Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)
Könige entlanggeschritten.«
»Na, dann ist die Straße für uns ja gerade gut genug«, erwiderte Naomi mit einem schelmischen Grinsen.
Alice prustete los.
Am nördlichen Ende der Fußgängerzone lag auf der linken Seite ein Bistro. Karsten steuerte direkt darauf zu. »Unsere Stammkneipe. Man könnte es auch unseren Zweitwohnsitz nennen. Manchmal helfe ich hier an der Theke aus. Die Kasse aufbessern, du weißt schon.«
Das Bistro wirkte einladend. Runde Tische aus dunklem Holz, dazu gemütlich aussehende Stühle. Die katalanische Flagge hing zwischen Gemälden von Stierkämpfern in ihren edlen Trachten. Diesen Sport verabscheute Naomi, doch die Kostüme der Toreros sahen herrlich aus.
Karsten bestellte an der Bar drei Gläser Bier.
»Hey, ich trink keines, lieber eine Cola, besser noch ein Wasser!«
»Ich hatte von Anfang an recht. Mit dir stimmt was nicht. Ich wusste es«, stichelte Karsten, bevor er seine Bestellung korrigierte.
»Hey?« Alice kratzte sich die Nase. »Ist bei dir echt alles okay ?«
Naomi scharrte an einem unsichtbaren Fleck auf dem Tisch herum, bis Karsten mit den Getränken kam und sich zu ihnen setzte.
»Also, raus mit der Sprache.«
Naomi spürte seinen Blick auf sich ruhen.
»Ha, ich hab´s. Ich glaub, ich spinne.« Karsten schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Du bist blass, abgespannt und trinkst kein Bier mehr. Du bist schwanger. Richtig?«
Alice zuckte zusammen. »Schwanger? Im Ernst?«
Das war typisch für Karsten, einfach mit seiner Meinung herauszuplatzen. Naomi grinste verlegen. »Ich hätte wissen müssen, dass du darauf kommst.«
Er sprang vom Stuhl auf. »Deswegen bist du nach Hause geflogen.«
Sie nickte. »Deshalb, und weil es mit Roman schief lief.«
»Hat er dich sitzen gelassen?«, fragte Alice. »So ein Mistkerl! Das hätte ich echt nicht von ihm gedacht.«
»Nein. So war es nicht. Setz dich wieder Karsten, sonst bekomme ich noch eine Halsstarre.« Sie trank einen Schluck Wasser. »Roman weiß gar nichts davon. Wir hatten uns schon getrennt. Als ich merkte, dass ich von ihm schwanger bin, saß ich praktisch auf gepackten Koffern. Ich habe ihm nichts gesagt. Wozu auch?«
Alice zog die Nase kraus. »Er wird Vater. Findest du nicht, er sollte es wissen?«
»Das hätte nichts an meiner Entscheidung geändert.«
Karsten legte seine Hand auf ihre Schulter. »Bist du dir sicher, dass du das alleine durchziehen willst.«
»Ja. Bin ich. Roman lebt in Maine und ich in Deutschland. Was soll es also bringen, ihm davon zu erzählen?«
Alice zuckte mit den Schultern. Naomi sah ihr an der Nasenspitze an, dass sie ihre Entscheidung für falsch hielt.
Karsten sah sie ruhig an. »Wenn du Hilfe brauchst. Anruf genügt. Das weißt du.«
»Können wir jetzt von etwas anderem reden? Wie geht es euch?«, wechselte Naomi das Thema.
Den restlichen Abend erwähnte keiner mehr ihre Schwangerschaft oder Roman.
Alice erzählte, wie schwer es ihr fiele, Spanisch zu lernen. Vor allem frustrierte sie, dass Karsten inzwischen fließend sprach und sie sich neben ihm, wie eine Erstklässlerin vorkam.
Karsten frotzelte über Alices Weigerung, Spanisch mit ihm zu sprechen, oder darüber, dass sie sich im Kino nur Filme im Original mit spanischen Untertiteln ansehen wollte. Beide erwägten, länger in Barcelona zu bleiben. Karsten plante sich einen Job zu suchen, um an Berufserfahrung zu gewinnen. Vielleicht an der Uni, wo er als Gastdozent Deutsch unterrichten könnte. Alice müsste zwar noch ihre Sprachkenntnisse verbessern, bevor sie daran denken konnte, an einer hiesigen Uni ihr Sportstudium fortzusetzen, aber auch das wollte sie irgendwie schaffen. Alices Eltern waren wenig begeistert, konnten jedoch nichts gegen den Dickkopf ihrer Tochter ausrichten.
Alice schlug vor, eine Kommune aufzumachen, wenn das Baby geboren wäre. Naomi könnte mit ihr studieren, während Karsten auf das Kind achtete. Obwohl Naomi darüber lachte, war es der erste vernünftige Vorschlag seit Langem.
Als Karsten und Alice sie vor dem Hoteleingang verabschiedeten, trafen sie gleich eine Verabredung für den nächsten Tag.
»Du, ich könnte mich auch früher verdrücken«, meinte Karsten.
»Besser nicht, sonst dreht mir Oma den Hals um. Ich musste ihr versprechen, mit ihr die Stadt anzusehen.«
»Wir dachten, die Nachtfahrt mit dem Touri-Bus wäre eine gute Idee. Bring Leandra mit. Die Tour ist genial!« Alices Augen glänzten.
»Du dachtest das!«, widersprach Karsten. »Darauf freut sich
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