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Im Schatten des Palazzo Farnese

Im Schatten des Palazzo Farnese

Titel: Im Schatten des Palazzo Farnese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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man gar nicht erst anfängt, von meinem Neffen zu reden. Er ist ein schwieriger Junge und fähig, uns Ärger mit der italienischen Polizei einzuhandeln. Um das zu verhindern, muß man Publicity und Journalisten bremsen. Es wäre ein Desaster. Ich will das unter keinen Umständen, Paul!«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie das möglich sein sollte, es sei denn, man findet den Mörder im Laufe des heutigen Tages. Außerdem ist Sonntag.«
    »Sie verstehen mich nicht. Der Mörder, der meinen Bruder getötet hat, ist mir völlig egal. Ich wünsche nur, daß man nicht darüber spricht. Ist das klar?«
    »Völlig. Aber die französische Polizei runterzuschicken wird die Dinge erschweren. Ein Autoritätskonflikt mit den Italienern ist noch schlimmer.«
    »Ich dachte an Richard Valence«, unterbrach ihn Édouard Valhubert. »Er ist doch im Augenblick dienstlich in Mailand?«
    »Richtig. Er erstellt einen Bericht über Möglichkeiten und Formen gerichtlichen Vorgehens gegen das Milieu.«
    »Sehr gut. Wir werden Richard Valence nach Rom schikken. Das erscheint ganz natürlich, da er fast schon vor Ort ist. Und da er nicht Polizist ist, gibt es auch keine Konfrontation. Valence wird wissen, wie man es anstellt. Er ist ein erstklassiger Jurist. Außerdem weiß ich, daß er dienötige Überzeugungskraft hat, damit man ihm gehorcht, ohne daß es Aufsehen erregt. Er ist ein Mann, der nicht schnell aufgibt und der vor allem nicht redet.«
    »Gewiß.«
    »Benachrichtigen Sie ihn sofort. Er soll auf der Stelle Mailand verlassen und sich in besonderer Mission nach Rom begeben. Er soll die Sache in die Hand nehmen, so schnell wie möglich erledigen und dafür sorgen, daß nichts über die befugten Kreise hinaus nach außen sickert. Beeilen Sie sich, Paul, es ist sehr dringend.«
    »Das ist bereits getan, Herr Minister. Ich hatte Richard Valence vorhin am Telefon. Er lehnt ab.«
    »Was sagen Sie?«
    »Er lehnt ab.«
    Édouard Valhubert kniff die Augen zusammen.
    »Sie sind mit Richard Valence befreundet, nicht wahr?«
    »In gewisser Weise.«
    »Ich hoffe also für Sie wie für ihn, daß er in zwei Stunden in Rom ist. Für diesen Auftrag mache ich Sie persönlich verantwortlich.«
    Édouard Valhubert erhob sich und öffnete seinem Sekretär die Tür.
    »Im Grunde, glaube ich, ist es ein Befehl«, fügte er hinzu.

9
    Richard Valence legte sich den Hörer über die Schulter. Er schloß die Augen und hörte auf das entfernte Knistern von Pauls Stimme.
    »Ich war heute morgen recht deutlich, Paul«, erklärte er. »Hoffen Sie, mich umzustimmen?«
    »Es ist ein Befehl des Ministers, Valence.«
    »Sagen Sie ihm, er soll sich zum Teufel scheren. Ich empfange keine Befehle.«
    Paul preßte die Hand um den Hörer. Er spürte deutlich, daß Richard Valence ihm nicht aufmerksam zuhörte. Irgend etwas anderes machte er nebenher, er las Zeitung oder beantwortete seine Post. Valence zu widersprechen war eine anstrengende Angelegenheit. Das Gute am Telefon war zumindest, daß er seinem Blick nicht trotzen mußte.
    Paul starrte an die Decke seines Büros.
    »Sie haben unrecht, Valence. Sehr unrecht. Sie setzen sich damit so in die Nesseln, wie Sie das in Ihrer ganzen Karriere noch nicht getan haben.«
    Er hörte einen Ausruf. Er mußte nicht in Mailand sein, um zu wissen, welche Wirkung seine Hartnäckigkeit auf Richard Valence haben würde. Paul dachte an die Insekten, die in der Nähe seines Hauses in Spanien um den schwarzen Stier surrten. Gewiß, diese Sache mit den Insekten und dem schwarzen Stier war ein ziemlich billiger Gedanke, aber er konnte nicht umhin, ihn jedes Mal zu denken, wenn er so mit Valence redete. Und umgekehrt konnte er nicht umhin,jedes Mal an Valence zu denken, wenn er den Stier in Spanien besuchte. Der Stier heißt Estebán. Paul liebt diesen Stier und mag die Vorstellung nicht, daß Estebán eines Tages vor ihm sterben wird. Es bedarf sehr vieler, sehr beharrlicher Insekten, um Estebán zu erschüttern. Nach einer vielleicht einstündigen Attacke beginnt das mächtige Tier seinen Leib zu bewegen. Es ist eine beängstigende, schwere Masse. Die Linie seiner Wirbel zeichnet seinen Rücken, man würde sie gern mit den Fingern nachzeichnen, nur so. Aber im letzten Moment läßt die Linie dieses Rückens oder auch die Bewegung der Hörner einen zurückschrecken. In der Tat, Valence läßt einen zurückschrecken.
    »Wenn Sie diesen Auftrag nicht auf der Stelle annehmen, sind Sie erledigt, Valence. Valhubert hat sich sehr klar

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