannten Nerven. Naomi fühlte sich wie ein ausgespuckter Kaugummi, ihr Magen verkrampfte sich in unregelmäßigen Abständen, und am liebsten verkröche sie sich für den Rest des Tages ins Bett. Eine ausgiebige Ruhepause konnte sie sich momentan aber nicht leisten. Doch ein paar Minuten würden ihr guttun. Mit einem Seufzer knüllte sie das Kopfkissen zusammen, bevor sie ihr Gesicht darin vergrub.
    Naomi hörte, wie Leandra die Türklinke herunterdrückte und anschließend leise zum Nachttisch ging. Erst überlegte sie, ob sie sich schlafend stellen sollte, damit ihre Großmutter wieder ginge und nur Tee und Toast abstellte, doch anschließend hätte sie sich nur noch lausiger gefühlt. »Ich bin wach.« Sie hob den Kopf, drehte sich zu ihrer Großmutter um, zog das Kopfkissen auf die andere Seite und ließ den Kopf wieder fallen.
    »Bist du sicher, dass du heute noch auf die Beine kommst?« Leandra setzte sich auf die Bettkante, beugte sich zu ihr und drückte ihr einen Kuss auf die

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