Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Bidell
Vom Netzwerk:
Bitte nicht.
    Alice riss die Augen auf. »Du kanntest sie?«
    Naomi würgte erneut. Dieses Mal schaffte sie es nicht, die plötzliche Übelkeit niederzukämpfen; sie übergab sich mitten in die Sporthalle.
     
    *
     
    Kai öffnete nicht. Keine Reaktion auf ihr Klingeln, auch sein Handy war abgeschaltet. Naomi ging ratlos vor seinem Haus auf und ab. Es war nur ein Unfall, redete sie sich ein. Nur ein tragischer Unfall. Woher hätte Sammy wissen sollen, wo sich Cassidy aufhielt? Es war unmöglich. Kai hatte gesagt, er sei sehr vorsichtig gewesen. Also kann Sammy gar nichts von ihr gewusst haben. Es kann gar nicht sein. Es muss ein Unfall gewesen sein. Sammy ist weg, abgehauen. Eine leise Stimme rührte sich. Und was ist, wenn nicht? Wenn Sammy doch von Cassidy gewusst hatte? Dann ist Roman in Gefahr. Du bringst Roman in Gefahr. Naomi schüttelte energisch den Kopf, um der Stimme Einhalt zu gebieten. Es war nur ein Unfall. Sie wählte erneut Kais Nummer. Dieses Mal klingelte es. Er nahm aber nicht ab. Sie setzte sich auf den Randstein und wartete. Sie wartete den ganzen Nachmittag, die halbe Nacht. Kurz nach zweiundzwanzig Uhr kam Kai vor seinem Apartment an. Naomi erkannte den Wagen sofort. Schnell war sie auf den Beinen und lief auf ihn zu. »Wie geht es ihr?«
    Kai ging wortlos an ihr vorbei. Er sah sie überhaupt nicht an. Seine Augen waren rot und verschwollen. Es war unübersehbar, dass er geweint hatte. Heftig geweint.
    Naomi folgte ihm schweigend. Sie legte ihre Hand auf seine Schulter. Er ließ es geschehen. Mechanisch schloss er die Tür zum Apartment auf, ging in die Küche und holte eine angebrochene Flasche Whisky hervor. Er trank direkt aus der Flasche.
    »Kommt sie wieder in Ordnung?«, fragte Naomi. Sie ließ die Schultern hängen, ratlos, was sie ihm hätte sagen können.
    Kai setzte die Flasche erneut an; trank sie leer und warf sie mit Wucht gegen die Wand.
    Naomi schreckte zusammen. Sie sah ihn einfach nur an. Sein Blick war stumpf, wütend, traurig, verzweifelt, voller Hass. Alles auf einmal. Dieser Blick verriet ihr, dass Cassidy tot war. Sie schlug die Hände vor die Augen, drehte sich weg und weinte. Der modrige Whiskygeruch und die Gewissheit, dass Kais Freundin tot war, ließen ihren Magen rebellieren. Sie hielt sich die Hand vor den Mund, rannte auf die Toilette und würgte, bis nichts mehr kam.
    »Bist du in Ordnung?«, fragte Kai durch die geschlossene Tür.
    Naomi spülte sich den Mund aus und wusch sich ihr Gesicht, bevor sie ins Wohnzimmer zurückkehrte. »Ist schon das zweite Mal heute.«
    Kai kauerte zusammengesunken auf dem Sofa. Naomi setzte sich neben ihn. »Denkst du, dass Sammy dahintersteckt?«
    Kai schnaubte zornig. »Was glaubst du denn? Dass sie über ihre Füße gestolpert und in den Abgrund gestürzt ist?«
    »Möglich wäre es doch, oder?« Naomi gab die Hoffnung immer noch nicht auf, dass Sammy verschwunden war und nichts mit alldem zu tun hatte.
    »Sicher«, sagte er. »Das würde dir so passen, nicht?« Kai sprang auf die Beine. »Wie bequem. Unfälle passieren nun mal. Das ist bequemer, als zuzugeben, dass man selbst Schuld hat, weil man zu schwach war. Zu schwach, um zu gehen, zu schwach, um zu beschützen, zu schwach, um etwas zu ändern.« Kai trat gegen die Schlafzimmertür. Das Türblatt zersplitterte. »Kapier doch endlich! Es ist immer unsere Schuld!« Kai biss sich so heftig auf die Lippen, dass sie bluteten. »Meine Schuld«, flüsterte er. Blut lief über sein Kinn. Er bemerkte es nicht. »Und bei Roman wird es deine Schuld sein.« Er ging in sein Schlafzimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
    Naomi saß auf dem Sofa. Wie sollte es nur weitergehen? Ihre Augen füllten sich mit Tränen.

Achtzehn
     
    Naomi umarmte ihre Freundin zum Abschied. In zehn Tagen würde Alice nach Barcelona fliegen. Die letzten Tage wollte sie bei ihren Eltern verbringen. Naomi freute sich für ihre Freundin, trotzdem würde sie ihr fehlen. Alles war so kompliziert geworden. Kai verbarrikadierte sich in seinen vier Wänden, trank vermutlich zu viel und war ganz krank vor Trauer. Naomi ging täglich zu ihm, doch er machte die Tür nicht auf. Selbst Roman fiel Naomis verändertes Verhalten auf. Ständig sah sie sich um, auf der Suche nach etwas, was er nicht verstand. Auch war ihr ständig übel. Mehrfach hatte er schon gefragt, warum sie so nervös sei. Am Wohlsten fühlte sie sich in Romans Wohnung. Dort war Sammy noch nie gewesen, und die gemütliche Atmosphäre wurde nicht durch

Weitere Kostenlose Bücher