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Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Bidell
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ähnelt die Statur eher einer größeren Wildkatze. So wie bei dir. Du bist noch sehr klein, aber das ändert sich mit der Erfahrung. Mit jeder Verwandlung wirst du größer werden. Du wirst an körperlicher Stärke und auch an Wissen zulegen. So können wir unterscheiden, wer Hilfe und Anleitung benötigt, und wer gut auf sich alleine achten kann.« Kai massierte sich die Schläfen. »Der eigentliche Fluch ist aber nicht die Verwandlung, sondern das Geheimhalten unserer Existenz vor der Außenwelt.«
    Naomi verstand nicht. »Wenn es aber nur eine Familie betraf, was hat das dann mit mir oder mit dir zu tun?«
    »Es ist viele hundert Jahre her. Damals betraf es nur diese eine Familie. Aber auch diese Kinder wurden erwachsen, verliebten sich, heirateten und bekamen Kinder, die mit demselben Fluch zu kämpfen hatten. Es bildeten sich sieben Clans, die zunächst in ihrer Heimat blieben. Aus Angst und Scham hielten sie den Fluch geheim. Die menschlichen Ehepartner hätten zu damaligen Zeiten den Verfluchten mit Sicherheit getötet. Die Menschen waren noch viel abergläubischer als heute, wo keiner mehr an Dämonen und Flüche glaubt. Denke nur mal an die Hexenverbrennung im Mittelalter. Unbequeme Menschen wurden einfach so verbrannt. Was glaubst du, was die Leute angestellt hätten, wenn sich jemand bei Vollmond in einen Panther verwandelt?«
    Kai stand auf, um eine Flasche Wasser aus der Küche zu holen. Naomi atmete tief durch und wartete. Auf ihrer Stirn zeigte sich eine tiefe Falte, die sich immer bildete, wenn sie versuchte, ihre Gedanken zu sortieren. So sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte sich nicht vorstellen, wie Roman reagieren würde. Er würde sie für verrückt erklären. Sie selbst hatte nicht daran geglaubt. Wie musste es für die Menschen damals gewesen sein? Sie hätten den Teufel persönlich vermutet. »Und trotzdem haben sie geheiratet? Das war leichtsinnig, oder nicht?«
    Kai schenkte das Wasser in zwei Gläser. »Sie konnten nicht anders. Wir Katzenmenschen verlieben uns nur ein einziges Mal. Und das in einen normalen Menschen. Die Sehnsucht nach diesem Menschen ist so groß, dass wir das Risiko eingehen.«
    »Wie meinst du das?« Naomi nippte an ihrem Wasser.
    »Jeder von uns findet den einen Menschen, der zu ihm passt. Entweder wir wagen es zu heiraten und versuchen, unser Geheimnis zu wahren, oder uns wird immer der Sinn im Leben fehlen. Wir müssen sehr vorsichtig sein. Es gibt einige Regeln, die nicht gebrochen werden dürfen. Deine Urgroßmutter hat einen Verstoß begangen und euch in große Gefahr gebracht. Vielleicht ist sie deswegen verschwunden. Sie ging, um ihre Familie und sich selbst nicht zu gefährden. Vielleicht wurde sie aber auch getötet. Weißt du, wie dein Urgroßvater reagiert hat?«
    Naomi überlegte. Das Gespräch war schon einige Wochen her, und sie rief sich jedes Detail in Erinnerung. »Leandra ist heute noch wütend auf ihren Vater, weil er nicht nach Romina gesucht hatte. Er kann seine Frau nicht sehr geliebt haben, ansonsten wäre ihm ihr Verschwinden nicht so gleichgültig gewesen.«
    »Romina hat ihn geschützt. Und sich. Sie wollte nicht gefunden werden. Er muss geahnt haben, dass etwas nicht mit ihr stimmte. Vielleicht wusste er sogar alles. Als Romina ihn im Schlaf geküsst hat, war die Liebe weg und nur noch eine vage Erinnerung daran spürbar. Nur so kann man sich diese Reaktion erklären.«
    Naomi sprang auf. »Der Kuss des Vergessens!«
    »Das weißt du also auch?«, fragte Kai.
    Naomi nickte. »Ja. Das kam mir aber so schräg vor, dass ich es ganz vergessen habe.«
    »Vom Kuss des Vergessens gibt es verschiedene Überlieferungen. Bei manchen Menschen löscht dieser Kuss das komplette Gedächtnis an den Partner aus, bei anderen verursacht er ein Gefühl von Gleichgültigkeit. Es gab eine Mutter mit zwei Kindern. Sie küsste ihren Ehemann, nachdem er sie eines nachts beobachtet hatte und löschte mit dem Kuss fast alle Erinnerungen und Gefühle an sie aus. Seine Freunde fragten nach Frau und Kindern. Seine Antwort war nur, sie seien fortgegangen. Es schien ihm egal zu sein. Die Auswirkungen des Kusses hängen vermutlich mit den Gedanken zusammen, die wir in diesen Kuss legen.«
    »Du hast den Kuss nie angewandt?« Naomi war neugierig geworden. »Warst du noch nie verliebt?« Der Gedanke, sich nur ein einziges Mal verlieben zu können, war ihr unheimlich. Sicher, es gab Menschen, die niemals ihr Herz verloren, aber es gab auch welche, die sich durchaus

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