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Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Bidell
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Nacht war wieder präsent. Sie strampelte die Decke weg. Romans Gesicht tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Der Anruf war überfällig. Er würde sich um sie sorgen. Vielleicht wäre er auch wütend auf sie, weil sie ohne ein Wort verschwunden war. Auf jeden Fall musste sie ihn anrufen. Die Geräusche aus der Küche lockten sie an. Eine Tasse Kaffee würde ihr gut tun.
    Mit einem Seufzer schwang sie die Beine aus dem Bett. Für einen kurzen Moment blieb sie ruhig darauf sitzen. Alles kam ihr noch wie ein Traum vor. Sie saß in einem fremden Zimmer, hatte dort geschlafen und wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich hilflos. Geradezu ausgeliefert. Ihre Kratzwunden juckten. Sie zog ein Hosenbein hoch. Rote Striemen zierten ihre Beine. Behutsam fuhr sie darüber. Die aufgerissenen Stellen schienen oberflächlich zu sein. Um sich die Krusten nicht aufzureißen, ignorierte sie den Juckreiz und zog die Hose wieder darüber. Zu allererst würde sie sich einen Kaffee genehmigen, und dann musste sie Roman anrufen.
    Kai stand in der Küche und hielt zwei Kaffeebecher in den Händen. Er streckte ihr einen entgegen. »Ich wollte ihn dir gerade bringen. Wie geht es dir?«
    Naomi nahm den Becher und zuckte mit den Schultern. »Ich bin okay.« Um Kais Blick auszuweichen, ging sie ins Wohnzimmer. »Hast du eigentlich ein Telefon?« Sie blickte sich suchend um.
    »Dein Freund muss warten.« Kai kam auf sie zu. »Dazu ist keine Zeit. Was willst du ihm denn sagen?«
    Naomi nippte am Kaffee. Das wusste sie selbst noch nicht. Im Moment wünschte sie sich nur, Romans Stimme zu hören. Er war die Wirklichkeit. Das einzig Echte in ihrem verkorksten Leben.
    »Das dachte ich mir«, sagte Kai.
    »Du weißt auch alles, was?« Naomi ging zum Fenster und starrte in die untergehende Sonne. »Zumindest bildest du es dir ein.«
    »Nun sei mal nicht so feindselig.« Kai legte seine Hand auf ihre Schulter. »Keiner hat behauptet, dass es leicht wäre.«
    Naomi schwieg. Er meinte es gut. Trotzdem wollte sie mit Roman sprechen. Ihm alles erklären. Kai drückte aufmunternd ihre Schulter. »Du willst mit ihm sprechen, was ich verstehe. Aber du darfst ihm nichts über uns verraten. Also, wie willst du dein Verschwinden erklären?«
    Kai traf ins Schwarze. Sie wusste es nicht. »Kann ich wenigstens in mein Studio, um mir Schuhe zu holen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Zu riskant. Roman könnte dort auf dich warten. Dafür fehlt uns auch die Zeit.« Kai betrachtete den dunkler werdenden Himmel. Die Sonne war untergegangen. Bald ginge der Mond auf. »Du solltest noch etwas essen, bevor wir gehen.«
    Naomis Magen war zugeschnürt. Keinen Bissen bekäme sie hinunter. »Ich kann nicht. Werden heute noch andere kommen?«
    Kai wandte sich ab. Naomi starrte auf seinen Rücken. Antwort erhielt sie keine. Wie war Leandras Lieblingsspruch? Keine Antwort ist auch eine Antwort. Sein Schweigen bedeutete ein Nein. Und Sammy? Würde er sich zeigen? Naomi trank ihre Tasse leer. Ihr Gefühl sagte ihr, dass Sammy nicht kommen würde. Wegen Kai. Damit behielte Kai Recht. Sammy war nicht wirklich ihr Freund. Es ging nicht in ihren Kopf, warum er ihr bisher geholfen hatte. Ein Spiel hatte Kai es genannt. Doch mit welchem Ziel?
    Kai nahm zwei Sweat-Shirts aus dem Schrank. Er reichte ihr eines, und sie zog es sich über. Obwohl Kai kleiner als sie war, schlabberte das Kleidungsstück um ihren Körper. Wortlos verließen sie das Haus.
    Kai öffnete ihr die Autotür. Er fuhr einen dunklen Wagen. Es war dasselbe Modell, das sie auf der Fahrt nach Bangor im Rückspiegel gesehen hatte. Dasselbe Fahrzeug hatte auch vor ihrem Haus gestanden. Kai hatte sie tatsächlich verfolgt. Deshalb war er ihr auch im Fahrstuhl so bekannt vorgekommen. Ihre Wege hatten sich in der letzten Zeit mehrfach gekreuzt, ohne dass sie es bemerkt hatte.
    Kai startete den Wagen. Er fuhr aus der Stadt hinaus. Seine Gelassenheit beruhigte Naomi ein bisschen. Trotzdem schlug ihr Herz ebenso laut wie am Vorabend. Ihr Pulsschlag pochte deutlich spürbar und immer schneller. »Ist dieses Blutrauschen in den Ohren normal?«
    Kai nickte. »Man gewöhnt sich daran. Auch an die Hitzewallungen und das Gefühl der Enge.« Kai stellte den Wagen am Waldrand ab. »Du wirst sehen. Es ist nur das erste Mal wirklich schlimm, weil du nicht weißt, was passiert. Außerdem bin ich dieses Mal bei dir.«
    Naomi folgte ihm durch den Wald. Sie kamen aus einer ihr unbekannten Richtung. Naomi

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