Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)
Könntet ihr gegen zwei Uhr hier sein?«
»Aber sicher. Von mir aus gerne schon früher«, antwortete Naomi.
Iker stand auf. »Ich hole Romina um sieben Uhr morgens vom Flughafen ab. Sie wird sich nach der langen Reise erst ausruhen wollen.« Er verließ das Wohnzimmer.
Eine Minute später kam er zurück. »Euer Wagen kommt gleich. Und Naomi, du bist dir im Klaren darüber, dass deine Freunde nichts von uns erfahren dürfen.«
Naomi schnappte sich ihren Rucksack und nickte. »Schon klar.« Sie lächelte. »Karsten würde mich eigenhändig in der nächsten Klapse abliefern.«
Siebzehn
Karsten stand Händchen haltend mit Alice vor der Oper und sah sich suchend um. Naomi pirschte sich von hinten an die beiden heran.
»Wartet ihr etwa auf mich?«, fragte sie und legte den Kopf schief.
Alice grinste über das ganze Gesicht. »Sí Señorita!«, rief sie und fiel Naomi lachend in die Arme. »Na endlich. Wie geht´s dir?«
»Hey. Darf ich auch mal? Ich habe schließlich die älteren Rechte«, brummte Karsten, doch seine Augen blitzten amüsiert. Er drückte Naomi eine Minute an sich, hob sie hoch und küsste sie mitten auf den Mund. »Das war überfällig. Mensch, wie hast du mir gefehlt!« Mit ausgestreckten Armen hielt er Naomi von sich. »Lass dich ansehen.«
»Hör auf mich so anzustarren! Du tust ja so, als hättest du mich seit Jahren nicht gesehen.« Karstens forschender Blick war ihr unangenehm.
Die letzten Monate hatten sie verändert. Mit Sicherheit strahlte sie nicht mehr die gleiche Unbeschwertheit aus wie früher. Außerdem war sie schwanger, und alle Welt behauptete, man sähe das einer Frau auf hundert Meter Entfernung an. Ihr war selbst schon aufgefallen, dass sich ihr Bauch leicht wölbte. Unter dem weiten Sweatshirt sah man noch nichts, doch wenn sie nackt vor dem Spiegel stand und sich zur Seite drehte, konnte man die Wölbung deutlich erkennen.
»Du siehst anders aus. Und damit meine ich nicht deine Frisur oder so was in der Art.« Karsten zog die Stirn kraus. »Irgendwie müde und traurig.«
»Nach einer stundenlangen Zugfahrt wärst du auch erledigt«, mischte sich Alice ein.
Karsten schüttelte den Kopf. »Das meine ich nicht.«
»Könntet ihr bitte aufhören? Mit mir ist alles in Ordnung. Lasst uns was trinken gehen.« Naomi stemmte die Hände in die Hüften und funkelte beide herausfordernd an.
»Hey, beruhig dich.« Er legte den Arm um ihre Schultern. »Du siehst aus, als würdest du mich jeden Moment mit einem Karateschlag niederstrecken.«
»Blödmann«, gab Naomi zurück und boxte ihm auf den Oberarm.
Alice lachte. »Es war echt Zeit, dass du kommst. Sag mal, wie kam das mit Roman? Ich meine, dass du Schluss gemacht hast.«
Mit einem Seufzer drehte sie sich zu Alice. »Schwierig zu erklären.«
»Man muss auch nicht immer alles erklären können.« Karsten hakte sich bei Naomi unter. »Und jetzt lasst uns gehen! Das kannst du uns alles nachher erzählen, okay?«
Händchen haltend schlenderten sie die La Rambla entlang. Karsten ging in der Mitte. Er hielt Naomis linke und Alices rechte Hand. Die Blicke der Passanten amüsierten ihn köstlich. Sobald jemand ihn zu sehr fixierte, nickte er demjenigen mit einem anzüglichen Grinsen zu. Alice verdrehte theatralisch die Augen.
Naomi genoss es, mit ihren Freunden zusammen zu sein. Einen kurzen Moment gerieten ihre wahren Motive für diese Reise in den Hintergrund. Alles schien so normal und unbeschwert wie früher.
Der Besuch bei Iker hatte sie verwirrt und geängstigt, weil er ihre Gedanken lesen konnte. Es war, als stünde sie nackt vor einem Fremden, der jeden Makel an ihr sofort entdeckte. Iker hatte gleich verstanden, auf was sie mit ihrer Frage, ob er verheiratet sei, hinauswollte. Sie wollte Roman zurück. Was hatte er geantwortet? Alles zu seiner Zeit. Doch Geduld war noch nie ihre Stärke gewesen.
»Hey, ist wirklich alles in Ordnung mit dir?« Karsten musste ihre Schweigsamkeit aufgefallen sein.
»Ich hätte nicht nach Roman fragen sollen«, entschuldigte sich Alice. »Ihr seid doch so glücklich gewesen. Ich war mir so sicher, dass du entweder dortbleibst oder er mit dir nach Deutschland geht.« Alice suchte ihren Blick. »Also, was zum Teufel ist passiert?«
»Lasst uns im Bistro erst einen ruhigen Tisch suchen, okay? Dann kannst du Naomi immer noch löchern.« Karsten zog beide mit sich die Straße entlang. »Weißt du eigentlich, dass du gerade über eine Sehenswürdigkeit marschierst? Hier sind schon
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