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Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Bidell
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mit einem weiteren Schlag nach. Naomi sah, wie seine Handkante auf ihr Gesicht zusauste. Sie hörte das Knirschen von Knochen. Vor ihren Augen tauchten grelle Blitzlichter auf, bevor eine undurchdringbare Dunkelheit sie umfing. Sie strauchelte und fiel; den Aufprall auf dem Boden spürte sie nicht mehr.
    Naomi dröhnte der Schädel, ihr Gesicht brannte, ihr war übel und kalt. Um sich herum hörte sie Stimmen. Irgendjemand sprach beruhigend auf sie ein. Robert fluchte und schimpfte. Jemand anders wiederholte ständig, es täte ihm Leid.
    »Sie kommt zu sich.«
    Naomi schlug die Augen auf. Über sie gebeugt, leuchtete ihr jemand im weißen Kittel mit einer Taschenlampe in die Augen. Das Licht schmerzte, sie schloss die Augen.
    »Die Augenreaktion ist okay, es hat also nur die Nase erwischt. Die aber richtig.«
    Robert stampfte mit dem Fuß auf. »Was zum Teufel hat dich geritten? So zuzuschlagen!«
    Naomi öffnete die Augen. Neben Robert fuchtelte ihr Gegner hilflos mit den Händen. »Sie hat mir einen Tritt verpasst. Instinktiv gab ich kontra.«
    »Ach, geh mir aus den Augen«, brummte Robert. »Du bist heute zu nichts zu gebrauchen!«
    Bevor ihr Gegner verschwand, beugte er sich zu Naomi hinunter. »Tut mir echt Leid mit deiner Nase.«
    Alice saß neben Naomi. Sie drückte ihr die Hand. »Hast ordentlich was eingesteckt. Wie geht´s?«
    Naomi versuchte, sich bequemer aufzusetzen. In ihrem Kopf wummerte es, und vor ihren Augen verschwammen die Konturen. In ihrem rechten Bein pochte es heftig. Alice drückte ihr einen Becher Wasser in die Hand. Sie trank ihn automatisch leer. Das kalte Wasser schmeckte metallisch; nach Blut. Was hatten sie über ihre Nase gesagt? Naomi fasste sich ins Gesicht. Die leichte Berührung mit dem Zeigefinger genügte, um ihr vor Schmerz die Tränen in die Augen zu treiben. Tamponaden steckten in ihren Nasenlöchern. Kaltes Wasser lief ihr über den Rücken. Sie zog das nasse Handtuch weg.
    »Jetzt aber ab in die Klinik.« Der Sanitäter hob sie mit Hilfe von Robert auf eine Trage.
     
    Als Naomi aus dem Behandlungszimmer humpelte, tigerte Robert im Gang auf und ab. Sammy saß auf einer Bank; neben sich ihre Sporttasche, an die sie gar nicht mehr gedacht hatte. Sammy war im Sitz zusammengesunken und bemerkte sie erst, als Robert mit schnellen Schritten auf sie zukam. »Wow, das war in Rekordzeit.« Robert trat näher an sie heran, hob ihr Kinn an und drehte ihren Kopf vorsichtig von links nach rechts.
    »Rekordzeit? Der Arzt hat ewig gebraucht. Die Nase soll aber wieder in Ordnung kommen.« Naomi wusste, wie sie aussah. Sie hatte sich ihre Nase im Behandlungsraum im Spiegel angesehen. Nachdem die Tamponaden entfernt worden waren, hatte die Blutung wieder eingesetzt. Ihr Gesicht war zwar nicht mehr blutverschmiert, aber ihre Nase war aufgeschwollen und an der linken Seite grün verfärbt. Morgen sähe es noch schlimmer aus. Sammy brachte bei ihrem Anblick kein Wort heraus. Er starrte sie nur aus aufgerissen blauen Augen an. Er sah aus, als gäbe er sich persönlich die Schuld.
    »Hey Sam, das wird schon wieder. Ist doch nur die Nase.« Naomi rang sich ein Lächeln ab.
    Robert lachte los. Es klang wie das Lachen einer Hyäne. »Ne, Mädchen. Bisher hat es noch niemand auf eine gebrochene Nase während der Aufnahmeprüfung gebracht.«
    Naomi zuckte unwillkürlich zusammen. Die Aufnahmeprüfung! Die Schwimmprüfung konnte sie in ihrem Zustand vergessen, und beim Karate hatte sie mit einem Punkt zurückgelegen. »Kann ich die Prüfung wiederholen?«, flüsterte sie.
    »Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.« Robert rieb sich das Kinn. »Mal sehen.«
    Er hakte Naomi unter und zog sie mit sich in Richtung Ausgang. Bei jedem Schritt zuckte sie wegen ihres schmerzenden Oberschenkels zusammen. Sammy wollte ihr helfen und etwas sagen, doch Naomis warnender Blick ließ ihn verstummen.
    Bei jedem Schritt hätte sie am liebsten losgeheult. Sie biss sich auf die Zähne und setzte einen Fuß vor den anderen. Es war nicht ihre erste Sportverletzung und wäre mit Sicherheit auch nicht ihre letzte. Vor ihrem Tutor wollte sie keine Schwäche eingestehen. Wenn sie nur die Prüfung wiederholen konnte. Bis sie wieder fit genug wäre, würden locker zwei Wochen vergehen. Die Nase musste wieder zusammenwachsen, auch ihr Bein hatte einen ordentlichen Schlag abbekommen.
    Vor der Klinik blieb Robert vor einer Bank stehen. Er half Naomi, sich zu setzen und sah sie lange an.
    Sie reckte ihr Kinn nach vorn.

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