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Im Schatten des Palazzo Farnese

Im Schatten des Palazzo Farnese

Titel: Im Schatten des Palazzo Farnese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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ausgedrückt.«
    »Ermüden Sie mich nicht damit, Paul, ich werde mir immer zu helfen wissen. Es ist nicht der erste Auftrag, den ich ablehne.«
    »Valhubert gedenkt mich für Ihre Weigerung verantwortlich zu machen. Das bedeutet, daß Sie mit Ihrer Karriere zugleich auch meine zerstören.«
    Valence lachte kurz.
    »Ich habe also ein Recht, es zu erfahren«, fuhr Paul fort. »Warum lehnen Sie den Auftrag ab?«
    Paul preßte die Kiefer zusammen. Niemand pflegte Richard Valence je eine direkte Frage zu stellen. Valence konnte beschließen, zu antworten, konnte aber auch beschließen, einen nie wiederzusehen, das kam ganz drauf an. Und worauf das ankam, hatte noch niemand herausgefunden. Im vorliegenden Fall sagte Valence nichts, er atmete nur in den Hörer.
    »Es gibt nur zwei Gründe, die Sie daran hindern könnten, diese Untersuchung zu übernehmen«, fuhr Paul fort. »Der erste wäre, tot zu sein. Sind sie tot, Valence?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Der zweite wäre, befangen zu sein.«
    »Genau das ist es. Ich kenne das Opfer.«
    »Tut mir leid. War er ein Freund?«
    »Nein. Ich habe ihn vor sehr langer Zeit gekannt, vor mindestens achtzehn Jahren.«
    »Vor achtzehn Jahren? Und das nennen Sie ›das Opfer kennen‹? Was ist mit seinem Sohn? Und seiner Frau? Haben Sie auch die Familie gekannt?«
    »Die Frau habe ich gesehen. Soweit ich mich an sie erinnere, ist sie der Typ des Weiblichen schlechthin. Ich wußte nicht, daß es einen Sohn gibt. Wichtig ist allein, daß ich keine Lust habe, mich um den Tod von Monsieur Henri Valhubert zu kümmern, Paul. Es ödet mich an. Und ausnahmsweise werde ich das Gesetz befolgen: Man mischt sich nicht in einen Kriminalfall, wenn man einen der Beteiligten kennt, so flüchtig es auch sein mag. Das ist eine Frage des Berufsethos, das können Sie dem Minister sagen.«
    »Das ist doch absurd, Valence.«
    »Ich hänge jetzt auf, Paul, ich habe zu tun. Übernehmen Sie den Auftrag, Sie schaffen das sehr gut.«
    »Nein. Nur Sie können es machen, und niemand anderes.«
    Valence lachte.
    »Sie sind feige, Valence. Sie greifen nach dem erstbesten Vorwand, um einem Auftrag aus dem Weg zu gehen, bei dem Sie fürchten, keinen Erfolg zu haben, weil Sie seit Jahren nicht mehr im Gelände operieren, im Zentrum echter Verbrechen mit echtem Blut, und sich statt dessen weit entfernt von den Ereignissen damit vergnügen, zu theoretisieren und kiloweise Papier zu produzieren, an dem nie Blut klebt. So was widert Sie inzwischen an, Sie sind nicht mehr wie früher.«
    »Sie sind ein Dreckskerl, Paul, und ein Idiot.«
    Dann schwieg Valence einen Moment. Paul versuchte, an Estebán zu denken.
    »Abfahrtszeit des Zuges nach Rom?«
    »In einer Dreiviertelstunde.«
    »Sagen Sie dem Minister, daß ich fahre. Daß ich spätestens in vierzehn Tagen mit dem abgeschlossenen Fall zurückkomme. Daß ich mit einem Koffer voller Blut, Gedärm und Tränen zurückkomme, den ich auf Ihren beiden Schreibtischen ausleeren werde – und ich werde genug davon ausleeren, um Sie zum Kotzen zu bringen.«
    »Viel Glück, Valence.«
    Als Paul auflegte, zitterten seine Hände ein wenig, nicht so sehr, weil es ihm gelungen war, Richard Valence in Bewegung zu setzen, sondern wegen der Brutalität des Gesprächs. Dieser Typ hatte ihn immer angezogen und abgestoßen. Jetzt hatte er es geschafft, ihn nach Rom zu schikken. Er brauchte nur noch den Koffer mit dem Gedärm abzuwarten. Valence war ein Mann mit Geschmack und mochte kein Gedärm. Paul hätte in diesem Moment nicht mit ihm tauschen wollen.

10
    Inspektor Ruggieri, der Claudius Valhubert und seine beiden Freunde auf Ersuchen der italienischen Regierung am späten Vormittag hatte freilassen müssen, beschloß, dem Franzosen, den man ihm von Mailand schickte, um ihn am Arbeiten zu hindern, das Leben schwer zu machen. Die Anweisung lautete: Falls man etwas Unkorrektes in dem Fall aufspüren würde, sollte alles niedergeschlagen und erklärt werden, man habe nichts gefunden, der Mann sei irrtümlich getötet worden, wahrscheinlich habe der Mörder ein anderes Opfer im Visier gehabt. Außerdem sollte man sagen, die italienische Polizei sei unfähig gewesen, den Fall zu klären, darum habe man ihn zu den Akten gelegt.
    Der Mann, der in seinem Büro vorstellig wurde, war allerdings nicht der erbärmliche Wicht, den er sich als Gegner erhofft hatte. Es war eine große blasse Gestalt mit dichtem schwarzem Haar, einem massigen Körper und bemerkenswertem Blick, in dem Ruggieri nicht die

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