Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)
»Robert. Ich will die Prüfung nochmal machen.« Sammy ließ sich neben sie auf die Bank fallen. Er nahm ihre Hand und drückte sie kurz. Die aufmunternde Geste machte sie noch mutiger. »Sag was.«
Robert sah sie immer noch an. »Nein. Das wird nicht ...«
»Nein?«, unterbrach sie ihn. »Warum nicht?« Naomi sprang auf die Beine, strauchelte kurz und stand Auge in Auge mit Robert, bereit um die Wiederholung zu kämpfen. Er musste ihr einfach noch eine Chance geben.
»Das wird nicht nötig sein. Durch das begangene Foul hast du den Kampf gewonnen. Das gab zwei Strafpunkte, damit lagst du zum Schluss einen Punkt vorn.« Robert legte ihr die Hand auf die Schulter und blinzelte ihr verschwörerisch zu. »Ich habe dich beobachtet. Du wärst beim Schwimmen durchgefallen, aber das spielt jetzt keine Rolle mehr.«
Naomi grinste schief, nur um im nächsten Augenblick vor Schmerzen aufzustöhnen, als es in ihrer Nase widerlich knirschte. Ihr geschundener Körper verhinderte, dass sie vor Freude in die Luft sprang. Sie hatte es geschafft. Sie konnte tatsächlich bleiben. »Danke.« Robert nickte kurz zum Abschied und verschwand.
Sammy stand neben ihr. Er wollte sie auf die Wange küssen. Beim Anblick auf die Schiene und das zugeschwollene Gesicht, wich er wieder zurück. »Gratuliere! Mit feiern ist wohl nichts, oder?«
Naomi verneinte. »Ich will mich einfach nur hinlegen und mir einen Film anschauen.« Sammy kam ihr zuvor, als sie nach ihrer Sporttasche greifen wollte. »Danke Sammy, für alles.«
Sammy lächelte sie an. »Kann ich sonst noch etwas für dich tun?«
»Könnten wir bei der Pizzeria anhalten? Ich habe Hunger und will mich einfach nur in meinem Zimmer verkriechen.«
*
Amy schoss trotz ihres Umfangs in einer atemberaubenden Geschwindigkeit hinter der Rezeption hervor. »Kindchen, was ist denn mit dir passiert?« Sie nahm Sammy die Sporttasche und den Pizzakarton aus der Hand. »Ich kümmere mich schon gut um sie«, fertigte sie ihn ab.
Sammy verabschiedete sich mit einem leicht verärgerten Blick auf Amy. Naomi fing seinen Blick auf. »Sammy, ich ruf dich morgen an, ja?«
Amy zog sie mit sich. »Deine Mutter und deine Oma haben angerufen. Sie wollten wissen, wie die Prüfung gelaufen ist.«
Naomi seufzte. Wie sollte sie ihnen nur das mit ihrer Nase beibringen?
»Ach, Mädchen, so schlimm ist eine verpatzte Prüfung doch gar nicht«, plapperte Amy weiter.
»Amy, ich hab´s geschafft. Trotzdem fühle ich mich aber, als hätte mich einer von euren Schwarzbären durch die Mangel gedreht.«
Amy prustete los. »Solange du deinen Humor noch hast, gibt es nichts, was ein heißes Bad nicht in Ordnung bringen könnte.«
Naomi saß auf ihrem Bett. Sie starrte das Telefon an, als es an der Tür klopfte.
Amy überreichte ihr feierlich einen Badezusatz. »Zwei Verschlusskappen davon ins Badewasser und du fühlst dich wie neu. Sogar die Muskeln eines Holzfällers nach fünfzehn Stunden Arbeit werden damit wieder locker, glaub mir, Mädchen.« Amys rote Wangen leuchteten noch mehr, als sie vielsagend nickte.
Naomi bedankte sich und versprach, die vorgeschriebene Menge zu benutzen. Das klingelnde Telefon unterbrach das Gespräch.
»Hallo Oma«, meldete sie sich.
»Wo steckst du nur? Wir sterben hier vor Neugierde.« Sie bemerkte den vorwurfsvollen Klang in der Stimme ihrer Großmutter.
»Die Prüfungen haben länger gedauert. Ich bin eben erst zurückgekommen.« Naomi knüllte das Kopfkissen zusammen und legte sich auf das Bett. Naomi rang mit sich, ob sie sagen sollte, dass sie direkt aus dem Krankenhaus kam.
»Bist du erkältet? Deine Stimme hört sich so komisch an.«
Ihre Großmutter nahm ihr mit dieser simplen Frage die Entscheidung ab. »Meine Nase ist zugeschwollen. Nicht weiter schlimm. Jetzt lass mich aber erzählen, ja?«
Sieben
Naomi schlüpfte in ihre Jogginghose. Immerhin konnte sie den großen Bluterguss an ihrem Oberschenkel dadurch verdecken. Aber ihr Gesicht? Unschlüssig blickte sie in den Spiegel. Überschminken? Unmöglich. Sie musste wohl oder übel die Blicke auf dem Campus über sich ergehen lassen. Sie straffte die Schultern und band sich entschlossen die Haare im Nacken zusammen. Sie ins Gesicht zu kämmen würde nur lächerlich aussehen. Es gab keinen Grund, sich zu schämen. Trotzdem war es Naomi unangenehm, sich nicht unauffällig auf dem Campus bewegen zu können. Naomi griff nach der Sonnenbrille, warf sich die Sweatshirt-Jacke über, zog sich die Kapuze
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