Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)
verabredet.« Er sah auf seine Armbanduhr. »Und jetzt ist es kurz nach sechs.« Roman ging auf sie zu. »Du hast mir aber einfach gefehlt.«
Naomi schmiegte sich in seine Arme, hob den Kopf und küsste ihn. »Und du mir. Unheimlich sogar. Lass uns hochgehen. Ich muss noch duschen, dann können wir los.«
Nur mit einem Handtuch umwickelt, kam Naomi aus der Dusche. »Ich bin gleich soweit.«
»Ich bin aber jetzt schon hungrig.« Roman fläzte auf dem Bett und blinzelte ihr zu. »Und du siehst einfach zum Anbeißen aus.«
Roman stand auf. Naomi lachte, als er sie auf das Bett zog und niederküsste.
*
Der Morgen dämmerte, als Sammy das Cottage erreichte. Die Straßenlaternen waren immer noch angeschaltet, und er suchte sich eine dunkle Ecke unter einer Pinie, von der er den Eingang gut im Blick hatte. Früher war Cassidy eine Frühaufsteherin gewesen. Sollte sich an ihren Gewohnheiten nichts geändert haben, würde er nicht lange warten müssen. Er nippte an seinem Kaffee und wartete.
Die Straßenbeleuchtung ging aus. Sechs Uhr dreißig. Der Himmel klarte auf, und es versprach, ein sonniger Tag zu werden. Sammy trank den letzten Schluck, als sich die Tür von Cassidys Cottage öffnete. Sie trug einen Rucksack und Outdoor-Kleidung, feste Schuhe und eine Baseball-Kappe. Sammy lachte und schlug vor Begeisterung mit der flachen Hand auf das Lenkrad. Auf Cassidy war Verlass. Aus dem Rucksack baumelten dicke Seile. Allem Anschein nach würde sie klettern gehen. Sammys Herz schlug schneller. Es hämmerte hart in seiner Brust. Besser hätte er es nicht planen können. Ein Unglück in den Bergen. Wie tragisch. Armer Kai. Sammy lachte auf. Endlich kam wieder Bewegung in die ganze Sache. Die letzten Monate waren viel zu langweilig gewesen.
Sammy folgte Cassidy. Die verschlungenen Wege waren ideal für eine Verfolgung. Sein Wagen verschwand immer wieder hinter den Kurven, um später wieder aufzutauchen. Es gab keine andere Straße, und warum sollte Cassidy auch misstrauisch werden, nur weil ein Wagen hinter ihrem fuhr?
Es waren nur wenige Meilen bis Otter Creek. Cassidy fuhr durch den Ort und bog am Schild ab, das den Weg zum Otter Cliff auswies. Der Parkplatz war noch menschenleer. Sammy stellte seinen Wagen in einem Feldweg ab, um nicht von ihr gesehen zu werden. Zwei Menschen, die gleichzeitig auf einem verlassenen Platz ankamen, ließen selbst den größten Trottel aufmerksam werden. Sie sollte ihn nicht sehen.
Sammy schlich den Weg entlang. Durch die Büsche beobachtete er, wie Cassidy sich einen Klettergurt über ihre Hosen zog und festschnallte. Sie wuchtete den Rucksack auf ihren Rücken und marschierte los. Sammy folgte ihr.
Der Aufstieg war steil. Sammy schwitzte, wischte sich den Schweiß mit dem Ärmel aus dem Gesicht. Plötzlich tauchte vor ihm eine Straße auf. Schmal und mit einer kleinen Steinmauer begrenzt. Die andere Seite war von aufsteigenden Felsen eingefasst. Cassidy ging auf der abschüssigen Straßenseite entlang. Sammy folgte ihr. Er warf einen Blick über die niedrige Mauer. Der Hang fiel fast senkrecht ab. Nur wenige Pinien klammerten sich an den steinigen Abhang. Tief unterhalb klatschte der Ozean gegen die Schieferfelsen. Es würde leichter werden, als angenommen.
Cassidy setzte sich auf einen Mauerstein, öffnete den Rucksack und zog Seile, Klettersteigsets, Karabiner, Klemmkeile und anderes Zubehör heraus. Hinter ihr färbte sich der Himmel blau. Sie hatte sich an eine Stelle gesetzt, die steil nach unten ging; zu steil sogar für die allgegenwärtigen Pinien. Sammy sah sich um. Er lauschte auf ein Motorengeräusch. Jeden Moment könnte ein Fahrzeug kommen. Doch alles lag verschlafen da. Nur ein paar Vögel begrüßten zwitschernd den Morgen. Sammy trat auf die Straße, ging mit flotten Schritten an der Mauer entlang. Er nahm die Arme hoch und bewegte sie, die Hände zu Fäusten geballt, mit jedem Schritt rhythmisch im Wechsel auf und ab. Auf Cassidy musste er den Eindruck eines Walkers machen, der, wie sie, gerne zu früher Stunde unterwegs war. Cassidy lächelte ihn an, als er vor ihr stoppte.
»Willst du etwa hier hinunter?«, sprach er sie an.
Cassidy drehte sich um, sah hinunter zum Meer. Als sich wieder zu ihm drehte, veränderte sich der Ausdruck in ihren Augen. Sie hatte Sammy erkannt. Nach nur wenigen flüchtigen Begegnungen vor sechs Jahren, erkannte sie ihn tatsächlich wieder. Sammy zögerte nicht länger. Er versetzte Cassidy einen harten Schlag auf das Kinn. Der
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