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Im Schatten des Palazzo Farnese

Im Schatten des Palazzo Farnese

Titel: Im Schatten des Palazzo Farnese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Gesicht des Toten und wandte dann langsam den Kopf ab.
    »Ja, das ist er«, sagte sie mit ernster Stimme. »Sind wir hier fertig?«
    Sie trat ihre Zigarette auf dem Boden aus und nahm die nächste aus der Schachtel. Ruggieri ließ sie gewähren.
    »Ja. Sie können nach Hause gehen«, sagte er. »Alles Weitere sehen wir morgen. Das Auto wartet draußen auf Sie.«
    Er schüttelte unzufrieden den Kopf. ›Das Auto wartet draußen auf Sie‹, etwas anderes war ihm nicht eingefallen. Als ob das Auto drinnen auf sie warten könnte.
    Sie nickte ihm zu und verließ mit großen, unsicheren Schritten den Raum.
    Als Ruggieri allein war, zog er mechanisch das Tuch wieder über den Kopf des Toten. Man mußte zugeben, Laura Valhubert hatte ihn berührt, das mußte man wirklich zugeben. Nicht, weil sie Witwe und erschüttert war, sondern allein durch ihre Art, sich zu geben, das hatte was. Er hätte sie gern getröstet und um die Schulter gefaßt, was er in ähnlichen Situationen meist ganz mechanisch zu tun pflegte. Ruggieri mochte Gesten, vor allem nachdrückliche Gesten. Aber um nichts in der Welt hätte er an diesem Abend eine solche Geste gewagt. Da waren Claudius, Tiberius und Nero, die diese Frau wie den Messias erwartet hatten. Dann das verstörte Gesicht von Claudius vorhin am Bahnhof, sein Tränenausbruch, Lauras Hand in seinem Haar und die Worte, die sie ihm ins Ohr geflüstert hatte. Etwas wie: »Da stehen wir nun wie zwei Idioten, mein kleiner Engel, was haben sie mit deinem Vater gemacht?« Natürlich. Jetzt verstand er diese ganze Ungeduld um ihreAnkunft besser. Vielleicht war Henri Valhubert ja durchaus wegen eines gestohlenen Michelangelo umgebracht worden, das änderte jedoch nichts daran, daß seine Frau ganz gewiß einige unmögliche Leidenschaften ausgelöst hatte, das mußte man zweifellos mit berücksichtigen. Inspektor Ruggieri hatte eine Schwäche für unmögliche Leidenschaften, da er selbst schon dreieinhalb davon hinter sich gebracht hatte, zugleich aber auch einen leichten Abscheu davor.
    In der Stille war zu hören, wie die Tür ins Schloß fiel, und Ruggieri hob den Kopf. Richard Valence durchquerte den Raum. Es war ein gekachelter Raum, in dem alles stark widerhallte.
    »Sie kommen zu spät«, bemerkte Ruggieri. »Sie ist gerade wieder gegangen.«
    »Reaktion?«
    »Starre und ein leichtes Grausen. Körper gespannt, unsicheres Gleichgewicht, Zittern der Finger und der Lippen, heisere Stimme, zwei Zigaretten. Nichts Auffälliges, nur ein gewisses Bemühen, aufrecht zu bleiben. Sie war sehr schön.«
    »Ist das von Bedeutung?« unterbrach ihn Valence.
    »Meiner Ansicht nach von enormer Bedeutung«, erwiderte Ruggieri grob.
    »Ach ja?«
    Valence zog unvermittelt das Tuch zurück. Der Anblick des Gesichts war schwer zu ertragen.
    »Es dürfte Männer gegeben haben, die ihretwegen den Verstand verloren haben«, meinte Ruggieri.
    »Und?«
    »Dann können sie töten.«
    Valence zuckte mit den Achseln. Ruggieri beobachtete ihn stumm.
    »Was ist, Ruggieri? Versuchen Sie herauszufinden, obdieses schreckliche Gesicht auch mich erzittern läßt? Und was würden Sie daraus schließen? Hier ist meine Hand, wenn es Ihnen Spaß macht. Beobachten Sie sie, solange Sie wollen …«
    »Ich bitte Sie, Monsieur Valence. Wir werden dieses Spiel doch nicht unter uns spielen. Sie sind abgehärtet, niemand zweifelt daran.«
    »Das ist ein Fehler, Ruggieri. Ich bin unbeteiligt, das ist alles. Und was Laura Valhubert betrifft, so ist es gleichgültig, ob ihre Finger zittern oder nicht: Wir erkennen daraus nur, daß sie nicht unbeteiligt ist. Aber man darf Erschütterung nicht mit Schwäche verwechseln, und Schwäche nicht mit Unschuld. Verstehen Sie, Ruggieri? Selbst Wölfe zittern.«
    »Warum sagen Sie das alles?«
    »Ich sage es ganz allgemein, und weil Laura Valhubert Sie binnen weniger schweigsamer Minuten bereits in Verwirrung gestürzt hat. Ich warne Sie vor sich selbst, das ist alles. Es geht um einen Mord. Dabei ist es egal, ob sie der Typ des Weiblichen schlechthin ist oder nicht.«
    »Sie war zum Zeitpunkt der Tat in Frankreich«, bemerkte Ruggieri etwas härter.
    Dieser Typ, der am Morgen angekommen war, würde ihm doch wohl keine Lektion über Bullen und das ewig Weibliche erteilen.
    »Das weiß ich sehr gut!« erwiderte Valence lächelnd. »Es war rein theoretisch gesagt, beruhigen Sie sich. Eine beiläufige Demonstration der Verwundbarkeit von Ermittlern.«
    »Und wenn wir es heute abend dabei belassen

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