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Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Bidell
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vorstellen, dass Neophar sich mehrere Frauen hielt, um Nachwuchs zu zeugen. Geliebt hat er keine. Seine große Liebe hatte er selbst getötet. Ihm ging es nur um die Vergrößerung seines eigenen Clans. In einer Vollmondnacht schwängerte er eine Jungfrau, was ihm angeblich sieben Leben einbrachte. Bis Neophar starb vergingen fast einhundert Jahre. Ob er tatsächlich so alt wurde?« Kai zuckte mit den Schultern. »Ich glaube es eigentlich nicht. Wobei? Es wird auch erzählt, dass es in unseren Reihen eine Kätzin gäbe, die schon mehr als hundert Jahre alt sei. Sie würde versuchen, unseren Clan zu schützen und unsere Feinde töten. Unvorstellbar. Es wäre ein einziges Leiden. Alleine. Verlorene Liebe, keine Familie, immer nur auf der Jagd. Vermutlich gehört beides zu den Legenden. Wie so vieles.« Kai seufzte. »Was aber Tatsache ist; in dieser Zeit vergrößerte Neophar den Clan. Immer wieder kam es zu merkwürdigen Todesfällen in unseren Reihen. Kaum hatte jemand von unserer Sippe geheiratet, wurde das Glück durch einen tödlichen Unfall zerstört. Es dauerte nicht lange, bis allen klar war, dass Neophar und sein Clan dahintersteckte. Sie wollen uns auslöschen.« Kai kratzte sich am Kopf, bevor er herzhaft gähnte und sich auf das Sofa setzte. »Um das zu verhindern, verstreuten sich die Clans auf alle Kontinente. Im Laufe der Jahrhunderte vermischten wir uns mit allen Rassen. Wir helfen uns gegenseitig, lernen so schnell es geht, um gegen die Sammys dieser Welt kämpfen zu können. Sollten wir unsere Liebe treffen, bevor wir vorbereitet sind, gehen wir ihr aus dem Weg, um sie zu schützen. Oftmals gelingt es, aber nicht immer.«
    Kai brach die Erzählung ab. Naomi spürte, wie er sie fixierte. Ihr Blick blieb auf einen unsichtbaren Punkt der Tischplatte geheftet. Auch ohne weitere Erklärungen wusste sie, was er als Nächstes von ihr verlangen würde. Sie brachte Roman in Gefahr und sollte sich von ihm fern halten. Endlich liebte sie einen Mann aus tiefstem Herzen, und nun sollte sie ihn gehen lassen. Ihn fortstoßen. Aus ihrem Leben streichen. »Das kann ich nicht«, flüsterte sie.
    »Naomi, du musst es tun. Sammy ist ein Nachfahre von Neophar. Er wurde mit Hass auf uns geboren und erzogen. Er wird alles tun, um euch zu zerstören. Warum er es noch nicht getan hat? Mangelnde Gelegenheit vielleicht; aber er wird es tun. Früher oder später. Vielleicht wartet er ab, bis du noch mehr liebst, um deinen Schmerz noch zu vertiefen. Er ist grausam. Wahrscheinlicher ist es aber, dass er schon längst einen Plan hat.« Kai stand vom Sofa auf. Er kam zu ihr, setzte sich auf die Armlehne und strich Naomi über das Haar. Schweigend kraulte er weiter. Es waren keine Worte mehr notwendig. Naomis Augen füllten sich mit Tränen, liefen über, und sie begann zu schniefen. »Und wenn wir Sammy töten?«
    »So einfach ist es nicht. Wenn ich könnte, hätte ich es schon längst getan. Er geht mir aus dem Weg. Du bist noch viel zu schwach, und wenn ich ehrlich bin, ist er vermutlich sogar stärker als ich. Auf der Lichtung wird er es nicht wagen, uns anzugreifen. Er weiß nicht, ob ich noch andere aus unserem Clan zu Hilfe gerufen habe. Dort können wir ungestört trainieren. Du musst sehr schnell lernen, um besser zurechtzukommen. Sammy wird nicht lange fackeln.« Kai wischte Naomis Tränen von ihrer Wange. »Wir sollten uns ausruhen. Heute Nacht beginnt dein Training.«
    Naomi nickte. »Kai. Hattest du Hilfe? War dein Vater oder deine Mutter wie wir?«
    Kai schüttelte den Kopf. »Ich musste da auch alleine durch. Je mehr sich unser Blut mit dem der Menschen vermischt, desto seltener geben wir diese Gene weiter. Es überspringt immer mehr Generationen. Irgendwann sterben wir aus.« Er legte sich auf das Sofa, wickelte eine Decke um sich. »Im Grunde ist mir das egal. Es ist nämlich kein einfaches Leben. Und jetzt geh schlafen.« Er drehte den Kopf zur Seite. »Du kannst mein Bett haben.«
     
    Bevor Kai sich wegdrehte, sah Naomi den Schatten, der sich über sein Gesicht gelegt hatte. Sie starrte auf Kais Hinterkopf. Kai war zwar bedeutend älter als sie, aber er sah gut aus, war nett und könnte mit Sicherheit Freunde finden. Er musste nicht alleine bleiben. Seine Trauer schien tief. Hatte er seine Liebe gefunden und wieder verloren? Warum? Eine Woge des Mitgefühls stieg in ihr auf. Zu gerne hätte sie nachgefragt. Seine Augen wirkten oft so traurig, so sorgenvoll. Gerade eben waren es nicht nur die Augen gewesen. Sein

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