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Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Bidell
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groß, als dass ein einziger Kuss alles zerstören könnte.
     
    Gegen Mittag stand Naomi im Flur, bedankte sich bei Emma, die auf dem Sofa saß, für ihre Gastfreundschaft, winkte ihrer Großmutter und ließ die beiden Frauen im Wohnzimmer zurück. Das Angebot Leandras, Naomi auf dem Spaziergang zu begleiten, lehnte sie ab. Einerseits wollte sie den Beiden ihren gemütlichen Nachmittag nicht verderben, andererseits hatte sie Leandra immer noch nicht erzählt, wie ernst es ihr war, in eine Pension ziehen zu wollen. Meist schob sie ein unangenehmes Gespräch so lange vor sich her, bis ihr keine Wahl mehr blieb, als endlich mit der Sprache herauszurücken.
    Auf der Straße sah sie in den wolkenverhangenen Himmel. Sie überlegte kurz, ob sie Emma um einen Regenschirm bitten sollte, entschied sich aber dagegen. Noch sah es nicht nach Regen aus, und wenn schon, dachte sie, dann würde sie eben nass werden. Sie drehte sich zum Haus um. Hausnummer 12. Rosafarbene Vorhänge zierten das Küchenfenster. Sollte sie die Hausnummer vergessen, würden ihr wenigstens die Gardinen helfen, den richtigen Hauseingang zu finden.
    Sie spazierte die Häuserfront entlang. Emma hatte ihr gesagt, sie müsse links die kleine Straße entlanggehen, bis sie auf die Queens Road träfe, dieser folgen, und dann käme sie direkt zum Richmond Park.
    Die Queens Road war eine schmale Straße mit gepflegten roten und weißen Klinkerbauten. Überhaupt erschien ihr Richmond wie ein gemütlicher Vorort. Warum sich ihre Mutter in einer solchen Umgebung unwohl gefühlt hatte, verstand sie nicht. Naomi hatte eine komplett falsche Vorstellung von London gehabt. Große, wuchtige Bauten, Straßenschluchten, Hochhäuser, hupende Autos, gestresste Menschen. Sicher, in der Innenstadt ging es hektischer zu, aber hier? Vereinzelte Fußgänger, hübsche Wohnhäuser mit bepflanzten Vorgärten, hier könnte sie sich wohlfühlen.
    Sie schlenderte weiter, bis sie vor ein schmiedeeisernes Tor kam. Der Zugang zum Richmond Park. Die geöffneten Gitter ragten etwa zwei Meter auf und waren oben mit Spitzen versehen. Neugierig spähte sie über die Absperrung neben dem Eingangstor. Hier waren an der Umzäunung ebenfalls Spitzen angebracht, aber der Zaun war etwas niedriger. Notfalls müsste sie morgen Nacht darüberklettern. Ein Schild am Eingang wies darauf hin, dass der Park abends um 19:45h schloss, und erst morgens um 7:00h wieder öffnete. Sollte dort ein Treffpunkt sein, konnte sie wenigstens sicher sein, dass sich niemand, außer vielleicht einem Nachtwächter, dort aufhielte. Sie durfte sich nur nicht beim Hinüberklettern erwischen lassen. Darüber mochte sie gar nicht nachdenken. Sich auf einer englischen Polizeiwache in einen Panther zu verwandeln? Das wäre ihr sicherer Tod. Mit entsprechender Vorsicht gelänge sie sicherlich unbemerkt hinein. Hoffentlich lag der Treffpunkt hier, und nicht in einem der anderen Stadtparks.
    Nach einigen Metern stand sie vor einem Hinweisschild. Die wenigen Fahrzeuge, die auf der Straße fuhren, durften nur Schrittgeschwindigkeit fahren. Der Grund dafür brachte sie aus der Fassung. Seitlich vor ihr graste eine Hirschherde, und der Leithirsch überquerte gemächlich die Straße. Die Reiter wären bei der Schließung des Parks verschwunden, doch was wäre mit diesen Hirschen?
    Nachdenklich ging sie weiter in den Park. Sie musste im Falschen sein. Rechts und links der Asphaltstraße ragten mächtige Eichen auf, dahinter lagen Wiesen, Felder und Waldgebiete. Trotzdem spürte sie nichts, was sie lockte. Dieses Gefühl, magisch angezogen zu werden, wollte sich einfach nicht einstellen.
    Naomi beschleunigte ihre Schritte. Sobald sie den Richmond Park durchquert hätte, würde sie ihn am Kingston Gate verlassen und hinüber in den Bushy Park gehen, der durch die Kingston Hill Road mit diesem Gelände verbunden war. Kaum hatte Naomi den Plan gefasst, zog es sie von der Straße auf eine Parkfläche, weiter in ein Waldstück hinein. Bevor sie weiterging, sah sie sich um. Ein Fahrzeug kroch die Queens Road entlang. Naomi wartete, bis es außer Sichtweite fuhr, und verließ den Fußgängerweg.
    Ein unsichtbares Band zog sie tiefer in den Wald. Auf einer Lichtung entdeckte sie sieben Damhirsche. Zwei lagen auf dem Waldboden, die anderen schreckten auf, als sie Naomi bemerkten. Nach einem kurzen Blick wandten sie sich wieder dem Äsen zu.
    Naomi schlich um die Lichtung herum, um Abstand zu diesen mächtigen Tieren zu wahren, bevor sie weiter durch

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